Das ramponierte Lichtband des Kunstmuseums wird für mehr als eine Million Euro überdeckt. Der Entwurf findet breite Zustimmung.

Stuttgart - Seit der Eröffnung des Kunstmuseums im Frühjahr 2005 ist der Kleine Schlossplatz ein städtisches Sorgenkind. Das rund fünfzig Meter lange sogenannte Lichtband, durch das Tageslicht in die darunter liegenden Ausstellungsräume fließt, ist mit Glasplatten bedeckt - Skater und Anlieferer haben diese Platten immer wieder beschädigt, mutwillige Zerstörungen kamen hinzu. Gegenwärtig sind 16 der drei Dutzend Glasplatten kaputt - ein hässlicher Anblick. Jetzt haben die Stadt, die Architekten und der Gemeinderat eine Reparatur beschlossen, die bis zu 1,4 Millionen Euro kosten kann. Sie soll in diesem und im nächsten Jahr in Angriff genommen werden.

 

Im Technikausschuss des Gemeinderats kam am Dienstag das seit Monaten heftig diskutierte, leidige Thema Kleiner Schlossplatz auf den Tisch. Dabei übte Michael Kienzle, der Kultursprecher der Grünen, die schärfste Kritik: "Der Gemeinderat trägt zwar eine Mitschuld, aber die Architekten Hascher und Jehle haben sich nicht sehr kooperativ gezeigt - das war ein skandalöses Verhalten." Der Rat, so Kienzle, habe "sich täuschen lassen, dass das Lichtband funktioniert". Schließlich hätten die Architekten auf ihr Urheberrecht gepocht und lange Zeit jegliche Änderungen blockiert.

Planungsfehler seitens der Architekten?

Der zuständige Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD) sieht die Dinge etwas anders: "Die Stadtgesellschaft nutzt diesen Platz anders, als wir alle es uns vorgestellt haben." Deshalb könne man den Architekten keinen Planungsfehler vorwerfen. Aus den alten Ratsprotokollen gehe eindeutig hervor, das die Pläne von Hascher und Jehle damals gutgeheißen worden seien. Inzwischen, so betonte Thürnau, hätten die Architekten - gemeinsam mit dem Lichtkünstler Andreas Schmid - eine in seinen Augen "gute Lösung" vorgeschlagen.

Und so soll es gemacht werden: auf das gesamte Lichtband kommt eine Abdeckung und darauf wiederum werden gut einen Zentimeter dicke Platten aus rutschfestem Edelstahl montiert, unterbrochen von achtzig bis einhundert Glasbausteinen, jeweils dreißig Zentimeter im Quadrat. Aus diesen Bausteinen wiederum strahlen sogenannte LED-Leuchten buntes Licht nach oben, was abends und nachts einen besonderen Effekt erzeugt. Unterhalb dieses Lichtbandes, an der Decke der Museumsräume, werden ebenfalls neue Leuchten angebracht, um das Kunstlicht im Museum zu verbessern; das Tageslicht kann nicht mehr in die Galerie fließen. Das war der ausdrückliche Wunsch der Galeriechefin Ulrike Groos.

Kritik an den hohen Kosten

Dieser Entwurf der Berliner Architekten Hascher und Jehle fand am Dienstag im Technikausschuss breite Zustimmung - allerdings wurde Kritik geübt an den hohen Kosten der Reparatur. Die Architekten, so forderte der CDU-Stadtrat Dieter Wahl, dürften "sich an ihrem neuen Entwurf nicht auch noch eine goldene Nase verdienen". Und Grünen-Sprecher Michael Kienzle schlug vor, bei künftigen Bauprojekten mit den Architekten Verträge auszuhandeln, in denen das Urheberrecht ausgeschlossen werde. Bürgermeister Thürnau widersprach in beiden Punkten: "Die Architekten verdienen sich keine goldene Nase - und am Urheberrecht von Architekten lässt sich nun mal nicht rütteln."

Der Architekt Sebastian Jehle erklärte auf Anfrage: "Wir haben den Wettbewerb um das Kunstmuseum gewonnen, alle haben unseren Plänen zugestimmt. Zuerst wollte die Stadt das Lichtband mit grauen Betonplatten zudecken - das haben wir strikt abgelehnt." Jetzt habe er die Lösung mit den Edelstahlplatten vorgeschlagen - er hoffe, dass damit die Probleme auf dem Kleinen Schlossplatz behoben würden.