In einem Antrag für den nächsten Parteitag nimmt der Bundesvorstand der Grünen Abstand von der Veggie-Day-Idee – mit einem Satz: „Was ich esse und was nicht, entscheide ich selbst nach meinem Geschmack.“

Berlin - Das Wort „Veggie-Day“ taucht gar nicht auf. Dafür findet sich in Zeile 51 eines Antrags, den der Bundesvorstand der Grünen für den nächsten Parteitag einbringt, der lapidare Satz: „Was ich esse und was nicht, entscheide ich selbst nach meinem Geschmack.“ Ob dieser Satz den Parteitag Ende November in Hamburg übersteht, ist offen. Immerhin fanden viele Mitglieder die Idee eines fleischlosen Donnerstags in den Kantinen von Behörden, Schulen und Kitas, der den Grünen im vergangenen Bundestagswahlkampf einigen Ärger einbrachte, ausgesprochen gut.

 

Neue Anträge für Praktikanten

Dass der Vorstand gern das Verbots- und Zeigefinger-Image abstreifen würde, steht gleichwohl fest – auch wenn er den „Veggie-Day“ nicht ausdrücklich erwähnt. Vielleicht ist die Führungsspitze deshalb auch ganz froh, dass das Mitglied Philipp Schmagold – er schreibt seit Jahren fleißig Anträge für Parteitage – in Hamburg sein Lieblingsprojekt, nämlich ein Rauchverbot in Autos, nicht einbringt. Diesmal kämpft Schmagold dafür, dass „Grüne-PraktikanntInnen“ nicht länger nur einen Stundenlohn von 2,34 Euro bekommen sollen. Bei einer 40-Stunden-Woche wäre vielmehr eine „Aufwandsentschädigung von mindestens 680 Euro pro Monat (Monatslänge jeweils 28 Tage, bei längeren Monaten anteilig mehr) angemessen“. Möglicherweise beschließen also die Grünen, ihren „PraktikanntInnen“ etwas Gutes zu tun. An anderer Stelle zeichnet sich ein Fortschritt schon ab.

Das Ende des Flügelstreits

Nachdem zuletzt der alte Flügelstreit wieder aufgeflammt war (Jürgen Trittin hatte jüngst die baden-württembergischen Super-Realos in der pakistanischen Taliban-Hochburg Waziristan verortet), mahnt nun ein Antrag, an die gemeinsamen Anliegen zu denken und „Profilierungsaktionen“ zu unterlassen – egal, ob sie flügelarithmetisch, rein persönlich oder als Ausein-andersetzung zwischen Bund und Ländern angelegt seien. Bemerkenswert daran ist, dass prominente Realos wie Vertreter des Linken-Flügels den Appell unterstützen. Er dürfte auf großen Zuspruch der Basis treffen. Die erlebt es ja auch nicht alle Tage, dass sich ausgerechnet Trittin und der Tübinger OB Boris Palmer in trauter Eintracht präsentieren – also just die beiden Grünen, die sich kürzlich noch gehörig gestritten hatten.