Nach einem völlig verregneten Auftakt am Freitag und einem durchwachsenen Samstag konnten die Besucher der Venezianischen Messe am Sonntag doch noch bei Sonnenschein über den Marktplatz flanieren. Die Veranstalter zeigen sich zufrieden.

Ludwigsburg - Von trüber Stimmung kann am Sonntagmittag keine Rede mehr sein. Nach einem regnerischen Auftakt sorgen die Sonnenstrahlen am Sonntag für eine heitere Atmosphäre. In bunt leuchtenden Gewändern schreiten Kostümierte stolz über den Marktplatz, Hunderte Fotografen nehmen kaum noch den Finger vom Auslöser, und diverse künstlerische Darsteller sorgen bei den Besuchern der Venezianischen Messe für Begeisterung und Beifall. Die Veranstalter zeigen sich dementsprechend zufrieden – auch wenn die Besucherzahlen längst nicht an die der vergangenen zwei Messen heranreichen.

 

Atmosphäre Barock ist am Wochenende angesagt auf dem Ludwigsburger Marktplatz. Eine kleine Gartenecke mit akkurat geschnittenen Pflanzen schmückt die Fläche vor der katholischen Kirche, ein riesiger roter Thron samt Sonnenschirm ragt daraus hervor, und die zahlreichen Stände sind mit Masken, Fächern und Ornamenten geschmückt. Auf zwei Bühnen sowie spontan in verschiedenen Ecken treten insgesamt mehr als 30 Künstlergruppen mit musikalischen Darbietungen, Akrobatikshows oder ausgefallenen Spielereien auf.

Kostümierte Der Großteil der Kostümierten hat sich auf Gewänder aus dem 17. und 18. Jahrhundert spezialisiert – so auch Irmi Wörner und Margret Wiesner-Basket aus Schwäbisch Gmünd. Sie tragen pompöse Kleider mit ausladenden Röcken, Masken aus Spitze und Dreieckshüte mit eleganten Federn. Die Kostüme sind in Handarbeit eigens für die Damen geschneidert worden – und sie genießen es sichtlich, in diesen über den Platz zu flanieren. „In so einem Gewand zeigt man sich gern“, sagt Irmi Wörner.

Akrobatik Derweil bringen die Künstler des Back Up Theaters dynamische Akrobatik auf die kleine Bühne des Marktplatzes. Während sie eigentlich den Tisch decken wollen, finden sie sich plötzlich in Pyramidenformationen wieder, legen hier rasch einen Salto hin oder zeigen dort eine elegante Hebefigur. In rasanter Folge verwandeln die drei Köche ein Baguette in die Fackel der Freiheitsstatue, in eine Peitsche beim Reittraining oder in ein Kreuz für eine spontane Prozession über die Bühne. Innerhalb kürzester Zeit hat sich eine große Traube von Zuschauern rund um die Bühne gebildet.

Stände Während sich auf dem Marktplatz die Anbieter von Speisen und Getränken angesiedelt haben, wird Kunsthandwerk in jeglicher Form an Ständen auf dem Holzmarkt angeboten. Masken in verschiedensten Ausführungen und Farben sind omnipräsent, aber auch an Hüten, Schmuck, Taschen, Lederwaren und Spezialitäten aus Italien mangelt es nicht.

Händler Begeistert sind die Händler nicht gerade vom Umsatz bei der Messe. Das Wetter hat ihnen schon ein wenig das Geschäft verhagelt. Doch viele sind persönlich mit Herzblut bei der Sache und schauen nicht nur auf die Zahlen. Sabine Servinho-Lohmann beispielsweise ist selbst oft in Barockkleidung unterwegs: Als Wilhelmine von Grävenitz führt sie regelmäßig Touristen durch die Stadt oder plaudert bei einem barocken Mahl mit den Gästen. Mit ihrem Stand, an dem sie Masken und Hüte im venezianischen Stil verkauft, ist sie von Anfang an bei der Venezianischen Messe präsent – und kann auch mal ein verregnetes Wochenende verkraften.

Schneider Francesco Briggi ist eigens von Venedig nach Ludwigsburg gekommen, um seine selbst geschneiderten Gewänder zu verkaufen. Er ist auf die Anfertigung von historischen Gewändern jedweder Epoche spezialisiert. Dafür ist er auf Informationen über die Mode in der Vergangenheit angewiesen, die er in der Literatur und im Internet sucht. Manchmal kommen auch Kunden mit einem einzigen Bild zu ihm, wonach er dann das gewünschte Gewand schneidert. Rein berufliches Interesse reiche bei seinem Job nicht aus, sagt Briggi: „Das ist meine Passion.“

Bilanz Die Veranstalter sind zufrieden mit der diesjährigen Auflage der Venezianischen Messe – auch wenn wetterbedingt statt der üblichen rund 50 000 Besucher nur etwa 35 000 Gäste da waren, wie der organisatorische Leiter Martin Boy schätzt. Damit dürften laut Boy die Kosten der Stadt für die Messe von etwa 100 000 Euro auf rund 150 000 Euro steigen. Der Stimmung habe der Regen jedoch keinen Abbruch getan, betont der künstlerische Leiter Rainer Kittel: Er habe kaum jemals einen so gut gelaunten Umzug als Auftakt am Freitagabend erlebt – und trotz Dauerregens seien die Straßen von Zuschauern gesäumt gewesen. Einige Straßenauftritte habe man auf die überdachten Bühnen verlegen und die Technik dementsprechend anpassen müssen, zudem wurde das samstagabendliche Defilee wegen eines Regengusses um einige Minuten verschoben. Ansonsten aber sei alles glatt gelaufen, betont Rainer Kittel.