Stuttgart gilt als Vorzeigestadt in Sachen Integration. Doch auch die Landeshauptstadt hat inzwischen ein Problem mit zunehmendem Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Eine Aktionswoche soll sensibilisieren.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Stuttgart gilt als Vorzeigestadt in Sachen Integration. Doch auch die Landeshauptstadt hat inzwischen ein Problem mit zunehmendem Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. „Wir haben eine Spaltung der Gesellschaft, auch in Stuttgart“, konstatiert der städtische Integrationsbeauftragte Gari Pavkovic. Einerseits gebe es sehr viele Menschen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, „aber wir haben auch besorgte Menschen, die sagen, es ist mir alles zu viel.“ Es stünden sich dabei nicht Migranten und Nicht-Migranten gegenüber, so sein Mitarbeiter Levent Günes. Auch in Migrantengruppen gebe es Rassismus und Extremismus. „Wir möchten die Stadtgesellschaft sensibilisieren, dass sie sich mit diesen Phänomen auseinander setzt“, erklärt Günes den Hintergrund für die Aktionswoche unter dem Titel Heimat vom 11. bis 18. März, die zum ersten Mal im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus im Kulturzentrum Forum 3 stattfindet.

 

Angebote für Schüler und Lehrer

Hinter dem Programm beziehungsweise der Initiative Heimat stehen neben der Abteilung Integration und dem Forum der Kulturen der Stadtjugendring Stuttgart und Luigi Pantisano, der bereits die Projektwochen „Bunt statt Braun“ in Waiblingen veranstaltet hat. Bei Demonstrationen gegen Rechts habe man in der Regel das Gefühl, man sei unter sich. Mit der Aktionswoche wolle man Gruppen erreichen, die sonst nur schwer zu erreichen seien, sagt Luigi Pantisano. Die Workshops und Veranstaltungen am Vormittag richten sich an Schüler (beim Projekttag Soundcheck geht es zum Beispiel um rechte Musik als Propagandainstrument), nachmittags stehen Angebote für „Multiplikatoren“, wie Lehrer und Erzieher, auf dem Programm. Dabei werden in Schulungen Hilfestellungen gegeben, wie man im Arbeitsalltag in Schule, Jugendeinrichtungen oder Kita auf Diskriminierungen angemessen reagieren kann. Die Abendveranstaltungen sind öffentlich, darunter auch eine kritische Wahlanalyse am Wahltag, dem 13. März. Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und Konzerte runden das Programm ab.

Auch Bilkay Öney kommt zur Eröffnung

Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) wird die Eröffnung vornehmen – für Jürgen Titze vom Stadtjugendring ein „gutes, wichtiges Zeichen“. In dieser Zeit müsse man Farbe bekennen, sagte er. Zur Eröffnung hat sich auch die Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) angekündigt, die mit einer Privatspende die Aktionswoche unterstützt (gleiches tut die Linken-Stadträtin Laura Halding-Hoppenheit). Höhepunkt der Eröffnung ist ein Gespräch mit dem Anwalt Mehmet Daimagüler, der zwei Opferfamilien im NSU-Prozess vertritt.