Der Verband Region Stuttgart (VRS) leidet seit der Entstehung vor 21 Jahren an seiner mangelnden Bekanntheit. Daher wollte er sich mit einer Art Rathaus der Bevölkerung öffnen. Doch das Vorhaben ist am schwierigen Immobilienmarkt gescheitert.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Der Verband Region Stuttgart (VRS) leidet seit der Entstehung vor 21 Jahren an seiner mangelnden Bekanntheit – bei einer Umfrage vor zwei Jahren räumten 53 Prozent der Befragten freimütig ein, den Verband nicht einmal zu kennen. Das hat sich jüngst etwas geändert, weil das regionale Thema Windenergie viele Menschen bewegt; erstmals waren in den Sitzungen des VRS alle Zuschauerstühle belegt. Dennoch: nicht nur die Regionaldirektorin Nicola Schelling träumte davon, alle Einrichtungen des Verbandes in einem Gebäude zu vereinen und dieses Haus stärker für das Publikum zu öffnen. Doch aus dem „Haus der Region“ wird nichts: Am Mittwoch hat die Regionalversammlung beschlossen, dass alle Einrichtungen in ihren bisherigen Räumlichkeiten bleiben. Kleine Verbesserungen gibt es allerdings sehr wohl.

 

In das „regionale Rathaus“ hätten vor allem der VRS selbst mit rund 50 Mitarbeitern und die Wirtschaftsförderung der Region (WRS) mit 60 Mitarbeitern einziehen sollen; bis jetzt sind sie in der Nähe des Hauptbahnhofes zwar Nachbarn, aber eben in verschiedenen Gebäuden untergebracht in der Kronenstraße 25 und in dem denkmalgeschützten früheren LBS-Hochhaus, Friedrichstraße 10. Daneben hätten die Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH vom Rotebühlplatz und die Kulturregion vom Europaviertel in die Zentrale ziehen können. Die Sportregion fühlt sich dagegen im „Haus des Sports“ am Stadion wohl; dort gebe es kurze Wege zu wichtigen Ansprechpartnern.

Aufgeheizter Immobilienmarkt als Hindernis

Einen Strich durch die Rechnung machte der Region der aufgeheizte Immobilienmarkt. Man hat zwar fast ein Jahr lang in der Innenstadt gesucht, aber die beiden gefundenen Alternativen waren keine: Beide wären letztlich deutlich teurer gewesen und hätten die gewünschten Anforderungen nicht komplett erfüllen können, hört man. Dazu gehörten nicht nur eine Lage nahe einer S-Bahn-Station und Parkplätze, sondern auch ein kleiner Saal für Ausschusssitzungen und eine größere Fläche für Veranstaltungen und Ausstellungen.

Dass ein großer Sitzungssaal für die Regionalversammlungen mit rund 80 Regionalräten dabei ist, wagte der VRS sowieso nicht zu hoffen. Viele Regionalräte, so auch Wolfgang Häfele (CDU), halten es ohnehin für unwirtschaftlich, wegen fünf Regionalversammlungen im Jahr einen riesigen Saal vorzuhalten. So muss der VRS, wenn Plenum ist, weiter tingeln zwischen Liederhalle und Sparkassenverband.

Immerhin drei Verbesserungen erreicht

Immerhin drei Verbesserungen hat der VRS jetzt erreicht. Erstens hat er mit dem Vermieter Institutional Investment Partners GmbH (das ist ein amerikanischer Immobilienfonds, der beide Gebäude von der Landesbausparkasse gekauft hat) vereinbart, dass man das erste Obergeschoss im Hochhaus an der Friedrichstraße dazumietet. Dort sollen künftig auf 240 Quadratmetern kleinere Veranstaltungen stattfinden können. So ziehe man mehr Publikum an. Zweitens hat der VRS das komplette dritte Obergeschoss in der Kronenstraße 25 angemietet, um mehr Büroflächen zu bekommen; die Aufgaben und damit die Zahl der Mitarbeiter wachsen. Und drittens konnte man die Laufzeit der Mietverträge von VRS und WRS angleichen – so ist es möglich, in zehn Jahren gleichzeitig zu kündigen. Das „Haus der Region“ sei deshalb nicht beerdigt, sondern vorerst nur aufgeschoben.

Der Beschluss in nichtöffentlicher Sitzung dürfte weitgehend einstimmig gefallen sein. Manche Regionalräte sahen in dem Vorhaben sowieso nur „Wolkenschieberei“; so viel Publikum wie ein Rathaus werde der Regionalverband ohnehin nie haben. Ein Regionalrat brachte es mit diesen Worten auf den Punkt: „Wir investieren das Geld lieber in neue S-Bahn-Züge als in ein regionales Rathaus.“