Der Verbandsligist Calcio spielt in Sindelfingen zum Saisonauftakt 2:2.

Sindelfingen - Der Brüller kam vermutlich gerade noch zur rechten Zeit. „Rein jetzt“, rief Francesco Di Frisco und kommandierte seine nach dem Schlusspfiff kaum mehr zu beruhigenden Fußballer in die Kabine des Sindelfinger Floschenstadions. Wer weiß, was sich Spieler, Funktionäre und Zuschauer beider Parteien sonst noch alles verbal an den Kopf geworfen hätten, hätte der Coach der Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen nicht dieses Machtwort gesprochen.

 

Szene, die Gemüter hochkocht, ereignet sich kurz for Schluss

Die Szene, die die Gemüter in der sonst recht fair geführten Saison-Auftaktpartie hatte hochkochen lassen (bis dahin je zwei gelbe Karten für die Gastgeber und die Gäste), datierte kurz vor Schluss. Nach einem Eckball des VfL und einem Befreiungsschlag war der Echterdinger Marco Armbruster kurz vor der eigenen Torlinie liegen geblieben. Und obwohl Spieler, Trainer und Zuschauer den Waiblinger Referee Markus Seidl lautstark darauf hinwiesen, unterbrach dieser die Partie nicht. Auch die Gastgeber schlugen den Ball nicht ins Aus – wie sonst in solchen Szenen üblich. Die Folge: nach einem langen Pass zurück in den Calcio-Strafraum köpfte Frederick Mohr die Kugel an Keeper Henning Bortel vorbei in die Maschen. Es war der Ausgleich zum 2:2 – und der Anfang eines unschönen Endes.

Dies nicht nur wegen der wüsten Beschimpfungen auf und neben dem Platz. Calcio-Stürmer Shkemb Miftari, dem zuvor beim 1:1 sein erstes Saisontor gelungen war, sah noch vor Wiederanpfiff die rote Karte, weil er sich durch Alexander Wetsch provoziert sah und diesen nach einem Sprint in des Gegners Hälfte umstieß.

Di Frisco zeigt sich maßlos enttäuscht

„Ich bin maßlos enttäuscht, dass der Gegner in dieser Szene den Ball nicht ins Aus gespielt hat“, sagte Di Frisco nach dem Schlusspfiff. „Sindelfingen hat uns damit zwei Punkte geklaut.“ Maik Schütt, sein Gegenüber beim VfL Sindelfingen, sah das freilich anders. „Calcio hätte in dieser Szene auch weitergespielt“, sagte er, gab aber auch zu, dass sich auch seine Spieler in der unschönen Schlussphase nicht vorbildhaft verhalten hätten. „Da hätten wir einfach ruhiger bleiben müssen.“

Spielerisch war die Punkteteilung letztlich aber durchaus gerecht. Denn in der ersten Hälfte waren die Echterdinger, die mit einer Viererkette und zwei Stürmern aufgelaufen waren, vieles schuldig geblieben. Nahezu jeder zweite Ball war beim Gegner gelandet, schnelles und sicheres Kombinationsspiel kaum zu sehen und auch die Ordnung ließ zu wünschen übrig. Nicht nur einmal war das Mittelfeld komplett unterbesetzt. Möglichkeiten, die Führung zu erzielen, hatten dennoch Bastian Joas, der den Ball zwar an VfL-Keeper David Kocyba vorbeischoss, aber auch am Gehäuse (27.) sowie Miftari, der nach einer Hereingabe drei Meter vor dem Tor lieber eine Pirouette drehte, anstatt direkt abzuziehen (44.). Bei Sindelfingen ließen Endrit Syla (30.) Alex Aleman Solis (38.) und Wetsch (41.) guten Chancen ungenutzt.

Gastgeber nach der Pause effektiver

Effektiver waren die Gastgeber nach der Pause. Nachdem Christian Mijic dem Calcio-Kapitän Gökhan Gümüssu auf der linken Seite davongeeilt war, verwertete VfL-Kapitän Oliver Glotzmann die Hereingabe per Kopf zur 1:0-Führung (58.). Jener Glotzmann, der auch schon in den beiden Spielen der vergangenen Saison gegen Calcio getroffen hatte. Eine Minute zuvor hatten sich die Gäste noch im Glück gefühlt, als Gümüssu für seinen geschlagenen Keeper auf der Linie rettete. Das 1:1 durch Mitfari war dann ein Geschenk der in dieser Szene nur als Zuschauer auf dem Platz stehenden Sindelfinger und resultierte nach einem Einwurf und einer Kopfballverlängerung.

Häcker erzielt die Führung

Die anschließende Führung durch Neuzugang Sascha Häcker ist hingegen lehrbuchmäßig. Ein Pass von Gümüssu auf die linke Seite, wo Miftari seinen Gegner austanzt und mustergültig auf seinen Sturmpartner flankt, der mit dem Kopf vollendet – 2:1 (79.) aus Sicht der Gäste. Drei Minuten später durften sich die Calcio-Akteure indes beim eingewechselten Tahir Bahadir bedanken, der für den erneut geschlagenen Bortel die Kugel abermals von der Linie befördert. Der Rest ist bekannt. Nur eins bleibt noch zu erwähnen: Der anfänglich erwähnte liegen gebliebene Armbruster musste nicht ärztlich versorgt werden.

VfL Sindelfingen:
Kocyba – Wetsch, Mohr, Sautter, Maier – Aleman Solis (66. Klein), Krauß, Feigl (79. Perez), Mijic – Glotzmann, Syla (83. Molitor).

Calcio Leinfelden-Echterdingen:
Bortel – Vidic, Armbruster, Scheuring, Candan – Joas (77. Bahadir), Juric (60. Juric), Gümüssu, Zukic (66. Ismaili)– Miftari, Häcker (87. Lekaj)