US-Forscher testen einen neuen Impfstoff gegen Ebola. Derweil ist ein Patient mit Ebola-Verdacht am Leipziger Klinikum St. Georg aufgenommen worden. Er habe sich etwa fünf Wochen in Ebola-Gebieten in Liberia aufgehalten, teilte das Klinikum am Sonntag mit.

Washington - E

 

in Patient mit Ebola-Verdacht ist am Leipziger Klinikum St. Georg aufgenommen worden. Er habe sich etwa fünf Wochen in Ebola-Gebieten in Liberia aufgehalten, teilte das Klinikum am Sonntag mit. Bei ihm bestünden unspezifische Anzeichen einer Infektionskrankheit. Es sei vorsorglich der Quarantänefall ausgerufen worden. Nähere Angaben zu dem Patienten wurden vorerst nicht gemacht. Das St. Georg ist darauf eingerichtet, Patienten mit hochansteckenden Krankheiten in einer Isolierstation zu behandeln. Bisher haben sich die meisten Verdachtsfälle in Ländern außerhalb Westafrikas nicht bestätigt, die Symptome wie Fieber und Durchfall gingen auf Malaria oder eine andere Erkrankung zurück. Sollte sich ein Fall bestätigen, wäre in Deutschland wegen des viel besser aufgestellten Gesundheitssystems nicht mit einer weiteren Ausbreitung zu rechnen, betonen Experten.

In den USA soll schon in den nächsten Tagen ein neuer Ebola-Impfstoff erstmals an Menschen getestet werden. Das Mittel sei vom Institut für Allergien und ansteckende Krankheiten (NIAID) und dem Pharmahersteller Glaxo-Smith-Kline gemeinsam entwickelt worden, teilte die US-Gesundheitsbehörde mit. Zu Beginn der Tests geht es etwa um die Verträglichkeit eines Mittels. Eigentlich hätten die Versuche erst später stattfinden sollen, aufgrund der sich rapide ausbreitenden Ebola-Epidemie mit schon mehr als 1500 Toten in Westafrika wurden sie jedoch vorgezogen.

Gegen Ebola gibt es zurzeit weder einen vorbeugenden Impfstoff noch ein zugelassenes Medikament zur Behandlung der Krankheit. Mehreren Patienten ist das experimentelle Mittel „ZMapp“ verabreicht worden; einige wurden geheilt.

Unterdessen liegen in den westafrikanischen Staaten die Nerven zunehmend blank. In Liberia hatte die Quarantäne eines Slums heftige Proteste ausgelöst – jetzt hob die Regierung die Isolierung nach fast zwei Wochen auf. Unter Quarantäne hatten Tausende Menschen keinen Zugang mehr zu Lebensmitteln und Trinkwasser. Bei den Protesten war ein 15-Jähriger ums Leben gekommen. In Nigeria nahm die Polizei aus Furcht vor Ebola Dutzende Menschen aus anderen Ländern fest.

Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften in Guinea wurden am Wochenende Dutzende Menschen verletzt, als Händler gegen eine Desinfektionskampagne auf einem Markt protestierten. Nach Angaben der Regionalregierung in Guineas zweitgrößter Stadt N’Zerekore griffen dort Demonstranten die Rettungsstelle des Krankenhauses sowie Fahrzeuge der Hilfsorganisation Unicef und eines Arztes an.

Streik beim Gesundheitspersonal

In Sierra Leone ist das Gesundheitspersonal in einem der beiden Ebola-Behandlungszentren nach dem Tod von mittlerweile fast dreißig Kollegen in Streik getreten. Die Klinik verfüge nur über eine Krankentrage, und diese sei kaputt, schilderte der Abteilungsleiter Ishmael Mehemoh die Arbeitsbedingungen. Auf ihr seien sowohl Patienten als auch Leichen transportiert worden. Krankenpfleger und Bestatter erklärten zudem, die Regierung habe ihre Wochenlöhne in Höhe von 50 Dollar nicht mehr bezahlt. In dem einzigen anderen Ebola-Behandlungszentrum des Landes hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO kürzlich das Labor geschlossen und Mitarbeiter abgezogen, nachdem dort einer ihrer Mitarbeiter mit der tödlichen Krankheit infiziert wurde.

Humanitäre Hilfsorganisationen könnten die Epidemie alleine nicht in den Griff bekommen, warnte Brice de le Vigne von Ärzte ohne Grenzen. Dem „Spiegel“ sagte der Projektleiter, die Hilfe könne nur von Industrienationen mit professionellem Katastrophenschutz, der notwendigen Logistik und organisatorischer Disziplin kommen: „Deutschland, Frankreich, die USA, Großbritannien – diese Länder müssen schnellstens Experten und Ausrüstung nach Westafrika schicken.“