Der Suizid von Amanda Todd hatte vor zwei Jahren weltweit Entsetzen hervorgerufen. Die 15-jährige Kanadierin war von einer Internetbekanntschaft mit Stripteasefotos erpresst worden. Jetzt scheint der Täter gefasst zu sein.

Korrespondenten: Helmut Hetzel (htz)

Niederlande - Der Fall Amanda Todd hatte vor zwei Jahren weltweit die Öffentlichkeit aufgeschreckt. Die 15-jährige Kanadierin hatte sich das Leben genommen, weil sie von einem unbekannten Internetkontakt erpresst wurde. Der hatte zuerst ihr Vertrauen gewonnen und sie dann soweit gebracht, dass sie vor der Webcam einen Striptease machte. Allerdings zog sich Amanda nicht ganz aus. Der ,,Internetfreund‘‘ wollte die 15-Jährige aber ganz nackt sehen und drohte, ihren Webcam-Striptease ins Netz zu stellen, sollte sie sie sich nicht ganz ausziehen.

 

Amanda brachte sich darauf hin aus Scham um. Ihre letzte Botschaft im Internet lautete: „Diese Videos bekomme ich nie mehr zurück. Sie sind für immer öffentlich.‘‘

Der Verdächtige ist ein 35-jähriger Niederländer

Jetzt ist ein Verdächtiger in den Niederlanden verhaftet worden. Der 35-jährige Aydin C. soll seine Machenschaften von einem Ferienpark in Oisterwijk aus betrieben haben. „Der Mann war unscheinbar und unauffällig. Wir hatten keinen Kontakt zu ihm,‘‘ berichteten Nachbarn.   Die niederländische Polizei bekam den Tipp von ihren amerikanischen Kollegen. Über die IP-Adresse konnte der mutmaßliche Täter aufgespürt werden. ,,Er hat Dutzende von meist minderjährigen Mädchen im Netz erpresst. Erst hat er ihr Vertrauen gewonnen. Dann mussten sie sich für ihn ausziehen. Das ging immer nach dem gleichen Muster,“ sagte ein Polizeisprecher.

Auf dem PC findet die Polizei Kinderpornos

Auf einem Video habe Todd vor ihrem Selbstmord die Vorgehensweise des Erpressers exakt beschrieben. Daher bestehe so gut wie kein Zweifel daran, dass Aydin C. der Täter sei. Auf dem Computer des 35- Jährigen seien zahlreiche kinderpornografische Videos gefunden worden.   Nach den bisherigen Ermittlungen, sei der Mann seinen perversen Neigungen mindestens sechs Jahre lang ungestört nachgegangen. Er habe spezielle Softwareprogramme eingesetzt, um so anonym wie möglich im Internet surfen zu können.

Der Anwalt des Beschuldigten setzt genau da an. „Vielleicht ist mein Mandant im Netz gehackt worden und ist er gar nicht der, für den man ihn hält,“ sagte der Anwalt. Die kanadische Regierung beantragte unterdessen die Auslieferung.