Die Tarifauseinandersetzungen im Sozial- und Erziehungsdienst befinden sich derzeit in der Schlichtung. Doch am Dienstagabend hat Verdi zu einem öffentlichen Pressegespräch auf den Marktplatz in Stuttgart eingeladen. „Uns geht es darum, diese Arbeitsfelder mehr in den Fokus zu rücken“, sagte Verdi-Sekretär Eduard Hartmann.

Stuttgart - Die Tarifauseinandersetzungen im Sozial- und Erziehungsdienst befinden sich derzeit in der Schlichtung – und somit herrscht Friedenspflicht. Doch am Dienstagabend hat Verdi zu einem öffentlichen Pressegespräch auf den Marktplatz eingeladen. „Uns geht es darum, diese Arbeitsfelder mehr in den Fokus zu rücken“, sagte Verdi-Sekretär Eduard Hartmann. Rund 30 Teilnehmer kamen zu der Kundgebung.

 

Immer mehr Kinderschutzmeldungen sind zu bearbeiten

Mitarbeiter aus städtischen Beratungszentren berichteten über die hohen Anforderungen, die ihre Arbeit an sie stellt, und verlangten eine Aufwertung. 110 dieser Sozialarbeiterstellen sind beim Jugendamt angesiedelt, 50 beim Klinikum , 80 beim Sozialamt und eine „Handvoll" beim Gesundheitsamt. Sich um gefährdete Kinder zu kümmern sei eine hohe Belastung, berichtete Monika Stark-Murgia, die seit 14 Jahren in einem der zehn Beratungszentren des Jugendamts arbeitet: „Wenn wir zu spät eingreifen, kriegen wir ,Schläge‘, wenn wir zu früh eingreifen, auch“, berichtete die Sozialarbeiterin. 1097 Kinderschutzmeldungen seien allein im Jahr 2013 eingegangen, die Tendenz sei steigend. Bei jedem Fall habe man das Kind und sein Umfeld genau in Augenschein nehmen und die akute Gefährdungslage einschätzen müssen.

Allein 7500 Willkommensbesuche bei jungen Eltern

Auch Lena Engel arbeitet in einem der zehn Beratungszentren des Jugendamts. „Wir stellen in jedem Stadtteil die psychosoziale Grundversorgung sicher“, sagte sie, und zwar vom Baby bis zum Senior, Flüchtlinge inklusive. Die Aufgaben reichten von der Erziehungs- bis zur Existenzberatung. Jedes Jahr mache man bei 7500 Familien mit Neugeborenen sogenannte Willkommensbesuche, sofern die Familien einverstanden seien. Waltraud Fritschi, die als Sozialpädagogin beim Sozialamt arbeitet und sich um Frauen und ihre Kinder kümmert, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, berichtete von einer besonders bitteren Erfahrung: Nach 30-jähriger Berufstätigkeit habe sie die Leitung des Frauenhauses übernommen, doch ihre Beschäftigungszeiten zuvor seien nicht anerkannt worden.

So habe sie weniger Geld verdient als ihre Mitarbeiterinnen. „Das ist ungerecht und wirkt sich auch auf die Höhe meiner Rente aus.“ Ihre Kollegin Barbara Schürpf erinnerte daran, dass sie und alle ihre Kollegen Menschen in Krisensituationen unterstützten und somit einen unverzichtbaren Beitrag für einen sozialen Rechtsstaat leisteten.

Frühere Beschäftigungszeit beim Lohn nicht anerkannt

„Unsere Arbeit ist mitunter hart und gefährlich – wir fordern deshalb eine höhere Eingruppierung für alle Bereich der sozialen Arbeit“, so Barbara Schürpf.