Der Verein Bienenschutz Stuttgart trifft sich im Frühjahr und im Sommer bei seinen Mitgliedern vor Ort. Dort tauschen sich die Imker über ihr Hobby aus, Anfänger haben die Gelegenheit, am „lebenden Objekt“ zu lernen und Fragen zu stellen.

Kaltental/Rohr - Vollgepackt mit dicken Batzen leuchtend gelber Blütenpollen an ihren Beinchen, kehren die Bienen zu ihren Stöcken zurück. Es summt und brummt friedlich in Jens Ecksteins Gartenstückle in Kaltental. Die Insekten lassen sich von den rund 20 Imkern des Vereins Bienenschutz Stuttgart, die an diesem Abend ihr Treffen dort abhalten, nicht stören. Eckstein ist der Leiter des Pflegeheims Hans-Rehn-Stift in Rohr. Er lebt in Kaltental und hat vor einigen Jahren mit dem Imkern begonnen. „Und seitdem hat es uns nicht mehr losgelassen“, erzählt er. Seine Frau ist der Faszination ebenfalls erlegen.

 

Das Treffen mit seinen Vereinskollegen dient dem Austausch, und es gibt Neulingen die Gelegenheit, direkt am „lebenden Objekt“ Fragen zu stellen und zu lernen. Nachdem Eckstein Lärchenholzspäne in einem Rauchgerät angezündet hat, pumpt er den herausquillenden Rauch auf einen seiner Bienenkästen. Dieser beruhigt die sechsbeinigen Tiere. Der 48-Jährige kann gefahrlos den Deckel von der Beute nehmen, so werden die Kästen auch genannt. Er greift sich einen der Wabenrahmen, die dort eng aneinandergereiht hängen, zieht ihn vorsichtig heraus und betrachtet gemeinsam mit seinen Imkerfreunden die Anzahl der Bienen und der Brut.

Auf der Wabe wuseln die Insekten derweil weiter geschäftig umher, und rund um die Bienenkästen, die nebeneinander in Ecksteins Garten stehen, herrscht reger Flugbetrieb. Die Stimmung unter den Menschen und den Tieren ist aber geradezu friedlich. Keiner der Imker macht hektische Bewegungen oder schlägt gar nach einer Biene. Alle wissen, dass es ruhig und langsam deutlich besser geht; man lebt im Einklang miteinander. „Wir bemühen uns um einen Umgang mit unseren Bienen, der Schutzkleidung unnötig macht“, sagt Eckstein, der gemeinsam mit Tobias Miltenberger und Martin Grahl im Vorstand des Vereins Bienenschutz ist. Einen Vorsitzenden oder einen Stellvertreter gibt es nicht, die drei teilen sich die Verantwortung und die Arbeit. „Wir sind gleichberechtigt, unser Verein ist nicht hierarchisch aufgebaut“, sagt Eckstein. In der Demeter-Bewegung, an der sich der Verein orientiere, sei dies ebenfalls so.

Als Imker bestehen die ersten fünf Jahre nur aus Lernen

Anfangs hatte der Verein Bienenschutz sieben Mitglieder. Inzwischen treffen sich rund zwei Dutzend regelmäßig, von April bis September jeweils bei einem Mitglied vor Ort. Die Mitglieder wollen – konträr zur konventionellen Imkerei – die Nutzinsekten so halten, wie es deren Art und Bedürfnissen entspricht – wesensgemäß. Die Bienen dürfen zum Beispiel ausschwärmen, um sich zu vermehren, und ihre Waben selber bauen. „Der Honigertrag steht bei uns nicht im Vordergrund“, erklärt Eckstein. „Es geht um die Liebe zu den Tieren.“

Der 48-Jährige ist inzwischen in seinem fünften Jahr als Imker tätig – und lernt immer noch dazu, wie er sagt. „So lautet die Regel, die ersten fünf Jahre lernt man nur.“ Er macht freilich auch noch Fehler. Vergangenes Jahr hatte er elf Völker, dieses Jahr sind es noch sechs. Bienen zu verlieren, gehört eben leider auch zum Imkerdasein dazu. Eckstein erzählt den Anwesenden derweil, was er in diesem Jahr Neues gelernt hat: Dass eine andere Positionierung der Kästen schon viel ausmachen kann. „Ich hatte sie voriges Jahr längs dem Hang stehen. Ein Stock war beinahe leer und andere überfüllt.“ Aus irgendeinem Grund haben viele der Insekten bei der Rückkehr nicht zu ihrem Volk zurückgefunden. Möglicherweise war die Flugbahn durch irgendetwas gestört, vielleicht gab es auch einen anderen Grund. „Eine mit Blütenpollen vollbepackte Biene jedenfalls wird von einem fremden Stock nicht abgewiesen. Das ist ja klar“, sagt Eckstein. Schließlich habe er seine Kästen umgestellt, mit Erfolg.

Ohne Bienen gibt es keine Ernte

Der Verein Bienenschutz ist der Initiator der Aktion „Bienen auf dem Stuttgarter Rathaus“. Auch in diesem Jahr leben dort von April bis September Bienenvölker. Der Honig wird zum Verkauf angeboten. Ziel ist es, auf die Bedeutung der Honig- und Wildbienen hinzuweisen. Die sind nämlich für die Bestäubung der Pflanzen und auch der Ackerpflanzen, die der Mensch anbaut, verantwortlich. Ohne die Bienen gäbe es keine Ernte.

Während die Vereinsmitglieder weiter fachsimpeln, verirrt sich hier und da auch mal eine Biene und landet auf einem Jackenärmel. Dort bleibt sie mit ihrer schweren, gelb leuchtenden Last auf den Hinterbeinchen sitzen. Ein vorsichtiger Puster schickt sie wieder los; schließlich gilt es, die Beute sicher nach Hause in den Stock zu bringen. Auch wenn es den Vereinsmitgliedern nicht in erster Linie um den Honig geht, freuen sie sich über eine reiche Ernte des süßen Sirups – Familie, Freunde und Nachbarn eingeschlossen. Wenn Eckstein einmal Honig übrig hat, verkauft er ihn. Nicht, um Gewinn zu erzielen, sondern um die Kosten wieder hereinzuholen. „Wenn ich einen Korb voll zum Elternabend mitbringe, ist der am Ende immer leer“, erzählt er.