Der Verein Islamisches Kultur- und Bildungszentrum Mesdschid Sahabe ist vor etwa sieben Jahren nach Botnang gezogen. Die bosnische Moscheegemeinde wird nun mit der Terrorgruppe IS in Verbindung gebracht.

Stuttgart - Seit knapp 20 Jahren lebt Peter Müller (Name von der Redaktion geändert) schon an der Regerstraße in Botnang. Ihm gehört eine der mehr als 80 Wohnungen in einem neunstöckigen Hochhaus, in das sich vor etwa sieben Jahren der Verein Islamisches Kultur- und Bildungszentrum Mesdschid Sahabe eingekauft hat. Damals sei man froh gewesen, dass für die seit etwa zwei Jahren leer stehenden Räume ein neuer Eigentümer gefunden wurde. „Das ursprüngliche Konzept sah an dieser Stelle eigentlich eine Gastwirtschaft vor. Doch die Kneipe ging pleite“, sagt Müller. Was nun hinter verschlossenen Türen auf den rund 500 Quadratmetern passiere, wisse er nicht. Allerdings müsse er davon ausgehen, dass Salafisten hier eine ihrer bundesweiten Zentralen betreiben.

 

Hassprediger wie Pierre Vogel seien regelmäßig zu Besuch in der bosnischen Moscheegemeinde. „Angst vor den Salafisten und Anschlägen habe ich persönlich keine“, betont Müller. In Botnang werde sicherlich nichts passieren, meint der Nachbar. Allerdings bereite ihm große Sorge, was radikale Muslime an anderen Orten auf dieser Welt anrichteten. Müller fällt es schwer, sich mit den Nachbarn aus der Moscheegemeinde zu arrangieren: „Das Verhältnis zu ihnen war noch nie wirklich gut. Aber seit etwa eineinhalb Jahren ist es noch schlechter.“ Zu den Freitagsgebeten kämen Gäste aus der gesamten Region Stuttgart – sogar aus Straßburg, Basel oder Ulm. „Sie sind nicht laut, aber viele haben einfach keine Umgangsformen“, sagt Müller. Niemand grüße oder mache den Eingang zum Gebäude frei, wenn jemand vorbeiwolle. Auffallend sei vor allem die zunehmende Aggressivität der jüngeren Moscheebesucherinnen.

Verfassunggschutz: Salafisten gehen ein und aus

Beim Verein Mesdschid Sahabe war trotz mehrfacher Versuche niemand bereit, sich gegenüber der Stuttgarter Zeitung zu den Vorwürfen zu äußern. „Dass die Gemeinde hier hinter der Terrorgruppe Islamischer Staat steht, würde auch sicher niemand zugeben“, sagt Müller.

Auch für das Landesamt für Verfassungsschutz besteht kein Zweifel: In der Moschee an der Regerstraße gehen Salafisten ein und aus. „Sie verbreiten dort ihre Botschaften. Das kann durchaus dazu führen, dass die anwesenden Muslime radikalisiert werden“, sagt Pressesprecher Georg Spielberg. Man wisse, dass mehrere Besucher der Moschee mittlerweile nach Syrien aufgebrochen seien. Es sei davon auszugehen, dass sie für die Terrorgruppe IS in den „Heiligen Krieg“ gezogen seien.

Außerhalb der Regerstraße hat man in Botnang von den Salafisten nichts mitbekommen. „Sie sind da, aber fallen nicht auf“, sagt Hubert Polzer vom örtlichen Polizeiposten. Auch bei Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle sind keine Beschwerden über die Moscheegemeinde eingegangen.