Thao Vo und Lena Strohm haben den Verein Küstenhund gegründet. Sie setzen sich europaweit für den Tierschutz ein – mit Aufklärungsarbeit und mit Projekten in verschiedenen Ländern.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - In den Tierschutz sind sie eher so „reingerutscht“, sagt Thao Vo. Die 29-jährige Projektmanagerin und ihre ehemalige Mitbewohnerin Lena Strohm kennen sich seit der fünften Klasse, beide kommen aus Tuttlingen, beide hatten vor fünf Jahren gleichzeitig das Gefühl, einen Neuanfang zu brauchen. „Dann sind wir zusammen nach Stuttgart gezogen“, erzählt Vo. Bereits in ihrer Heimatstadt im Schwarzwald haben sie gemeinsam im Tierheim gearbeitet und sich im Tierschutz engagiert. Beide sind auch schon länger Hundebesitzerinnen.

 

Zwei junge Frauen aus dem Süden haben einen Verein für Straßenhunde gegründet

Nur Tiere zu besitzen, die aus dem Tierheim stammen, war den beiden aber zu wenig. Deshalb engagierten sie sich für Pflegetiere, vermittelten diese an Familien. Eng arbeiteten sie mit verschiedenen Vereinen zusammen. „Mir hat auch das allein nicht gereicht“, sagt Lena Strohm. Die 29-jährige Erzieherin war inzwischen oft in Spanien und hat Hunde aus Tötungsstationen gerettet. „Für den einzelnen Hund ist das ein großes Glück“, sagt sie. „Aber wohin mit den ganzen anderen?“ Das hat ihr keine Ruhe gelassen. „Ich wollte anders helfen. Mehr tun“, sagt Strohm. Gerade in südeuropäischen Ländern ist die Hilfe im Tierschutz oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Auf einen vermittelten Hund kommen fünf nach“, sagt Strohm.

Allein der Tierschutzverein Europa – der Sitz ist in Stuttgart – vermittelt pro Jahr etwa 500 Hunde, die vor allem aus Spanien und Rumänien stammen, in deutsche Familien. Viele Tierschützer bestätigen einen Anstieg derer, die ein Tier aus dem Ausland aufnehmen. Genaue Zahlen zu diesem scheinbaren Trend gibt es nicht. In vielen süd- und osteuropäischen Ländern sind Straßenhunde ein großes Problem: Sie vermehren sich schnell, verbreiten Krankheiten. In Ländern wie Griechenland, Spanien und Serbien gibt es viele Tötungsstationen, in denen Straßenhunde rigoros eingeschläfert werden.

In Südeuropa sind die Probleme mit Straßenhunden am größten

Im vergangenen Herbst haben die beiden jungen Frauen deshalb den Verein Küstenhund gegründet. Ziel des Vereins ist es, Tierschützer in südeuropäischen Ländern vor Ort zu unterstützen. Dafür sammeln sie Spenden; häufig fliegen sie direkt dort hin und überbringen das Geld. Das soll hauptsächlich für Kastrationen verwendet werden. „Wir wollen das langfristig flächendeckend organisieren“, sagt Strohm. Inzwischen hat der Verein 24 Mitglieder, vor allem vier seien sehr engagiert.

Etwa 1300 Euro hatten sie im letzten Jahr zusammen. Inzwischen haben sie ein Aufklärungsvideo gedreht und hoffen, damit mehr Menschen zu erreichen. Im Sommer wollen sie wieder in den Süden fliegen. „Wir richten unseren Urlaub danach aus“, sagt Strohm. Beide Frauen sind in Vollzeit berufstätig, der Verein ist lediglich ein ehrenamtliches Engagement. „Aber wir könnten das in Vollzeit machen“, ergänzt Vo. Auch müssen sie in Ländern wie Italien oder Spanien Kontakte knüpfen. „Das geht eigentlich relativ schnell“, sagt Strohm. Hilfe werde überall benötigt. Keiner sage „nein“. Aber: „Es ist halt nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Menschen erfahren viel Unterstützung – bei Tieren hapert es häufig noch

In Deutschland sind es andere Probleme, um die sich die beiden kümmern müssen. „Für Tiere gibt es kaum Hilfe wie zum Beispiel eine Tiertafel“, sagt Vo. Gerade Menschen, die auf der Straße leben, haben häufig einen Hund. Die können sich aber oft kaum das Futter leisten. „Allein damit ist schon viel geholfen“, sagt Vo. Anfang März haben die beiden Frauen deshalb zum ersten Mal die Aktion „Kalte Schnauze“ gestartet. Einen Tag lang haben sie im Alten Feuerwehrhaus in Heslach Futter, Leinen und Halsbänder für Hunde an obdachlose und bedürftige Hundebesitzer verteilt. Unterstützt wurden sie dabei auch von Tierfachgeschäften aus Stuttgart, die Futter und Equipment gespendet haben. Etwa 35 Menschen hätten das Angebot angenommen, sagt Vo. Sie wertet das als Erfolg. Am 15. Juni gibt es die nächste Aktion im Alten Feuerwehrhaus.