Der Porsche-Betriebsrat will Kündigungen am Stammsitz in Stuttgart-Zuffenhausen bis 2020 ausschließen. Betriebsratschef Uwe Hück erwartet harte Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite.

Stuttgart - Es ist eiskalt, Schneeregen fällt, doch Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück heizt seinen Kollegen ein, die sich unter dem Vordach des Porsche-Museums versammelt haben. „Wir werden die Hinhaltetaktik des Arbeitgebers nicht akzeptieren“, brüllt Hück ins Mikrofon und zeigt sich vor den rund 3000 Porsche-Beschäftigten enttäuscht darüber, wie die Sondierungsgespräche über eine Verlängerung der Standortsicherung bei der Porsche AG verlaufen. Die bisherige Vereinbarung läuft zur Jahresmitte aus.

 

In den Verhandlungen geht es um eine ganze Liste von Forderungen der Arbeitnehmerseite. Bis 2020 soll es in Zuffenhausen, aber auch an den Standorten Ludwigsburg und Sachsenheim sowie im Entwicklungszentrum Weissach und dessen Nebenstelle in Hemmingen keine Kündigungen geben. Dies betrifft nach Angaben des Betriebsrats rund 13 400 der weltweit knapp 22 000 Mitarbeiter. Zudem soll auch eine neue Altersteilzeitregelung und eine bessere Qualifizierung der Mitarbeiter vereinbart werden.

„Die Auseinandersetzung wird sehr hart“, sagte Hück, „denn wenn wir es ernst meinen mit nachhaltigen Investitionen, sprechen wir von Milliardenbeträgen.“ Im vorigen Frühjahr hatte Porsche bereits angekündigt, dass der Stammsitz Zuffenhausen ausgebaut werden soll. Derzeit entsteht bereits ein Ausbildungszentrum sowie ein Motorenwerk. Im Sommer wurden in einer Absichtserklärung zudem Eckpunkte für ein neues Karosseriewerks vereinbart. Über dessen Dimensionen gibt es offenbar aber unterschiedliche Vorstellungen. „Wir brauchen einen Karosseriebau, der doppelt so groß ist wie der heutige. Zudem muss auch die 2010 eingeweihte Lackiererei erweitert werden“, erläuterte Hück. „Heute produzieren wir bis zu 206 Autos am Tag. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir nach 2020 mindestens 250 Autos am Tag produzieren müssen. Sonst fehlt Beschäftigung, weil wir zugleich vereinbart haben, dass die Produktivität Jahr für Jahr um sechs Prozent gesteigert werden soll“, so Hück.

Um zusätzliche Beschäftigung ins Stammwerk zu bringen, soll hier nach den Vorstellungen des Betriebsrats zusätzlich eine ganz neue Baureihe produziert werden, die Porsche bisher nicht im Angebot hat. Wie diese aussehen soll, ist noch ein Geheimnis. Bisher werden in Zuffenhausen der 911er, der Boxster und in einer Manufaktur der Supersportwagen 918 Spyder gefertigt, der jedoch voraussichtlich in diesem Sommer auslaufen wird. Um Beschäftigung hereinzuholen, ist bereits vereinbart worden, dass der Cayman, der bisher bei VW in Osnabrück hergestellt wird, auch nach Zuffenhausen kommt.

Der Betriebsrat setzt sich zudem dafür ein, dass die Karosserien von allen Prototypen in Zuffenhausen gefertigt werden. „Da müssen wir noch Hausaufgaben machen. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir den Arbeitgeber überzeugen können,“ so Hück. Bei der Altersteilzeit will der Betriebsrat eine Regelung durchsetzen, die auf den Forderungen der Metall-Tarifrunde aufbaut. Der Betriebsrat will mitbestimmen wer in Altersteilzeit geht. Anders als tarifvertraglich vorgesehen, soll die Altersteilzeit aber länger, nämlich acht Jahre laufen. Zudem soll in dieser Zeit das Nettogehalt abgesichert werden.

In den Eckpunkten zum Bau des Karosseriewerks war vereinbart worden, dass die Arbeitnehmerseite als Gegenleistung für die Investition eine größere Flexibilisierung von Arbeits- und Pausenzeiten akzeptiert. Im vergangenen Sommer hatte Finanzvorstand Lutz Meschke laut darüber nachgedacht, dass auch die sogenannte Steinkühler-Pause abgeschafft werden könnte, nach der Bandarbeiter alle 55 Minuten ihre Arbeit für fünf Minuten unterbrechen können. Hück hatte dieses Ansinnen brüsk zurückgewiesen und bekräftigte nun seine Ablehnung. „Man kann nicht die Produktivität steigern und die Erholungsphasen auch noch wegnehmen. Sonst leidet die Qualität. Und Nacharbeit ist teurer als eine Erholungspause“, sagte Hück.