Dass die EnBW ihre Verkaufspläne in Mannheim aufgibt, ist längst nicht ausgemacht, kommentiert Wirtschaftsredakteurin Eva Drews.

Stuttgart - Lange Zeit gehörte der Mannheimer Versorger MVV zum Ballast der Karlsruher EnBW. Der einstige Atomriese ist angeschlagen, weil er wie die meisten Unternehmen der Branche unter den Folgen des Strompreisverfalls leidet und zudem seine einst lukrativen Atommeiler abschalten muss. Den Strategiewechsel, den EnBW-Chef Frank Mastiaux 2013 eingeläutet hat, will der Konzern vor allem mit Beteiligungsverkäufen finanzieren. Und auf der Liste der zu verkaufenden Aktivitäten stand eigentlich auch die MVV.

 

Dabei passen die beiden Unternehmen eigentlich gut zusammen: Beide sind nach ihrer geltenden Selbstdefinition regional verwurzelt, beide haben staatliche Hauptaktionäre, beider Vorstandschefs sind pragmatische Teamplayer, und beide setzen auf erneuerbare Energien. Die EnBW ist 2015 beim Versuch gescheitert, den Windparkbetreiber Prokon zu kaufen. MVV ist im gleichen Jahr beim Prokon-Konkurrenten Juwi zum Zuge gekommen. Aber aus der Geschichte der Beteiligung heraus kann die EnBW die Synergieeffekte mit dem deutlich kleineren Konkurrenten aus der Kurpfalz nicht heben – die Karlsruher haben dem Kartellamt versprochen, dass die Beteiligung rein finanziell ist.

EnBW profitiert von Symbiose zwischen MVV und Stadt Mannheim

Als solche aber ist sie attraktiv, denn die EnBW kann von der Symbiose zwischen der MVV und der Stadt Mannheim profitieren: Die Stadt garantiert der MVV eine stabile Eigentümerschaft, während die MVV der Stadt eine stabile Dividende garantiert – die natürlich auch die EnBW erhält. Die MVV als Finanzinvestment zu behalten und den Anteil offenbar zu einem sehr attraktiven Preis aufstocken zu können ist also gar keine dumme Entscheidung.

Zudem ist gar nicht gesagt, dass die jüngste Aufstockung des Anteils an der MVV bedeutet, dass die EnBW tatsächlich ihre Verkaufspläne aufgegeben hat. Ganz im Gegenteil: Denn mit der Anteilserhöhung hat die EnBW die Braut erst so richtig hübsch gemacht. Mit einem Aktienpaket von unter 25 Prozent, wie es die Karlsruher bisher halten, kann man wenig Staat machen, denn damit ist kein Einfluss verbunden. Bei fast 29 Prozent Anteil aber ist die sogenannte Sperrminorität erreicht, mit der ein Anteilseigner sein Veto gegen Entscheidungen des Unternehmens einlegen kann. Damit wird das Paket für potenzielle Käufer vom Finanz- zum strategischen Investment. Jetzt ist die Schleife dran.