Ostfildern plant, was die Stuttgarter interessieren dürfte: Tempo 30 für Ortsdurchfahrten. Die Plieninger Bezirksvorsteherin hat die Entwicklung im Blick – und denkt dabei an die lärmgeplagten Anwohner der Neuhauser Straße.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Die Stadt Ostfildern plant etwas, was auch für die Anwohner der äußeren Neuhauser Straße in Plieningen interessant sein könnte: Die Stuttgarter Nachbarkommune will auf allen Durchfahrtsstraßen ihrer Teilorte Tempo 30 einführen. Die Stadträte von Ostfildern werden sich voraussichtlich am 8. Oktober mit dem Thema befassen. So sagt es der Erste Bürgermeister Rainer Lechner. Ziel ist es, die Bürger vom Lärm zu entlasten.

 

Andrea Lindel, die Plieninger Bezirksvorsteherin, lebt in Ostfildern und verfolgt die Diskussion. Sie ist zudem von Anwohnern der äußeren Neuhauser Straße darauf aufmerksam gemacht worden. Die Plieninger Bürger leiden seit Jahren unter dem Durchfahrtsverkehr (wir berichteten).

Die Stadt Stuttgart arbeitet an einer Ausnahme der Regel

Eine Maßnahme, von der sie sich eine Besserung versprechen, wäre Tempo 30. Lindel will die Entwicklungen in Ostfildern daher im Blick behalten. So teilte sie es auch den Bezirksbeiräten vor der Sommerpause mit. „Das könnte ja unter Umständen Vorbild für manche Ecken in Stuttgart sein“, sagt sie. Abgesehen von der äußeren Neuhauser Straße fallen ihr in ihren Bezirken Birkach und Plieningen auf Anhieb keine anderen Stellen ein. Generell gelte: Durchfahrtsverkehr sei ein Thema, „das überall brennt“. Sollte auf Ostfilderns Straßen Tempo 30 eingeführt werden, „wird das Wellen schlagen“, sagt Lindel.

Damit dürfte sie richtig liegen. Seit den 1990er-Jahren gibt es in Stuttgart sogenannte Vorbehaltsstraßen. Sie gelten als die wichtigsten Verkehrsachsen durchs Stadtgebiet. Auf ihnen gilt grundsätzlich Tempo 50. Die Stadt arbeitet aber derzeit an Ausnahmen. So soll, wie berichtet, vor Schulen Tempo 30 eingeführt werden.

Eigentlich wünschen sich die Anwohner etwas anderes

Für die Anwohner der Neuhauser Straße wäre eine Temporeduzierung vermutlich eine Entlastung, doch sie wünschen sich eigentlich etwas anderes: eine Ortsumfahrung. Diese ist seit Jahrzehnten geplant. Sie soll auf Höhe des Plieninger Autobahnzubringers beginnen und nach einem Kilometer an die Landesstraße 1204 Richtung Neuhausen andocken. Kostenpunkt: fünf Millionen Euro. Seit Ende vergangenen Jahres steht die Plieninger Umfahrung mit 122 anderen Straßenprojekten auf einer Prioritätenliste des Verkehrsministeriums von Baden-Württemberg. Das Ziel ist es, diese Straßen im nächsten Jahrzehnt zu bauen.

Die Ortsumfahrung für Plieningen hat eine Besonderheit. Sie ist eng verknüpft mit dem Großprojekt Stuttgart 21. Die neue Straße und die Bahntrasse auf den Fildern sollen parallel zueinander entlang der Autobahn verlaufen. Das erfordert Absprachen. Bisher ist dieser S 21-Abschnitt noch nicht mal amtlich. Heißt: Die Anwohner der äußeren Neuhauser Straße werden sich gedulden müssen. Für die Zwischenzeit würden sie Tempo 30 auf der Straße vor ihrer Haustür sicherlich begrüßen.