Der Nahverkehrsentwicklungsplan (NVEP) soll dafür sorgen, dass möglichst viele Bürger vom Auto in die Bahn oder den Bus umsteigen. In den Bezirksbeiräten von Zuffenhausen, Feuerbach und Botnang sind konkrete Vorschläge gemacht worden, die in den NVEP einfließen sollen.

Stuttgarter Norden - Nachdem sich die Bezirksbeiräte aus den nördlichen Stadtbezirken vor gut drei Wochen in einer gemeinsamen Sitzung mit dem Nahverkehrsentwicklungsplan (NVEP) beschäftigt hatten (wir berichteten), wurden in Zuffenhausen, Feuerbach und Botnang nun konkrete Vorschläge gemacht, die in die städtischen Planungen einfließen sollen.

 

„Die Leute sollen nicht egoistisch sein und akzeptieren, dass der öffentliche Personennahverkehr Vorrang hat“, sagte Hartmut Brauswetter, Sprecher der CDU-Bezirksbeiratsfraktion in Zuffenhause n, zu Beginn der Diskussion am Dienstag. Damit liegt er auf der Linie der Stadt. Die möchte, dass die Menschen künftig eher in Bus oder Bahn als ins eigene Auto steigen. Das wiederum setzt voraus, dass Attraktivität und Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel deutlich gesteigert werden. Was Zuffenhausen angeht, trug Brauswetter zahlreiche Vorschläge vor. So sollen zusätzliche Regionalzüge von außerhalb in die City fahren – aber nicht in Zuffenhausen halten. Weiter schlug die CDU vor, dass es eine direkte S-Bahn-Verbindung von Zuffenhausen zum Flughafen geben soll und das Angebot der Stadtbahnline U 15 ausgebaut wird. Das Areal Roter Stich und der Stadtteil Zazenhausen sollen besser ans Stadtbahnnetz angebunden werden, auch soll eine Tagesfahrkarte für Kinder eingeführt werden. Die von den VVS geplante Einheitszone möchte die CDU auch Pendlern zu Gute kommen lassen.

Tempolimits sollen für eine Luftverbesserung sorgen

Uwe Mammel und Hans-Georg Kerler von der SPD schlossen sich den CDU-Vorschlägen an, brachten aber auch eigene Ideen ein. Dazu zählen erweiterte Betriebszeiten für die Buslinien 52, 99 und 101, eine Verlängerung der Nachtbuslinie nach Zazenhausen sowie ein Schulbus für das Neubaugebiet Hohlgrabenäcker. Ob alle diese Maßnahmen freilich den gewünschten Effekt bringen, sieht Kerler skeptisch: „Wir sollten uns keiner Illusion hingeben, die vielleicht nicht begründet ist.“ Deshalb schlug er vor, die Stickoxidbelastung durch Temporeduzierungen zu erreichen. Gisela Siegel von Bündnis90/Die Grünen forderte, dass die Bahn ihr Schienennetz besser in Schuss hält, Susanne Bödecker von SÖS/Linke-Plus möchte, dass der Zuffenhäuser Bahnhof attraktiver gestaltet wird.

All diesen Vorschlägen erteilten die Zuffenhäuser Räte einstimmig ihr Plazet, ebenso wie dem gesonderten Antrag von SÖS/Linke-Plus, den bisherigen Haltepunkt der Schusterbahn beizubehalten und einen zusätzlichen Halt auf Höhe des TV Zazenhausen einzurichten. Zwölf Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen erhielt der CDU-Antrag, das Park-and-Ride-Konzept am Zuffenhäuser Bahnhof neu zu gestalten und die Stellplätze zu erweitern.

Auch in Botnang wurden am Dienstag vier Anträge von der CDU-Fraktion eingebracht und im Gremium abgestimmt. Der große Wunsch ist eine Taktverbesserung der Buslinie 91 sowie eine häufigere Verbindung von Botnang nach Vaihingen. Laut Antrag soll der Bus „zumindest bis zur Universität“ fahren. Neben dem Studienort sei die Haltestelle ein zentraler Umsteigepunkt, etwa in Richtung Filder und zur S-Bahn. Der zweite Antrag betraf die Einrichtung des sogenannten Nord-Busses, der Botnang und den Killesberg verbindet. Eine im NVEP erwähnte Stadtbahnvariante, die Botnang und Bergheim verbinden könnte, war den Fraktionen neu, weshalb sie beantragten, „nähere Informationen“ zu erhalten. Von Interesse war die Frage, wo eine solche Trasse verlaufen solle.

Den Botnangern liegt der Ortsbus am Herzen

Der vierte Antrag thematisierte ein zuweilen emotionales Thema: den Botnanger Ortsbus (BOB). Juergen R. Spingler, CDU-Bezirksbeirat und Vorsitzender des Botnanger Bürgervereins, der den BOB trägt, zeigte sich „irritiert“ über das, was im NVEP zu lesen war. Denn in dem Papier sei eine falsche Datenlage zugrunde gelegt worden. Das betreffe sowohl die Taktung als auch die Fahrzeiten. Dies habe eine falsche Bewertung nach sich gezogen. Aufgestoßen hatte der CDU-Fraktion – wobei diese Zustimmung aller Beiräte erntete – das der NVEP die „Umwandlung dieses Angebots in einen klassischen Linienverkehr“ thematisierte, was jedoch vom Bürgerverein nicht angestrebt würde. „Uns hat das, was da drin steht, sehr geärgert. Ich spreche hier als Ehrenamtlicher“, sagte der Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle, der selbst Mitbegründer des Ortsbusses ist. Die CDU-Fraktion beantragte daher „zuerst die Fördermöglichkeiten solcher Vorzeigeprojekte“ zu prüfen, bevor „Spekulationen über deren Fortbestand oder die Einbeziehung in einen Verbundtarif“ gemacht würden. Darüber hinaus möchte man, dass die „nachweislich falschen Passagen zum BOB“ richtiggestellt werden. Den Anträgen haben alle Fraktionen zugestimmt.

In Feuerbach schlug die SPD-Fraktion eine „direkte S-Bahn-Verbindung in Richtung Vaihingen/Flughafen“ vor. Zudem regten die Sozialdemokraten an, ein 365-Euro-Jahresticket ab 9 Uhr in Stuttgart einzuführen sowie ein Stadtteil-Ticket, das die Ortsbus-Angebote mit einbezieht. Die CDU forderte erneut den Bau und Betrieb eines Aufzuges an der Stadtbahnhaltestelle Föhrich, um einen barrierefreien Zugang zu den dortigen Bahnsteigen zu ermöglichen. Die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-Plus kritisierte den bisherigen Fahrplan der Linie 91. Die Taktzeiten müssten verringert werden, alle halbe Stunde sei zu wenig. Gefordert wurde, dass der Bus nicht nur an Sonn- sondern auch an Wochentagen alle 20 Minuten fahren sollte, denn schließlich sei dies die einzige Linie zwischen Feuerbach und Botnang. Zudem schlugen SÖS/Linke-Plus vor, die Tangentialbahnlinie der Salamander- oder Schusterbahn zu verbessern. Bündnis 90/Die Grünen mahnten die Schaffung einer Fahrradleihstation am Bahnhof Feuerbach (Rent a Bike) in Zusammenhang mit der dort geplanten Neustrukturierung des „Quartiers am Wiener Platz“ an. Für die FDP steht die Verkürzung der Taktzeiten der U6 und U13 in den Rushhour-Phasen und Hauptverkehrszeiten ganz oben auf der Liste. Der Bezirksbeirat stimmte den Vorschlägen einstimmig zu. Die Vorschläge aus den Gremien in Weilimdorf und Stammheim folgen noch. Der Gemeinderat entscheidet dann am 14. Dezember.