In Stuttgart-Süd könnten Einfahrten, die nicht genutzt werden, bald Fahrradständer erhalten. Auch die Umwidmung von Parkplätzes für Autos ist im Gespräch. Entfacht sich hier ein Urkonflikt zwischen den Verkehrsteilnehmern neu?

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Es klingt nach einer Kleinigkeit: An der Dornhaldenstraße, die an der Ecke Karl-Kloß-Straße in eine Sackgasse mündet, gibt es das Bürgerbegehren, einen der Parkplätze für Autos zu einem Fahrradständer umzuwidmen. Der Grund dafür ist, dass hier gerne mal in zweiter Reihe geparkt wird und man sich erhofft, dass sich das ändert. Tatsächlich denkt die Stadtverwaltung gerade in viel größerem Rahmen darüber nach, Flächen im Süden umzuwidmen, um sie als sichere Abstellorte für Fahrräder zu nutzen.

 

Einfahrten könnten für Fahrradständer genutzt werden

Angestoßen hat das Raiko Grieb, der Bezirksvorsteher von Stuttgart-Süd: „Fahrräder sind Verkehrsmittel und haben im Keller nichts verloren.“ Sprich: Wie Autos haben auch sie es verdient, beim Parkraummanagement berücksichtigt zu werden.

Zunächst einmal soll sich daran aber kein Konflikt zwischen den Verkehrsteilnehmern entfachen. Grieb will, dass die Stadtverwaltung prüft, inwiefern Einfahrten, die nicht mehr genutzt werden, für Fahrradständer umgewidmet werden können. „Viele Mietskasernen in Kessellage haben alte Einfahrten, die zu eng für die Abmessungen heutiger Autos ist“, sagt Grieb. Als denkbare Standorte fallen ihm die Böheimstraße und die Hahnstraße ein. Dort solle eine Art „Nachverdichtung für Fahrradstellplätze“ stattfinden.

Wenn die ungenutzten Einfahrten umgewidmet sind – und es am Ende nach Raiko Grieb geht –, dann sollen auch Parkplätze, die für Autos bestimmt sind, künftig Fahrradfahrern vorbehalten sein. „Zunächst die am Anfang von Kurven, da parkende Autos oft die Sicht von Fußgängern behindern“, sagt Grieb. Besonders Schüler seien hier betroffen. Das habe neulich ein Ortstermin im Schulbezirk der Lerchenrainschule gezeigt.

Wenn auch diese Flächen den Bedarf für Radfahrer nicht decken können, will Grieb auch über die Umwidmung von Parkplätzen nachdenken – wie etwa dem an der Dornhaldenstraße. „Das muss natürlich von Fall zu Fall abgewogen werden.“ Politische Rückendeckung erhofft er sich für seine Pläne – naheliegend – vor allem von den Grünen.

Parkplätze sollen keine wegfallen

Claus Köhnlein, der Fahrradbeauftragte beim Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, hat sich mit Grieb getroffen und will die Möglichkeiten ausloten, wie der Süden fahrradfreundlicher gemacht werden kann. Dass das zum Wegfall von Stellplätzen für Autos führen könnte, hält Köhnlein für unwahrscheinlich.

Denn die Umwidmung von Parkplätzen in Plätze für Fahrradständer ist extrem selten in Stuttgart. „Ich erinnere mich nur an zwei Fälle: an der Augustenstraße im Westen und an der Eberhardstraße in der Stadtmitte“, sagt Köhnlein. Das sei allerdings schon viele Jahre her. Verwaltungstechnisch kompliziert seien solche Umwidmungen aber nicht: „Da reicht der Beschluss eines Bezirksbeirats.“ Nun gelte es zu prüfen, welche Flächen infrage kommen. Und auch, ob sich so etwas nur vereinzelt oder in größerem Stil anbietet.

Prinzipiell sucht Köhnlein dringend nach Flächen für Fahrräder. Er betont, wie platzsparend diese funktionierten: „Wenn wir dort, wo ein Parkplatz ist, einen Fahrradständer aufbauen, können dort im Schnitt etwa zehn Fahrräder parken.“

Umwidmung von Parkplätzen in Fahrradstände ist extrem selten

Die Idee, Einfahrten als Fahrradstellplätze zu nutzen, findet Köhnlein schwierig: „Da müssen wir uns an die Hauseigentümer wenden. Als Stadt können wir da wenig machen, außer zu fragen.“

Wann die Stadtverwaltung Ergebnisse vorzuweisen hat, ist noch unklar. Der Süd-Bezirksvorsteher Raiko Grieb würde den Prozess gerne beschleunigen: „Das gehört in den nächsten Monaten im Bezirksbeirat auf die Tagesordnung.“