Dass schöne Radwege im Nirwana enden, soll bald nicht mehr vorkommen. Das bestehende Radwegenetz wird ergänzt, bis alle Städte in Baden-Württemberg miteinander verbunden sind.

Stuttgart - Im Land soll ein Radwegenetz entstehen, das alle mittelgroßen und großen Städte miteinander verbindet. Dies kündigte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Mittwoch in Stuttgart an. Dieses Radnetz soll nicht nur dem Tourismus zugute kommen, sondern auch im Alltag für Arbeits-, Schul- oder Einkaufswege genutzt werden. Experten des Ministeriums gehen von rund 8000 Kilometern Radwegen aus, die zu großen Teilen bereits bestehen. In den nächsten Monaten sollen Ingenieurbüros Lücken im Netz ermitteln. Zudem sollen Qualitätsmängel wie zu schmale Wege oder mangelhafte Fahrbahnbeläge aufgespürt und Empfehlungen für zügige Verbesserung erstellt werden.

 

Als Ziel nennt das Ministerium, die Routen unter Beteiligung von Landkreisen, Städten und Gemeinden möglichst schnell so herzurichten, dass diese durchgängig sicher befahren werden können. Nur Routen, die den Mindestkriterien entsprechen, werden einheitlich und gut sichtbar beschildert. „Viele Landkreise haben bereits Radnetze, andere haben aber gar nichts“, sagte Hermann. Es führe zu nichts, wenn ein Luxusradweg „irgendwo im Nirwana“ endet. In den Radverkehr sollen jährlich 21 Millionen Euro fließen.

Diese Summe setzt sich zusammen aus 15 – statt bisher zehn – Millionen Euro für Projekte, an denen sich die Kommunen zur Hälfte beteiligen müssen. „So werden 30 Millionen investiert“, sagte Verkehrsminister Hermann. Immer mehr Städte und Gemeinden wollen den Radverkehr systematischer als bisher fördern.

Jeder Euro fürs Rad entlastet die Straße

130 Projekte werden 2014 neu gefördert, dabei kann es um Radwege gehen, um Abstellplätze für Räder oder um eine bessere Beschilderung. Weitere fünf Millionen Euro fließen in Radwege an Landesstraßen, eine Million Euro in die so genannte Radkultur, mit der Veranstaltungen rund ums Rad und darüber hinaus unterstützt werden. Vereinzelt geäußerter Kritik, dass die Landesregierung zu viel Geld in den Radverkehr stecke, hält der Minister entgegen, dass für den Bau einer einzigen Umgehungsstraße oft Summen ausgegeben werden, die dem Jahresetat für Fahrräder entsprächen. Und jeder Euro für den Radverkehr entlaste die oftmals verstopften Straßen im Südwesten.

Hermanns Ziel ist landesweit ein Radverkehrsanteil von 20 Prozent, jede fünfte Fahrt würde danach im Jahr 2020 mit dem Fahrrad zurückgelegt. Aktuell liegt die Quote bei acht Prozent, mit laut Hermann steigender Tendenz. „Vor drei Jahren lagen wir am Ende aller Bundesländer, das hat sich ziemlich verbessert“, sagt Hermann.

„Selbst in Stuttgart geht es voran“

Nicht nur in Studentenstädten würden immer mehr Menschen das Rad nutzen. In Karlsruhe sei der Anteil dieser Fahrten binnen weniger Jahre von 16 auf 24 Prozent gestiegen, in Freiburg liege er bei rund 30 Prozent. In diesem Zusammenhang erwähnte Hermann auch Tübingen, Offenburg, Mannheim und Heidelberg. „Und selbst in Stuttgart geht es inzwischen mit der Radinfrastruktur voran“, beobachtet der Minister, der auch in der Landeshauptstadt viel mit dem Fahrrad unterwegs ist. Ausdrücklich wirbt er für das Tragen eines Fahrradhelmes.

Gemeinsam mit Thüringen hat Baden-Württemberg jetzt eine Studie in Auftrag gegeben, die zum einen klären soll, wie viel Schutz Helme bieten und zum anderen, ob eine Helmpflicht dazu führen könnte, dass letztlich weniger Menschen das Rad nutzen.