In der Region Stuttgart werden 1000 Testfahrer für einen neuen elektronischen Lotsen gesucht. Das neue System Navigar berücksichtigt bei der Routenplanung die Empfehlungen der Stuttgarter Verkehrsleitzentrale.

Stuttgart - Um bessere Navigationssysteme entwickeln zu können, suchen das Land und die Stadt Stuttgart rund 1000 Testfahrer aus der Region für einen neuartigen elektronischen Lotsen. „Bei unserem Forschungsprojekt Navigar geht es um eine nachhaltige Verkehrssteuerung mit integrierter Navigation in der Region Stuttgart“, sagt Gunnar Krehle, Projektmanager beim Kompetenzzentrum ITS Baden-Württemberg.

 

Das neue Navigationssystem soll die heute noch bestehende Lücke zwischen öffentlich betriebenem Verkehrsmanagement und kommerziell organisierter Navigation schließen. „Die bei Staus auf den Autobahnen von den Navis empfohlenen Ausweichrouten führen in Stuttgart leider oft mitten durch die Stadt und durch größere Wohngebiete“, erläutert Ralf Thomas, Leiter der Integrierten Verkehrsleitzentrale der Stadt (IVLZ). „Unser städtisches Verkehrmanagement mit seinen aktuellen Hinweisen wird bei der Planung von Ausweichrouten gar nicht beachtet.“ Dabei sei der vermeintliche Weg durch die Stadt meistens auch für die staugeplagten Autofahrer die zeitaufwendigere und schlechtere Lösung.

Bei Großveranstaltungen gibt es Parktipps

Das noch im Versuchsstadium befindliche Navigar-System berücksichtigt hingegen die örtliche Verkehrslenkung. Beim Routing erfolgt eine stadtverträgliche Lenkung des Autoverkehrs über ausgewiesene Hauptverkehrsstraßen statt über Nebenstrecken mit dichter Wohnbebauung. Bei Verkehrsstörungen werden Alternativrouten vorgeschlagen, die den Empfehlungen der städtischen Verkehrsleitzentrale entsprechen. Und bei Großveranstaltungen – etwa im Neckarpark – übernehmen die Navigationsgeräte die lokal vorgeschlagenen An- und Abfahrtsrouten, um vorhandene Parkplatzkapazitäten optimal zu nutzen. Bei Straßensperrungen führt Navigar die Autofahrer auf innerörtliche, durch längere Grünzeiten angepasste Umleitungsstrecken. Das Forschungsprojekt soll bei allen diesen Szenarien die vorhandenen Verkehrsinformationen des städtischen Leitsystems der IVLZ optimal mit den Daten der in den Fahrzeugen befindlichen Navigationsgeräte verknüpfen.

In dem Versuch mit freiwilligen Testfahrern gehe es darum, zu überprüfen, wie gut Navigar in der Praxis funktioniere, so Krehle. Bei dem Test erprobe man zahlreiche verschiedene Verkehrslenkungsstrategien für die Landeshauptstadt.

Es werden noch viele Fahrer gesucht

„Wir möchten wissen, ob sich verschiedene theoretische Annahmen auch in der alltäglichen Verkehrspraxis umsetzen lassen“, ergänzt Thomas. Das Ziel der Stadt sei es, mit Navigar politisch erwünschte Verkehrslenkungsstrategien an die Navis in den Fahrzeugen zu übertragen. Ein solches individuelles Routing könne den Lärm und den Schadstoffausstoß verringern und den Verkehrsfluss verbessern.

Für den Test suchen die Navigar-Entwickler rund 1000 Autofahrer, die regelmäßig mit ihrem Wagen in der Landeshauptstadt unterwegs sind und ein Smartphone mit Android-Betriebssystem verwenden. Die Testfahrer müssen außerdem bereit sein, für sechs Monate die aktuellste App eines Navigationsherstellers zu nutzen, die zusätzliche Routingstrategien für die Landeshauptstadt enthält.

„Das ist ein exklusiver Service für die Testpersonen“, betont Krehle. Diese seien dank der Smartphone-App besser als andere Verkehrsteilnehmer informiert. Die App prüfe bei der Navigation stets, welche Routenempfehlung seitens der IVLZ vorläge. „Der Fahrer kann dann entscheiden, ob er diesen Tipp befolgt oder nicht“, erläutert Krehle. Als Belohnung erhielten die Teilnehmer am Ende des Versuchs eine Vollversion der Navigar-App.

Wer den neuartigen Lotsen mit speziellen Ortskenntnissen testen möchte, kann sich beim Institut für Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik der Universität Stuttgart melden. „Wir suchen noch viele Fahrer aus der Region“, sagt der Verkehrswissenschaftler Manfred Wacker. Wer Interesse an dem Projekt habe, solle sich rasch melden.