Als Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität in Stuttgart soll in den kommenden Jahren auf zwölf Steigungsstrecken Tempo 40 eingeführt werden. Am Mittwoch haben OB Fritz Kuhn und Ordnungsbürgermeister Martin Schairer die Schilder aufgestellt.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Als Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität in Stuttgart soll in den kommenden Jahren auf zwölf Steigungsstrecken Tempo 40 eingeführt werden. Am Mittwoch haben Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) und Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) im Osten die ersten beiden der vorgesehenen Straßenabschnitte vorgestellt.

 

Abwärts gilt weiterhin Tempo 50

Als Auftakt für die Umsetzung des Konzepts haben die Planer die Verbindung von der Werderstraße ab der Neckarstraße über die Schwarenbergstraße, die Planckstraße und die Pischekstraße bis zur Geroksruhe ausgewählt. Um den zu erwartenden Ausweichverkehr auf Nebenrouten gleich auszuschließen, wurde als zweite Strecke die Verbindung von der Aspergstraße ab der Gablenberger Hauptstraße über die Neue Straße und die Albert-Schäffler-Straße ebenfalls mit Tempo 40 belegt. Dies gilt beidseitig. Im Abschnitt zwischen Geroksruhe und Payerstraße stadteinwärts darf aber weiter 50 gefahren werden. Für die Abwärtsstrecke, auf der der Schadstoffausstoß der Fahrzeuge geringer ist, gibt es keine gesetzliche Grundlage für das Limit.

Stadt stellt vier digitale Hinweisschilder auf

Dass die Autofahrer, die diese Route vom Talkessel auf die Filder nutzen, die neue Beschränkung auch wahrnehmen, hat die Stadt an der Route vier digitale Hinweiseschilder aufgestellt. Sie geben die aktuelle Geschwindigkeit an. Befindet man sich innerhalb des Tempolimits, leuchtet die Anzeige in grünen Lettern, bei einer Überschreitung in Rot. Insgesamt sind die beiden Streckenabschnitte fünf Kilometer lang.

Oberbürgermeister Fritz Kuhn erklärte, die Maßnahme sei eine von vielen, die in der Stadt die Belastung der Luft durch Feinstaub und Stickoxide senken sollen. „Es gibt nicht die eine Maßnahme, die das Schadstoffproblem löst“, so Kuhn. Nur mit einem „ganzen Bündel von Maßnahmen“, zu denen auch das neue Jobticket gehöre, könne man eine Verbesserung erreichen.

Keine Rede von geringeren Feinstaubwerten

Ein Verkehrsversuch auf der Hohenheimer Straße mit Tempo 40 stadtauswärts hat gezeigt, dass sich durch eine solche Temporeduzierung die Stickstoffdioxidwerte in der Luft merklich reduzieren lassen. So sank dort die Überschreitung des Grenzwerts von 200 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft von 196 Stunden im Jahr 2012 auf noch 21 Stunden 2013. In diesem Jahr waren es bis August 14 Stunden.

Von einer Verminderung der Feinstaubwerte durch die Maßnahme, die im Fokus der öffentlichen Debatte stehen, war bei dem Ortstermin nicht die Rede. Fritz Kuhn stellte nur fest, auch Stickoxide seien „gesundheitsgefährdende Stoffe“.

Ursula Baus, die an einer Seitenstraße der neuen Tempo-40-Zone lebt, geht die Beschränkung nicht weit genug. Da an der Route viele Familien mit Kindern wohnten und der Lärm durch die viel befahrene Straße erheblich sei, sollte das Tempo weiter auf nur 30 Kilometer pro Stunden vermindert werden, forderte sie.

Der Oberbürgermeister erwiderte, dass durch die Maßnahme auch der Straßenlärm etwas reduziert werde. Und eine weitere Beschränkung auf 30 Stundenkilometer sei schwierig, weil die Buslinien der SSB dann ihren Taktfahrplan nicht mehr einhalten könnten. Kuhn sagte der Anwohnerin aber zu, dass man durch Kontrollen an der Strecke dazu beitragen werde, dass das Tempolimit von den Autofahrern auch eingehalten wird.

Ordnungsbürgermeister Martin Schairer erläuterte, dass die Hinweistafeln mit einer „Statistikfunktion“ ausgestattet sind. Sie registrieren, in welchem Umfang die neue Tempovorgabe eingehalten wird. Sollte es zu vielen Überschreitungen kommen, werde man „mit dem Einsatz von mobilen Blitzern reagieren“, sagte Schairer.

Überdies dienten die Infotafeln als „Umweltmessgerät“. Entsprechend des Fahrzeugaufkommens und der gefahrenen Geschwindigkeiten könnten künftig die dort auftretenden Feinstaub- und Stickoxidwerte errechnet werden.

Ausgewählt wurden die beiden Strecken als Auftakt für die Umsetzung des Tempo-40-Konzepts aus mehreren Gründen. „Der Osten hat am meisten um Hilfe gerufen“, sagte Martin Schairer. Überdies konnte man das Problem des Ausweichverkehrs recht einfach angehen. Und die Kosten sind nicht so hoch wie an anderen Abschnitten. So müssen etwa an der Rotenwaldstraße im Stuttgarter Westen die Ampelschaltungen an der Strecke komplett verändert werden, was zeitaufwendig und teuer ist.

Wenn die für die ersten Abschnitte bereitgestellte Summe von 425 000 Euro reicht, wird man damit auch noch Tempo 40 auf der Immenhofer Straße im Süden verwirklichen können. Nach den ursprünglichen Plänen hat die Stadt für Tempo-40-Zonen insgesamt 1,3 Millionen Euro in den Jahren 2013 und 2014 vorgesehen.