Wie der Radverkehr in Stuttgart gefördert werden soll, dazu gibt es sehr kontroverse Ansichten. Mit einer Stimme Mehrheit widerspricht das Wangener Gremium dem Vorhaben der Stadt.

Wangen - Gegen die Förderung des Radverkehrs ist im Grunde niemand. Wie das allerdings geschehen soll, dazu gibt es sehr kontroverse Ansichten. Das bestätigte sich nun auch wieder im Bezirksbeirat Wangen, wo das Schlussstück der Hauptradroute 2 auf der Tagesordnung stand. Diese alle Teile der Stadt verbindenden Hauptrouten sind aktuell das Kernstück beim Ziel der Stadt, den Anteil des Radverkehrs von gegenwärtig rund acht Prozent langfristig auf 20 Prozent zu heben.

 

Claus Köhnlein, Fahrradbeauftragter der Stadt, und Andreas Hemmerich vom Stadtplanungsamt, oblag es, die Planungen für das Wangener Teilstück vorzustellen. Grundprinzip sei, die Radfahrer „nicht hintenrum, sondern möglichst direkt und klar zu führen“. Im Stadtbezirk soll dieser Weg vom Bezirk Ost her über die Ulmer und die Innere Ulmer Straße zur Hedelfinger Straße führen. Dafür wird der Autoverkehr teils auf eine Fahrspur pro Richtung verkürzt, und auf der Fahrbahn werden sogenannte Radfahrstreifen mit durchgezogenen Linie sowie Radschutzstreifen mit gestrichelter Linie angebracht. Letzter darf nur im Ausnahmefall von Lkw und Autofahrern überfahren werde.

Viel Kritik am Konzept

Diese gemischten Nutzung der Straßen sei auf hinsichtlich der Sicherheit für die Radfahrer „die beste Lösung“, betonte Köhnlein: „Die Radfahrer sind am sichersten, wenn sie sich im Sichtfeld der Autofahrer befinden. Das wird nicht nur von uns, sondern inzwischen bundesweit so gemacht.“ Zusätzlicher Vorteil: „Der Weg ist beleuchtet und durchgängig vom Winterdienst betreut.“ Und weil damit auch Radfahrer von den Gehwegen weggenommen werden, sei dies auch „Fußgängerförderung“. Die Nähterstraße soll aber weiter für die Radfahrer offen bleiben.

Extrem spannend waren nun die Details der Umsetzung, die Hemmerich an vier Knotenpunkten erläuterte. Und in der anschließenden Debatte nahm sich Marijan Laslo (CDU) für seine Ausführungen fast soviel Zeit wie die beiden Vortragenden zuvor. Dabei ließ er im Grunde kein gutes Haar an den Ausführungsabsichten. Besonders kritisch sah er die wegfallenden Parkplätze im Gewerbebereich der Ulmer Straße, die „nicht verbesserte Anfahrt zur Wilhelmschule“ sowie die Pläne für die Kurve an der Haltestelle Rathaus: „Das ist schon heute ein Engpass. Und nach dem Umbau gnade uns Gott!“ Am „Knoten Wangener Marktplatz“ kulminierten auch bei anderen Beiträge die Einwände. Tenor: das wird nicht funktionieren und ist zudem gefährlich. Und nicht funktionieren werde auch, „unsichere Radfahrer“ hier in einem Teilstück über den Gehweg zu lassen. Ebenso einhellig war die Kritik hinsichtlich der künftigen Situation an der Schule.

Ganz anderer Art war dagegen die Kritik von Peter Selig-Eder ((SÖS-Linke-Plus): „Mich freut es, dass endlich ein Umdenken stattfindet und die Straßen teilweise wieder den Radfahrern zurückgegeben werden. Aber Sie müssten da viel mehr machen!“, was er mit zahlreichen Vorschlägen untermauerte. Für Köhnlein war das ein reines Aha-Erlebnis: „Das ist mein Alltag. Für die einen mache ich zu viel, für die anderen zu wenig. In der Realität bin ich auf Ihr Votum angewiesen.“

Bevor abgestimmte wurde, machten Köhnlein und Hemmerich die Zusage, „Einwände und Hinweise in den Details in die Überlegungen“ aufzunehmen. Auf das Abstimmungsergebnis hatte dies aber offensichtlich keinen Einfluss: Der Bezirksbeirat lehnte die Planungen mit der knappen Mehrheit von einer Stimme ab.