Nach zähem Ringen haben sich die Stadt und das Verkehrsministerium auf einen Kompromiss geeinigt: das Land übernimmt drei Viertel der Kosten von rund 20 Millionen für eine neue Neckarbrücke. Andere Streitpunkte sind dagegen noch offen.

Remseck - Remseck, die Brücken und der Stau: seit Dienstagabend ist diese scheinbar unendliche Geschichte um ein Kapitel reicher – mutmaßlich um ein ganz entscheidendes. Die Stadt und das Land haben sich darauf geeinigt, wie in den kommenden Jahren eine neue Neckarquerung entstehen soll – und wer sie bezahlt. Der Gemeinderat hat daraufhin ein Büro beauftragt, Pläne für das Viadukt zu erstellen.

 

Für den Durchbruch war ein Gespräch zwischen der Rathausspitze und Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Montag nötig, hatte es zuletzt doch erhebliche Differenzen zwischen Remseck und Stuttgart gegeben. Nun sei eine „in der Sache gute und in der Finanzierung akzeptable Lösung“ gefunden, teilen beide Parteien mit. Der Kompromiss sieht vor, dass das Land drei Viertel der Kosten für eine neue Brücke übernimmt, den Rest des rund 20 Millionen Euro teuren Bauwerks muss die Kommune zahlen. Genau wie die Verlegung der Landesstraße, die am Stadtteil Neckargröningen vorbeiführt, und künftig weiter westlich verlaufen soll. Die neue Strecke inklusive Anschluss an die Westrandbrücke soll fünf Millionen kosten.

20 Millionen wird die Brücke wohl kosten

„Wir sind an die Grenze dessen gegangen, was das Land beitragen kann“, sagt der Verkehrsminister. Er sei überzeugt, eine „deutliche verkehrliche Verbesserung für die Stadt und das Land“ zu schaffen. Diese ist auch dringend notwendig, verstopfen doch täglich mehr als 35 000 Fahrzeuge die bestehende Neckarquerung und ihre Zubringerstraßen. Die Trasse gilt als wichtigste Verbindung zwischen dem Landkreis Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis und wichtige Spange im Nordosten der Region Stuttgart – und ist nicht zuletzt deshalb oft hoffnungslos überlastet.

Noch im Frühjahr schien eine Einigung indes in weiter Ferne, das Land sah die Brücke, vor allem aber die Westrandstraße, als Projekt der Stadt an und für seinen finanziellen Anteil deshalb enge Grenzen. „Nicht akzeptabel“, meinte der Remsecker Oberbürgermeister Dirk Schönberger damals – und ist mit dem jetzigen Kompromiss umso zufriedener.

Nicht so einig wie bei den Kosten sind sich die Parteien allerdings über die Größe der Brücke. Während man in Remseck fest von zwei Fahrspuren ausgeht, teilt das Ministerium mit: Die genauen Dimensionen seien noch abschließend zu klären. Dabei ist gerade dieser Punkt bedeutend, denn die Stadt will zwar eine neue Querung – aber keine zu große. Nur der örtliche Verkehr soll über die neue Strecke rollen, nicht aber Lastwagen und auswärtige Fahrzeuge. Es handele sich bei der Westrandbrücke um „eine lokale Lösung und nicht um den Ersatz für den Nord-Ost-Ring“, betont der Oberbürgermeister wieder und wieder.

Angst vor der „Monsterbrücke“

Die Angst, das Land könnte dies anders sehen und die Brücke als endgültige Lösung für den Nordosten der ganzen Region sehen, ist unter den Gemeinderäten groß. Mancher sprach am Dienstag von einer drohenden „Monsterbrücke“, ein anderer von einer „schiefen Bahn in den Abgrund“ und einem „trojanischen Pferd“, welches die Westrandbrücke sei. Denn: die Mehrheit der Räte will neben der Westrandbrücke auch den Nord-Ost-Ring, also eine Verbindung zwischen der B27 bei Kornwestheim und der B14 bei Waiblingen. Die Kommunalpolitiker stimmten deshalb mehrheitlich für einen Antrag von CDU und Freien Wählern, der verlangt, die Brücke so zu dimensionieren, als würde zusätzlich die Nord-Ost-Umfahrung gebaut.