Auch die nördlichen Stadtbezirke sollen vom Verkehrsentwicklungs-konzept profitieren.

Stuttgarter Norden - Am morgigen Donnerstag, 16. Januar, gibt es im Rathaus eine Infoveranstaltung für alle Bezirksbeiräte. Thema ist das Verkehrsentwicklungskonzept (VEK) 2030. In der rund 150 Seiten dicken Vorlage finden sich auch Maßnahmen, die die nördlichen Bezirke der Landeshauptstadt betreffen.

 

Handlungsrahmen für die Verkehrsplanung

Das VEK, so erläutert Stephan Oehler, stellvertretender Leiter des Amtes für Stadtplanung und Stadterneuerung, stelle den Handlungsrahmen und die Strategien für die Verkehrsplanung in Stuttgart für die nächsten 20 Jahre dar. „Zielhorizont ist 2030“, sagt der Stadtplaner. Das bedeutet freilich nicht, dass alle Maßnahmen, die in dem Papier Aufnahme gefunden haben, bis dahin auch umgesetzt werden. „Es gibt keinerlei rechtliche Verpflichtung“, stellt der Stadtplaner klar. Was letztendlich realisiert werde, entscheide der Gemeinderat. Eines ist laut Oehler aber klar: Alles, was in der Vorlage zu finden ist, sei machbar und werde fachlich befürwortet. Allerdings gibt es einen Knackpunkt: Die Kassen der Stadt sind leer, und das wird sich in den kommenden Jahren wohl kaum ändern. Konkrete Zahlen finden sich im VEK allerdings nicht. „Das wäre unseriös“, sagt der stellvertretende Amtsleiter. Vieles sei schlichtweg nicht abschätzbar, außerdem ließen sich oftmals Ursache und Wirkung diverser Maßnahmen nicht beziffern. Klar sei hingegen, dass die Vorlage als gesamtstädtisches Konzept keine detaillierten Lösungen für die einzelnen Stadtbezirke aufzeigen könne.

Früher wurde der Straßenverkehr isoliert betrachtet

Das letzte Stuttgarter Verkehrskonzept stammt aus dem Jahr 1975. Damals, so Oehler, sei der Verkehr noch isoliert betrachtet worden. Heutzutage hingegen setze man auf ein integratives Konzept, bei dem die verschiedenen Wechselwirkungen berücksichtigt würden. Heute solle der Verkehr gesteuert werden, vor 40 Jahren wäre davon noch keine Rede gewesen. Als Beispiel nennt Oehler die Auffahrtrampe an der Friedrichswahl. Diese sei als Teil der Ausbauplanung der 1970er-Jahre eine reine Infrastrukturmaßnahme gewesen. Aus heutiger Sicht sei die Rampe städtebaulich, ökologisch und aus verkehrlichen Gesichtspunkten schlichtweg überflüssig und müsse abgerissen werden. Das fordert auch der Zuffenhäuser Bezirksbeirat seit Jahren, als eines von neun Themen aus Zuffenhausen ist dieser Wunsch in das VEK aufgenommen worden, ebenso wie eine Untertunnelung der B 10/27 von der Friedrichswahl zur Zabergäubrücke.

Auch die Feuerbacher Bezirksbeiräte hatten sich im Vorfeld Gedanken und daraufhin eigene Vorschläge zu sechs Themen gemacht. Ins VEK eingeflossen ist dabei unter anderem der Wunsch nach breiteren Gehwegen an der Stuttgarter und der Wiener Straße, vor allem im Bereich von Kindertagesstätten. Diese Idee wird von der Verwaltung unterstützt. „Wir wollen über die Mindestmaße hinaus. Kinderwagen und Rollator brauchen mindestens 2,50 Meter, wenn sie aneinander vorbei wollen“, sagt der Stadtplaner.

Vorschläge zu insgesamt 14 Themen kamen aus Reihen der Weilimdorfer Beiräte. Unter anderem wird ein Kreisverkehr an der Kreuzung Engelbergstraße/Solitudestraße gefordert. „Der würde die Staubildung dort reduzieren“, glaubt Oehler. Am Stammheimer Ratstisch setzt man unter anderem auf den Neuwirtshaus-Vollanschluss. Dieses Projekt ist eines von neun Themen aus Stuttgarts nördlichstem Bezirk, die ins VEK aufgenommen worden sind. Oehlers Einschätzung ist klar: „Ein Vollanschluss würde Stammheim vom Durchgangsverkehr entlasten.“ Was Botnang angeht, so findet sich im VEK unter anderem der Wunsch nach einem Ausbau des Ortsbus-Angebots.

Nur drei Bürger haben sich zu Wort gemeldet

Insgesamt hat es laut dem stellvertretenden Amtsleiter rund 500 Anregungen für das Verkehrsentwicklungskonzept gegeben. 18 von 23 Stuttgarter Bezirksbeiräten haben die Gelegenheit genutzt, Vorschläge zu machen. Außerdem haben knapp zwei Dutzend Institutionen Stellung bezogen, aus dem Norden waren die Einwohnervereinigung Bergheim sowie das Vhs-Team Zuffenhausen 21 dabei. Enttäuschend hingegen war die Reaktion der Bevölkerung: Gerade einmal drei Bürger haben sich beteiligt. Und das, betont Oehler, obwohl es zahlreiche Infoveranstaltungen gegeben habe und der Entwurf des VEK ein halbes Jahr lang im Internet einsehbar gewesen sei.