Auf zehn Schnelltrassen im Südwesten sollen Pendler auf Rädern von 2025 am Stau vorbeifahren. Gewünscht werden unter anderem Verbindungen von Herrenberg über Böblingen nach Stuttgart.

Stuttgart - Das baden-württembergische Verkehrsministerium will passend zum 200-Jahr-Jubiläum der Erfindung des Fahrrads durch Karl Drais den Ausbau der Radwege forcieren. Auf einer Pressekonferenz am Freitag schilderte Minister Winfried Hermann (Grüne) seine Bemühungen und berichtete, dass die Idee zum Bau von Radschnellwegen bei mehreren Landkreisen auf eine positive Resonanz gestoßen sei. Auf solchen den Fahrrädern vorbehaltenen Strecken sollen Pendler im Durchschnitt zehn bis 25 Kilometer zur Arbeit strampeln.

 

Gemessen an den Rückmeldungen im Ministerium wird das stärkste Interesse an einem Radschnellweg von Herrenberg über Böblingen nach Stuttgart geäußert. Auch im Neckartal entlang der B 10 wird eine solche Verbindung gewünscht, ebenso als Alternative zur B 27 von Ludwigsburg nach Stuttgart. Staus und volle S-Bahnen machten den Pendlern das Leben auf diesen Strecken schwer, sagte Hermann. Es bestünden dort zum Teil Radwege, doch die seien nicht kreuzungsfrei, oft müssten die Radler absteigen.

Radwege spielen auch im Bezug auf das Feinstaub-Problem in Stuttgart eine wichtige Rolle. Mehr zu Feinstaub und den wichtigsten Ursachen im Video:

Ein Radweg ist seit 20 Jahren geplant – und kommt nicht voran

Zur Zeit sind für Planung und Bau der Schnellwege schon drei Millionen Euro im Etat. „Bis 2025 wollen wir mindestens zehn Radschnellewege im Lande eröffnen“, sagte Hermann. Rascher gehe es nicht, für jedes Vorhaben sei ein Planfeststellungsverfahren notwendig. Er selbst kenne übrigens einen Radweg, der seit 20 Jahren in der Planung sei: der Neckar, eine Straße und ein Golfplatz seien ihm im Wege.

Mit dem sogenannten RadNETZ Baden-Württemberg, das Mittel- und Oberzentren verbindet und von 700 Städten und Gemeinden getragen wird, soll es schneller gehen: Bis 2030 sollen die derzeit 6000 Kilometer auf 7000 erweitert, ausgebaut und gut beschildert werden. Geht es nach der Radstrategie des Landes, nimmt der Radverkehr 2030 einen Anteil von 20 Prozent am Gesamtverkehr ein, derzeit sind es erst acht. Einige Städte wie Freiburg (34 Prozent Radanteil) und Karlsruhe (25 Prozent) seien Vorreiter, sagt Hermann. Von Kopenhagen und Amsterdam mit Fahrradanteilen am Verkehr von 40 Prozent sei man aber weit entfernt. Der Bau von Rad- und Fußwegen ist Sache der Kommunen, wird aber vom Land gefördert. In ein entsprechendes Programm für die nächsten fünf Jahre hat das Land jetzt neu im Jubiläumsjahr der „Laufmaschine“ von Karl Drais 84 Maßnahmen für 37 Millionen Euro aufgenommen. Allein in diesem Jahr sind Ausgaben für 21 Millionen Euro geplant. Entlang von Schnellstraßen zu radeln, ist sicher kein Vergnügen. Trotzdem wird es nachgefragt Die Regierungspräsidien planen derzeit 18 Kilometer Radwege an Bundesstraßen und 59 Kilometer an Landesstraßen für insgesamt 25 Millionen Euro. Dass Radwege in Städten „im Nirwana“ enden, so Minister Hermann, müsse geändert werden. „Früher waren die ersten Hochräder ein Sportgerät für die Elite“, sagte der Minister. Heute seien sie Teil der urbanen Mobilität: „Wir brauchen Räder für saubere Luft in unseren Städten.“