Mal gebührenpflichtig, mal kostenlos, mal gehören sie einer Gemeinde, mal der Bahn – bei den 107 P+R-Anlagen in der Region Stuttgart ist vieles unübersichtlich. Der Verband Region Stuttgart möchte nun ein regionales Konzept entwickeln. Start soll mit 23 Anlagen sein.

Stuttgart - Die Übersichtskarte der 107 P+R-Anlagen in der Region Stuttgart ist ein bunter Flickenteppich: Eigentümer, Betreiber, Parktarife – alles höchst unterschiedlich. Der Verband Region Stuttgart will mit einer übergeordneten Betreiberorganisation unter seiner Führung die Angebote vereinheitlichen und ausbauen. Im Blickpunkt sind dabei 23 regional bedeutsame Standorte von Backnang bis Herrenberg, von Vaihingen/Enz bis Nürtingen. Außerdem setzt sich die Region dafür ein, dass von 2017 an im P+R-Parkhaus Stuttgart-Österfeld wie bereits am Degerlocher Albplatz das Prinzip Parkschein gleich Fahrschein gilt und für Dauerparkkunden die Berechtigung auf der Polygo-Card gespeichert wird. Das heißt: In Österfeld darf nur noch parken, wer auch einen VVS-Fahrausweis löst.

 

Ausgangspunkt des Vorstoßes des Regionalverbands ist der ÖPNV-Pakt aus dem Jahr 2014, in dem sich Land, Region, Kreise und Stadt Stuttgart zu gemeinsamen Anstrengungen für einen besseren Nahverkehr verpflichtet haben. Seitdem gehören regionales Verkehrsmanagement und die Vernetzung der Verkehrsträger zu den gesetzlich festgeschriebenen Pflichtaufgaben der Region – mithin auch ein regionalweites P+R-Konzept. Nach einer detaillierten Untersuchung des Angebots gibt es jetzt erste konkrete Vorschläge aus der Verbandsverwaltung in der Stuttgarter Kronenstraße, die eigentlich noch vor der Sommerpause beschlossen werden sollten. Doch weil in der Sitzung zu viele Punkte auf der Tagesordnung standen, wurde das Thema auf Mitte September verschoben.

Kein Beschluss, aber Konzept steht

Doch die Strukturen des Grundkonzepts stehen nach Informationen dieser Zeitung schon jetzt fest. Dessen Ziel ist es, die Innenstädte von Stuttgart und den umliegenden Mittelzentren vom Autoverkehr zu entlasten, indem den Autofahrern so früh wie möglich angeboten wird, das Auto in einer P+R-Anlage abzustellen und in S-Bahnen oder Regionalzüge umzusteigen. Dieser Umstieg soll – selbstredend – einfach und komfortabel sein.

Das Konzept setzt dabei auf regionalbedeutsame P+R-Anlagen, die in drei Kategorien eingeteilt werden und mehreren Anforderungen genügen müssen. Sie sollen relativ nah an Autobahnen und Bundesstraßen liegen und eine Kapazität von mindestens 150 Stellplätzen haben, die Zufahrt sollte nicht durch Wohngebiete führen, die Bahnen sollen mindestens alle 30 Minuten fahren und rasch in der City sein.

In einem äußeren Ring, der an der Grenze des VVS liegt, sollen leistungsfähige Anlagen liegen, die Autofahrer möglichst früh auf ihrer Fahrt gen Stuttgart abfangen, die Tarife dort sollen möglichst niedrig, bestenfalls kostenlos sein. Zu diesem äußeren Ring gehören P+R-Anlagen in Backnang, Bietigheim-Bissingen, Vaihingen/Enz, Leonberg, Weil der Stadt, Herrenberg, Gärtringen, Filderstadt, Nürtingen, Wendlingen, Plochingen und Stetten-Beinstein. Zum mittleren Ring gehören P+R-Plätze, die Verkehre aus der Region in Mittelzentren aufnehmen und „Überlauf“ für den äußeren Ring sind, wenn dort alles voll ist. Ihre Preise sollen auf keinen Fall unter dem Tarif des äußeren Rings liegen. Dazu zählen die Anlagen in Maubach, Ludwigsburg-Favoritepark, Ditzingen, Böblingen-Hulb und Winnenden. Ergänzt wird dies durch einen inneren Ring mit Anlagen nahe der Landeshauptstadt, deren Tarife höher sind als die der anderen Plätze. Dafür sind die Standorte Obertürkheim, Sommerrain, Aldingen (Hornbach), Zuffenhausen, Weilimdorf, Vaihingen-Österfeld und Degerloch-Albplatz vorgesehen. Allen diesen regional bedeutsamen Anlagen gemein ist, dass auf flexiblen Anzeigen am Straßenrand, im Internet und in den Navigationssystemen über die Belegung informiert wird.

In der Realität ist Vielfalt Trumpf – noch?

Die Umsetzung dieser konzeptionellen Überlegungen stößt sich freilich an der Realität, die mit unübersichtlich zutreffend beschrieben ist: So gibt es acht verschiedene Eigentümer- und Betreibermodelle in der Region, je zur Hälfte sind die Anlagen gebührenpflichtig oder kostenlos, die Preisspanne ist enorm. Das hat auch der Regionalverband festgestellt, der deshalb eine „überregionale Betreiberorganisation für hilfreich“ hält, die sich um Organisation, Betrieb, Verwaltung, Planung und Bau der Anlagen in der Region Stuttgart kümmert. Dieser Betreiber, an dem sich Kommunen direkt beteiligen, könnte mit wenigen Anlagen starten und sich dann nach und nach vergrößern. Zwar seien einige Gemeinden bereit, mit ihren Anlagen in eine regionale Gesellschaft zu gehen, „das werden aber nicht alle sein“, ist man sich beim Verband sicher. Die Details will der Regionalverband noch klären, allerdings pocht er auf der „Federführung des VRS“. Die Finanzierung der Betreiberorganisation, die die Kommunen von den Kosten des laufenden Betriebs und der Instandhaltung entlasten könne, würde über die Verkehrsumlage und die Parkgebühren erfolgen – wie hoch die genau sind, weiß man freilich nicht: Der Verband rechnet mit Einnahmen aller 107 Anlagen in der Region zwischen zwei und drei Millionen Euro.