Die Sozialdemokraten im Stuttgarter Stadt- und im Regionalparlament lehnen die vom Verkehrsverbund (VVS) für 2017 geplante Preiserhöhung ab.

Stuttgart - Die Sozialdemokraten im Stuttgarter Gemeinderat und im Regionalparlament lehnen die vom Verkehrsverbund (VVS) für 2017 geplante Preiserhöhung um 1,9 Prozent ab. Im Aufsichtsrat der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) soll der Aufschlag an diesem Dienstag beschlossen werden. Durch die VVS-Struktur ist das SSB-Votum entscheidend. „Wir werden die Preiserhöhung nicht mitmachen, denn die Finanzierung des Nahverkehrs wird immer ungerechter“, sagt Martin Körner, SPD-Fraktionschef im Gemeinderat.

 

Die Nutzer beglichen seit 2015 erstmals 60 Prozent der Kosten von Bus und Bahn, früher lag der Wert etwas über 50 Prozent Man wolle für den VVS eine 50:50-Verteilung von Zuschüssen und Fahrpreiseinnahmen, so Körner. „Es kann nicht sein, dass die Fahrgäste die Hauptlast tragen.“ Auch weil die S-Bahn-Misere mit Verspätungen und Ausfällen anhalte und die SSB wegen der Stuttgart-21-Baustelle Umwege fahren müsse, sei ein Preiserhöhung nicht angebracht, sagt Körner. Der Verzicht auf die Preiserhöhung sie möglich, ohne dass die SSB ihren Wirtschaftsplan kürzen müsse, weil die kalkulierten fünf Millionen Euro zusätzlich über eine steigende Nachfrage erzielt werden könnten.

Jahresticket soll 365 Euro kosten

Der Fraktionschef und der verkehrspolitischer Sprecher der Regionalfraktion, Thomas Leipnitz, fordern neue Ticketangebote wie zum Beispiel ein 9-Uhr-Jahresticket für 365 Euro, also einen Euro pro Tag, das für die beiden Stuttgarter VVS-Zonen gelten solle. Die SSB solle die Auswirkungen eines solchen Tickets berechnen. Bisher kostet das Umweltticket laut VVS im günstigsten Fall 1,65 Euro pro Tag. Die Verbünde in Nürnberg und Wien hätten mit einem derartigen Angebot sehr hohe Fahrgastzuwächse erzielt. Auch die Mitnahmeregeln für Kinder sollten ausgeweitet und Teilzeitbeschäftigten ein spezielles Ticketangebot gemacht werden, fordern die Genossen. Für Uhlbach und Obertürkheim fordern sie den Test eines Stadtteiltickets zum Kurzstrecken- statt Normalpreis. Das soll den örtlichen Handel sichern.

Auch der Fahrgastverband Pro Bahn und der Bund für Umwelt und Naturschutz lehnen die Tariferhöhung ab. Sie sei wegen des S-Bahn-Chaos „unzumutbar“.