Das Land hat jetzt eine Prioritätenliste für den Straßenbau vorgelegt. Demnach könnten der Weiterbau der B 10 bis Gingen und die Ortsumfahrung von Jebenhausen in den nächsten zehn Jahren realisiert werden.

Kreis Göppingen - Im Kreis Göppingen brennen zurzeit drei Straßenbauprojekte, abgesehen vom Albaufstieg der A 8 bei Mühlhausen, unter den Nägeln. Das sind der Weiterbau der B 10, der Bau einer Ortsumfahrung bei Jebenhausen und die Umfahrung der B 466 von Süßen im Zuge des B 10 Weiterbaus. Die Süßener Umfahrung gilt mittlerweile für die Politik als laufendes Projekt. Allerdings hat man dort nicht viel mehr getan, als vor Monaten einen Spatenstich auf einer Obstbaumwiese zu feiern.

 

Kein Neubau vor 2015

Jetzt hat die Landesregierung eine neue Prioritätenliste für den Straßenbau vorgestellt. Darin genießt der Weiterbau der B 10 von Süßen an Gingen vorbei mittlerweile Priorität in der höchsten Kategorie „Vordringlicher Bedarf“. Allerdings: Vor 2015, so geht aus den Unterlagen, die das Verkehrsministerium jetzt vorgestellt hat, hervor, wird es keinen Neubau geben.

Noch unwahrscheinlicher wird der baldige Weiterbau einer B 10-Umgehungsstraße Richtung Geilsingen oder gar an Geislingen vorbei auf die Alb hoch. Der auf Kosten von rund 77 Millionen Euro geschätzte Abschnitt Gingen-Geilsingen rangiert in der Priorisierung im mittleren Feld. Der Abschnitt an Geislingen vorbei soll grob geschätzt 155 Millionen Euro kosten und rangiert unter ferner liefen.

Liste bis zum Jahr 2108 abgearbeitet

Hinzu kommt, dass das Land eine Anmeldeliste 158 Einzelprojekten für den Bundesstraßen und Autobahnen führt. Die Gesamtkosten belaufen sich auf ein Volumen von rund 11,3 Milliarden Euro. So lange der Bund weiterhin dafür 230 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stellt, kann man immerhin in den nächsten 15 Jahren jede dritte Maßnahme auch umsetzen und wäre dann im Jahr 2063 mit der Liste durch. Kürzt der Bund der Mittel, auf 120 Millionen Euro pro Jahr, wie mittelfristig vor einiger Zeit schon einmal vorgesehen, dann sind die jetzt angemeldeten Maßnahmen allerdings erst bis zum Jahr 2108 abgearbeitet, also auch der Albaufstieg der B 10.

Schneller ginge das mit den Landesstraßen. Dafür wurden 734 Aus- und Neubauprojekte mit einem Volumen von 2,5 Milliarden Euro angemeldet. Zurzeit sind 40 Millionen Euro pro Jahr veranschlagt und somit wäre erst in rund 60 Jahren alles gebaut. Auf der Prioritätenliste des Landes stehen aber nur 123 Projekte im Kostenumfang von rund 385 Millionen Euro, darunter auch die rund zwölf Millionen Euro teure Ortsumfahrung von Jebenhausen, die somit zumindest bis zum Jahr 2023 realisiert werden könnte.

Experte fordert mehr geld für die Infrastruktur

Allerdings: „Was heute im vordringlichen Bedarf einstuft ist, kann auch wieder zurückgestuft werden“, erklärt der unabhängige Verkehrsplaner Rolf Karajan aus Stuttgart. Er übt sich daher in Pessimismus. Seiner Ansicht nach sind die politischen Vorgaben mit Vorsicht zu genießen. Es sei leider so, dass sich Straßenbauprojekte nicht über Jahre, sondern über Jahrzehnte hinzögen. Karajan fordert man mehr Investitionen in die Infrastruktur.

„Ich bin nun seit mehr als 40 Jahren tätig und beobachte die Veränderungen unserer Straßen-Infrastruktur sehr aufmerksam. In den Verwaltungen, bei den Baufirmen, bei den Ingenieuren ,in der Bevölkerung und auch bei mir selbst verbreitet sich zunehmend Frust über diese Situation, die gekennzeichnet ist von Plänen, die nicht verwirklicht werden.“

Der Nachholbedarf in Baden- Württemberg und ganz speziell in der „Stauregion“ Stuttgart liege auf einem Niveau, das der Situation in den jungen Bundesländern nach der Wende nahe komme. Um die Projekte schneller umzusetzen benötige man aber auch mehr personell bei der Straßenbauverwaltung und rechtliche Grundlagen, die eine zügigere Planung ermöglichen.