Die Stadt Stuttgart hat ihre Verkehrszählung vorgelegt. Die Räte sind erstaunt, dass am Kesselrand weniger Fahrzeuge fahren als noch im Jahr 2011. Die Cannstatter Straße ist jedoch nach wie vor ein Brennpunkt.

Stuttgart - Die Stadt hat am Dienstag ihre Verkehrszählung am Kesselrand vorgelegt. 404 334 Ein- und Ausfahrten wurden im Mai 2013 innerhalb von 16 Stunden gezählt. Damit bewegen sich die Zahlen auf dem Niveau der frühen 1980er Jahre. Im Kraftfahrzeug-Bereich wurde eine Abnahme des Verkehrs im Vergleich zu 2011 von 1,9 Prozent registriert – besonders auffällig ist der Rückgang an der Cannstatter Straße. „An der B 14 an den Messstellen Schwanenplatztunnel und König-Karls-Brücke haben wir Werte wir vor 20 Jahren“, sagte Stephan Oehler, der leitende Stadtbaudirektor des Amtes für Stadtplanung. Und: „Der Verkehr hat über den gesamten Tag hinweg abgenommen.“ Die gemessenen Werte schätzte Oehler so ein: „Damit befinden wir uns auf dem unterem Niveau aller Zahlen, die wir seit 1980 erhoben haben.“ Der Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) sprach im Ausschuss für Umwelt und Technik von einer „leicht positiven Tendenz“.

 

Verkehr gleich Wirtschaftskraft?

Den Gemeinderatsfraktionen werden detaillierte Unterlagen erst in den kommenden Tagen vorgelegt, sodass eine abschließende Aussprache am Dienstag nicht möglich war. Nur so viel: „Alle sagen, dass es schön ist, wenn weniger Autos unterwegs sind. Aber Verkehr steht in der Regel für hohe Wirtschaftskraft“, sagte der Fraktionsvorsitzende der CDU, Alexander Kotz. Ein Vergleich mit der Einwohnerentwicklung und der wirtschaftlichen Dynamik der Stadt wäre hilfreich, so Kotz. Die Fraktionschefin der SPD, Roswitha Blind, forderte hingegen einen Vergleich mit der Entwicklung beim öffentlichen Nahverkehr. Jürgen Zeeb, der Vorsitzende der Freien Wähler, regte an, eine Stellungnahme der Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie der Handwerkskammer einzuholen. „Steigende Bevölkerungszahlen und weniger Verkehr, wie geht denn das zusammen?“, fragte er.

In ungeraden Jahren wird die Verkehrszählung an 21 Messpunkten am Kesselrand gemacht, in geraden Jahren wird an der Markungsgrenze gezählt. Ein Wert, der sich in der Vergangenheit kaum positiv entwickelt hat, ist der sogenannte Besetzungsgrad. Die Verwaltung beziffert damit, wie viele Menschen durchschnittlich in einem Wagen sitzen. Im Jahr 2013 waren es 1,27 Personen pro Auto. „Es ist unsere Hoffnung, dass sich mehr Menschen ein Auto teilen“, sagte Oehler. Zum Vergleich: 1985 lag der Wert bei 1,29 Personen.

Brennpunkt Cannstatter Straße

Die Cannstatter Straße, die Ein- und Ausfallstrecke zwischen Innenstadt und Bad Cannstatt, ist der mit Abstand höchstfrequentierte Messpunkt. 95 478 Kraftfahrzeuge wurden hier binnen 16 Stunden gezählt – 3672 weniger als 2011. Die dortige Abnahme des Verkehrs macht allein schon die Hälfte des gesamten Rückgangs am Kesselrand aus. Die nächste große Zu- und Ausfahrt in den Stuttgarter Kessel ist die Heilbronner Straße Richtung Feuerbach. Hier liegt die Zahl der ein- und ausfahrenden Autos unverändert bei rund 48 000.