Die Zeitungshäuser bauen ihre Angebote im Netz aus – und immer mehr Leser sind bereit, dafür zu bezahlen. In Berlin fordert der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) mehr Unterstützung durch die Politik.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Stuttgart - Die Zeitungsverlage in Deutschland verbuchen zunehmend Erfolge bei der Ausweitung ihrer traditionellen Informationsangebote auf Plattformen im Internet. Dass die Online-Angebote mittlerweile 18,5 Millionen Nutzer pro Woche erreichen (plus eine Million), die Auflage der E-Paper auf 733 000 Exemplare (plus 34,6 Prozent) gestiegen ist und die Zeitungsverlage viele Innovationen auf den Markt bringen, wertet der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) als Beleg dafür, dass das digitale Geschäft zum Wachstumstreiber der ganzen Branche geworden ist.

 

Um das geschäftliche Umfeld der Zeitungsverlage zu beschreiben, führt der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Dietmar Wolff, nicht nur die traditionellen Stärken der Tageszeitungen wie die hohe Glaubwürdigkeit und die starke Reichweite ins Feld. Vor allem die mobilen Angebote für Handys und Tablets und die Apps der Zeitungsverlage entwickeln sich nach Einschätzung Wolffs erfolgreich. Sie würden bereits von 8,4 Millionen Menschen wöchentlich genutzt. 2015 wird die Zahl der Apps aus deutschen Zeitungshäusern nach den Erwartungen des Verbands von 530 im Vorjahr auf 600 steigen. Als Beweis für die Innovationskraft der Branche verwiesen Wolff und der BDZV-Pressesprecher Hans-Joachim Fuhrmann auf an die neunzig Chefredakteurs-Newsletter, die es mittlerweile im Netz gebe, und auf die Tatsache, dass unterdessen 107 Zeitungen Bezahlschranken für journalistische Inhalte im Netz eingeführt hätten. Bis Ende des Jahres könnten laut BDZV etwa 120 Zeitungen ein Entgelt für ihre Webangebote fordern. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Anzahl der Bezahlangebote um rund dreißig Prozent gestiegen.

Die Bereitschaft der Nutzer, zu bezahlen, nimmt zu

„Die Nutzer sind bereit, für gute Inhalte ein paar Euro abzudrücken“, erklärte Fuhrmann. Im Durchschnitt gebe jeder dritte Nutzer heute rund 15 Euro im Monat für redaktionelle Inhalte im Internet aus; vor einem Jahr sei diese Bereitschaft erst bei einem Viertel der Nutzer wahrnehmbar gewesen. „Das Gros der Verlage ist auf diesem Feld noch ganz am Anfang“, räumte Fuhrmann ein. „Das ist ein Marathonlauf, für den wir einen langen Atem brauchen.“ Allerdings habe „das Kernprodukt Zeitung mittlerweile eine wahnsinnige Flotte an Beibooten, sodass ich sehr zuversichtlich auf die nächste Jahres-Pressekonferenz blicke“, fügte er hinzu.

Um die traditionellen Stärken der Zeitungen auch im Internet zu bewahren, fordert Wolff die Unterstützung der Politik. Die Verantwortlichen in Bund und Ländern sind sich seiner Meinung nach nicht ausreichend bewusst, dass die mittelständischen Zeitungshäuser heute mit globalen Internetkonzernen wie Google im Wettbewerb stünden. „Die mittelständische Branche ist gefesselt durch Wettbewerbs-, Datenschutz- und Konzentrationsregeln zugunsten der Medienvielfalt“, erklärte Wolff. „Dabei stehen wir globalen Internetgiganten gegenüber, die in weiten Teilen uneingeschränkt in unseren Märkten agieren können.“ Es gehe nicht darum, die Großkonzerne klein zu machen. „Aber wenn die Bund-Länder-Kommission mit der Vorarbeit für einen Medienstaatsvertrag beginnt, muss sie sich dieser Gemengelage bewusst sein und die Fesseln für die Zeitungshäuser lockern.“

Dank des Wachstums im Digitalgeschäft konnte die Branche den Umsatzrückgang eindämmen. Die Erlöse sanken 2014 um 0,6 Prozent – deutlich weniger als im Jahr davor. Bei den Tageszeitungen blieb der Umsatz fast gleich. Unter Druck standen dagegen Wochen- und Sonntagszeitungen, wo die Einnahmen um knapp acht Prozent sanken. Für das laufende Jahr rechnet der Verband mit einem stabilen Geschäft im Vertrieb und bei den Anzeigen.