Der Motorsport-Verleger und älteste lebende Formel-1-Fahrer der Welt wurde fast 101 Jahre alt.

Stuttgart/Karlsruhe - Der Mitbegründer und langjährige Verleger der Motor Presse Stuttgart, Paul Pietsch, ist tot. Er starb am 31. Mai drei Wochen vor seinem 101. Geburtstag in seinem Haus in Karlsruhe, wie ein Verlagssprecher am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart bestätigte. Der Unternehmerpersönlichkeit Pietsch gelang im Nachkriegsdeutschland eine rasante Erfolgsgeschichte. Nach einer Karriere als Rennfahrer in den 1930er Jahren legte er nach dem Krieg den Grundstein für eine Firma, mit der aus einer provisorischen Büro-Baracke ein internationaler Zeitschriftenkonzern erwuchs.

 

Mit seinen Freunden Ernst Troeltsch und Siegfried Hummel hatte Pietsch 1946 von den französischen Alliierten die Lizenz Nummer 1308 erhalten, die zur Herausgabe einer Autozeitschrift berechtigte. Im Dezember 1946 erschien mit einer Auflage von 30 000 Exemplaren und einem Umfang von 36 Seiten erstmals „Das Auto“, Vorläufer der späteren „Auto, Motor und Sport“. Das Fachmagazin ist heute mit einer Auflage von 385 000 Exemplaren das Flaggschiff des Verlages, der seit dem Jahr 2005 mehrheitlich zu Gruner + Jahr gehört. Für den Verlag arbeiten 1500 Menschen. Sie erwirtschafteten 2011 knapp 280 Millionen Euro Umsatz. Viele Zeitschriften zu Spezialinteressen im Motorsport, etwa Oldtimer oder Motorräder, gehören heute zur Angebotspalette.

Der Geschäftsführer der Motor Presse Stuttgart, Volker Breid, ließ am Mittwoch erklären: „Ich stehe voller Respekt vor dem Lebenswerk von Paul Pietsch und empfinde tiefes Mitgefühl für die Familie und alle Angehörigen.“ Zu seinem Erfolg hatte der Verleger vor rund einem Jahr in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gesagt: „Ich habe nie mit Krediten gearbeitet, sondern mir gesagt: Lieber einen Schritt langsamer wachsen als mit zu hohem Risiko.“

1962 war Pietsch ins Buchgeschäft eingestiegen

1962 war der Zeitschriftenverleger mit der Gründung der Paul Pietsch Verlage auch ins Buchgeschäft eingestiegen. Nach und nach trieb er die Internationalisierung voran. Sein Reich ist heute nach eigenen Angaben Europas größtes Medienhaus in der sogenannten Special-Interest-Branche und zählt 120 Zeitschriften in 21 Ländern rund um die Welt sowie diverse dazugehörige Angebote im Internet.

Mit Pietsch starb auch der älteste noch lebende Formel-1-Fahrer. Als seinen größten Erfolg sah er - neben diversen Siegen - 1939 den dritten Platz beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring.

Pietschs Leidenschaft galt ausländischen Wagen wie etwa Maserati und Alfa Romeo. Der gebürtige Freiburger war gelernter Bierbrauer und hätte dem ursprünglichen Familienplan zufolge die väterliche Brauerei übernehmen sollen. Doch schon mit 20 Jahren - Pietschs Vater war früh gestorben und hinterließ ein Erbe - kaufte er sich einen Bugatti.

Auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen soll die Trauerfeier im engsten Familienkreis stattfinden, wie der Verlag mitteilte.