Ein ständiges Ärgernis im Stuttgarter Norden: Anwohner und Geschäftsleute am Killesbergpark klagen über die Folgen nächtlicher Eskapaden und wünschen sich Unterstützung von der Stadt.

S-Nord - Der Killesberg ist beliebt, auch bei Feiernden. Das bekommen die Menschen, die am Rande des Parks leben, regelmäßig unliebsam zu spüren. Nach Großereignissen wie dem Lichterfest sehen sie sich mit Hinterlassenschaften wie Müll und anderen wenig appetitlichen Dingen in einem besonders starken Ausmaß konfrontiert, in den Sommermonaten sind die Folgen nächtlicher Eskapaden an jedem Wochenende sichtbar.

 

Das zehrt an den Nerven der Anwohner und der Geschäftsleute. So sehr, dass sich die Centermanagerin der Killesberghöhe, Birgit Greuter, nun schriftlich an die Verwaltung mit der Bitte um Unterstützung bei den Bemühungen um mehr Ordnung und Sicherheit gewendet hat. Die Stadt habe zumindest eine Teilverantwortung, weil für das Privatgelände ein öffentliches Durchgangsrecht von Beginn an vertraglich festgesetzt war. „Wir freuen uns, dass das Quartier so gut angenommen wird“, sagt Greuter, die niemandem seinen Spaß neidet. „Aber es ist teilweise zu exzessiv.“

Polizei weist Kritik zurück

Das legen auch die Schilderungen von Sevil Kölbel nahe. Die Anwohnerin und ehemalige Bezirksbeirätin berichtete am Montagabend den Mitgliedern ihres alten Gremiums ihre Eindrücke. „Es läuft aus dem Ruder“, sagte Kölbel über die ständigen Partynächte im Sommer, an deren Ende die Wege vor den Häusern mit Scherben und Spritzen und die Gärten mit Erbrochenem und Exkrementen gesäumt seien. Für sie sei die Situation „ein Armutszeugnis“ – und von der Ordnungsmacht sei keine große Hilfe zu erwarten. „Die Polizei kommt nur, wenn Blut fließt“, sagte sie. Das freilich wollte Waldemar Raschke-Preißler als Vertreter des Reviers Wolframstraße nicht stehen lassen. „Wir nehmen ihr Anliegen ernst“, betonte er. Doch im Innenstadtquartier hätten die Beamten an zahlreichen Brennpunkten dauerhaft zu tun.

Bei den Bezirksbeiräten stieß Kölbel auf Verständnis. Allgemeines Credo: die Anwohner hätten Unterstützung verdient. Auf der Suche nach Lösungen taten sich die Lokalpolitiker aber schwer. Anna Kedziora (Freie Wähler) brachte einen privaten Sicherheitsdienst ins Spiel und berichtete, die unschönen Spuren der Feiernden zögen sich teilweise bis zur Doggenburg hin. Paul Bendel (SÖS-Linke-Plus) forderte mehr öffentliche Toiletten und Mülleimer, Axel Alt (SPD) und Ralph Wöhrle (Grüne) sehen den ersten Schritt zur Besserung in einer Widmung, wodurch das Privatgelände zur öffentlichen Fläche würde. So oder so, die Stadt sei in der Pflicht. Je attraktiver Stuttgart als Großstadt werde, desto mehr Anstrengungen seien nötig, sagte Sebastian Sage (SPD): „Die Hemmungen, Müll zu hinterlassen, werden größer, wenn alles sauber ist.“

Forderungen an Veranstalter des Lichterfests

Nach dem Willen der Bezirksbeiräte sollen nun rasche Gespräche zwischen der Stadt und den Eigentümern sowie der Centerverwaltung auf der Killesberghöhe folgen. Im Hinblick auf das Lichterfest mit seinen jährlich zwischen 30 000 und 40 000 Besuchern fordern sie nach den jüngsten Erfahrungen verstärkte Reinigungen des Veranstalters.

Zuhörer lassen Faltblätter liegen

Als Kern des Problems machten die Lokalpolitiker gesellschaftliche Missstände aus. Vielen mangele es am Bewusstsein. Auch Raschke-Preißler stellt fest: „Der Umweltschutzgedanke scheint gerade bei jungen Leuten in Vergessenheit geraten zu sein.“ Für eine Pointe sorgte derweil eine Schar leidgeplagter Anwohner auf den Zuschauerrängen. Die eher älteren Herrschaften , ließen bei ihrem Abschied ausgeteilte Faltblätter zurück – auf dem Fußboden des Sitzungssaals.