Bylow Ratschläge finde ich anmaßend. Wichtig wäre, deutlich zu sagen, welche Folgen es hat, Teilzeit zu arbeiten. Wenn das Rentensystem so bleibt, wird es den jungen Frauen von heute genauso gehen wie uns. Man merkt es nur als junge Frau nicht – weil man zu beschäftigt ist, weil man seine Familie hat, nicht über Trennung und Scheidung nachdenkt, auch nicht nachdenken will. Was angesichts der hohen Scheidungsraten doch erstaunlich ist.
Was könnte denn anders laufen?
Bylow Ich wünsche mir, dass mehr über andere Lebensformen als Kleinfamilie und Haus im Grünen nachgedacht wird. Und Väter sollten Kinder nach einer Trennung hälftig betreuen. In Vollzeit berufstätig und alleinerziehend sein – das ist hart. Und das machen fast nur Frauen.
Was fordern Sie von der Politik?
Vaillant Eine Mindestrente für jeden. Die Abschaffung des Ehegattensplittings. Die Abschaffung von Minijobs, die es nur in Deutschland gibt – jede vierte Stelle ist ein Minijob ohne jede Absicherung; in anderen Ländern gibt es eine Bürgerrente, da sind Frauen einfach unabhängig. Und letztlich, dass die Gesellschaft anerkennt, dass das alles keine Privatsache ist.
Schlussfrage: Was halten Sie denjenigen entgegen, die Sie nach diesem Buch als „klimakterische Klageweiber“ sehen werden?
Bylow Sie spielen hier auf eine TV-Serie über die Wechseljahre an. Aber mit den durchgedrehten weiblichen Gestalten mittleren Alters, wie sie uns im Fernsehen ständig präsentiert werden - gerade erst im „Tatort“ - haben Frauen nichts gemein. Mit den echten Frauen und ihren Lebensbedingungen sollte man sich beschäftigen. Da müsste es viel mehr Protest geben. Vaillant Ich finde ja, dieses Alter ist wunderbar, man sieht viele Dinge klarer. Das sollte man nutzen, anstatt über Hormone zu sprechen.