Individualisierte Tarife für Lebens- und Krankenverischerungen, wie sie künftig die Generali anbieten will, widersprechen dem eigentlichen Prinzip einer Versicherung, meint StZ-Redakteurin Nora Stöhr.

Stuttgart - Millionen von Menschen sind tagtäglich im Netz unterwegs und hinterlassen dort gigantische Mengen an Daten, die Unternehmen wie Google und Facebook für ihre Zwecke auswerten und nutzen. Zwar empören sich viele darüber, aber die meisten nehmen diese Tatsache letztlich billigend in Kauf – schließlich spielt sich das Abschöpfen von persönlichen Daten in der abstrakten Welt des Internets ab.

 

Was aber, wenn das Sammeln von Daten konkret wird, wenn es mich und meinen eigenen Körper betrifft? Eigentlich kaum vorstellbar, dass viele Klienten Policen abschließen wollen, die die Preisgabe intimster Daten erfordern; für ein vorsichtiges Verhalten gibt es gute Gründe: Bedenklich wird es nämlich vor allem dann, wenn Dinge eine Rolle spielen, die kaum oder gar nicht beeinflussbar sind. Zwar kann sich jeder dazu entscheiden, jeden Tag zu joggen, aber der Ausbruch einer Erbkrankheit lässt sich kaum verhindern. Das könnte einer Entwicklung den Weg ebnen, die man heute schon von Berufunfähigkeitsversicherungen kennt: Im Falle einer Vorerkrankung bekommt man keinen Schutz.

Die individualisierten Tarife bergen noch eine andere Gefahr: Sie widersprechen dem eigentlichen Prinzip einer Versicherung, dem Solidaritätsgedanken. Grundsätzlich gleichen Versicherer zwischen vielen Kunden und auch über die Zeit verschiedenen Risiken aus. Mit den individualisierten Tarifen können sich private Krankenversicherungen noch stärker die für sie „besten“ Risiken herauspicken und darauf hoffen, dass sich die Konkurrenz mit den „schlechteren“ auseinandersetzen muss. Noch mehr Menschen blieben dann auf der Strecke.