Kunden können durch den Konfrontationskurs von DM mit dem Konsumgüterhersteller Colgate-Palmolive auf mehr Transparenz hoffen, meint die StZ-Wirtschaftsredakteurin Heike Siegl.

Stuttgart - Gleiche Packung, gleicher Preis, weniger Inhalt – das erleben Kunden immer wieder, ob bei Frischkäse, Waschmittel oder eben Zahnpasta. Diese legale Form der Verbrauchertäuschung wird seit Langem zu Recht von Verbraucherzentralen und Organisationen wie Foodwatch kritisiert. Bisher haben die Händler die versteckten Preiserhöhungen der Hersteller stillschweigend hingenommen, gerade deshalb ist der Schritt von DM eine große Chance für Verbraucher. Sie können darauf hoffen, künftig leichter Produkte und Preise vergleichen zu können.

 

Natürlich agiert die Drogeriekette nicht uneigennützig, wenn sie Colgate-Palmolive inmitten von Preisverhandlungen öffentlich unter Druck setzt. Bei DM denken die Verantwortlichen schließlich auch an die eigene Gewinnmarge. Wäre es allerdings nur um diese gegangen, hätte DM die Produkte auch einfach so aus dem Regal nehmen können. Nicht ohne Grund hat die Drogeriekette sich dafür entschieden, einen Teil des Sortiments von Alnatura durch Eigenmarken zu ersetzen.

Verbraucher müssen wachsam bleiben

Mit der Entscheidung, sich gegen versteckte Preiserhöhungen auszusprechen, will sich DM als vertrauenswürdiger Händler positionieren, bei dem die Kunden guten Gewissens einkaufen können. Ein Gefühl, das nicht zu unterschätzen ist, auch wenn es sich schwer messen lässt. Gleichzeitig hat die Drogeriekette mit diesem Schritt die Messlatte für sich selbst – und für die Konkurrenz – sehr hoch gelegt. DM wird sich künftig daran messen lassen müssen, wie die Kette mit Preiserhöhungen bei ihren Eigenmarken umgeht. Auch versteckte Preiserhöhungen von anderen Herstellern kann die Drogeriekette nun nicht mehr einfach tolerieren, ohne ihr eigenes Image im Blick zu behalten.

Doch selbst wenn das Beispiel von DM großflächig Schule macht, müssen Verbraucher wachsam bleiben. Preiserhöhungen wird es weiter geben – in den unterschiedlichsten Formen. Getäuscht wird der Verbraucher auch, wenn sich die Rezeptur für den Schoko-Nuss-Aufstrich ändert und dieser bei gleichem Preis und gleicher Menge weniger teure Nüsse und dafür mehr günstiges Palmöl enthält.