An der Karl-Mai-Allee entsteht ein neues Gebäude: Unten Verwaltung, oben Wohnungen. Im Januar soll der Umzug der Ämter stattfinden.

Bietigheim-Bissingen - Standesamtlich heiraten dürfte vom kommenden Jahr an in Bietigheim-Bissingen wieder angenehmer werden – zumindest, was die Raumverhältnisse angeht. „Unser bisheriges Trauzimmer ist mittlerweile einfach zu klein“, sagt der Bürgermeister Joachim Kölz. Das neue Trauzimmer an der Karl-Mai-Allee böte in Bälde bis zu 100 Sitzgelegenheiten, dazu den neuesten Stand, was Technik angeht, beispielsweise einen Beamer. „Hier können wir auch größere Besprechungen der Verwaltung abhalten“, sagt Kölz. Außerdem sollen hier die Wahlen präsentiert werden. „Ein erster Versuch werden die Bundestagswahlen 2017 sein“, sagt Kölz.

 

2000 Quadratmeter für die Stadt

Das neue Trauzimmer ist das Schmuckstück des Neubaus, den die Bietigheimer Wohnbau seit Mai 2014 an der Ecke Karl-Mai-Allee/Löchgauer Straße für insgesamt 22 Millionen Euro errichtet. Die ausführenden Architekten kommen von dem Stuttgarter Büro Aldinger Architekten, die in Bietigheim auch schon für die Marktplatz-Arkaden verantwortlich waren und beispielsweise in Freiberg am Neckar das neue, „Plätze“ genannte, Konzept für den Stadtkern entwickelt haben.

Neben dem Standesamt werden auch das Sozialamt, das Bürgeramt, das Ausländeramt sowie das Liegenschaftsamt in die neuen Räumlichkeiten einziehen. Auf den insgesamt 2000 Quadratmetern im Erdgeschoss und im ersten Stock soll also künftig all das bearbeitet werden, was bisher in den beiden Verwaltungsgebäuden an der Farbstraße erledigt wird.

Die unattraktiven Büros in Gebäuden mit schlechter Bausubstanz sind der Verwaltung schon lange ein Dorn im Auge. Bereits vor einigen Jahren wurde ein Teil ins Rathaus Bissingen umgelagert. Rein nach Fläche gerechnet gewinne man also nicht dazu, wohl aber nach der Qualität der Arbeitsplätze, sagt die Stadtsprecherin Anette Hochmuth.

Die Stadt zahlt zehn Millionen Euro für die Räumlichkeiten. Hinzu kommen 146 Parkplätze, verteilt auf eine Tiefgarage und die Vorfläche zum Gebäude. 110 davon sollen öffentlich sein, der Rest gehört den Anwohnern. In den Stockwerken über der Verwaltung werden Eigentumswohnungen eingerichtet, die Mitte November übergeben werden. Von den 25 gebauten sind derzeit nach Angaben der Stadt noch zwei zu haben. Auf einer Immobilien-Plattform wird eine Wohnung mit 87,1 Quadratmetern für 364 000 Euro gehandelt.

Ein Gebäude gegenüber ist für Gewerbe vorgesehen. Hier haben sich laut der Bietigheimer Wohnbau bereits Ärzte, eine Bausparkasse und ein Steuerberater eingemietet. Zusammen wird der Gebäudekomplex als „Altstadt-Carré“ bezeichnet.

Kein Großraumbüro mehr

Fertig sein soll das Gebäude im November, der Einzug der Verwaltung soll im Januar stattfinden. Derzeit sieht es so aus, als könnte der Zeitplan eingehalten werden. „Wir sind hier auf Sicht ausreichend mit Räumen versorgt“, sagt der Sozialamtsleiter Thomas Höfel. So habe man beispielsweise vom bisher praktizierten Konzept des Großraumbüros Abstand genommen – aus Datenschutzgründen, wie Höfel erklärt. Die Mitarbeiter bekommen nun Einzelbüros, die jedoch durch Türen hinter dem Schalter miteinander verbunden sind.

Möbel will die Stadt, so gut es geht, aus der Farbstraße mitnehmen. „Nur beim Standesamt passt das nicht“, sagt der Bürgermeister Joachim Kölz. Wer auch in Zukunft ein historisches Ambiente bei der Trauung haben wolle, werde jedoch nicht enttäuscht: Standesamtliche Hochzeiten werde es weiterhin in der Alten Lateinschule im sogenannten Bohlenzimmer geben – nur müsse man sich eben mit den beengten Platzverhältnissen abfinden. Kölz: „Bei 25 Personen ist Schluss.“