Die Stadtverwaltung schlägt vor, die Engelberg- und die Rappachschule zusammenzulegen, unter anderem um Platz für die Gemeinschaftsschule Weilimdorf zu schaffen. Weil dem Bezirksbeirat eine entsprechende Machbarkeitsstudie noch nicht vorliegt, vertagt das Gremium sein Votum.

Weilimdorf - Ziel des Schulverwaltungsamts sei es, den Schulstandort zu stärken, und nicht, bewährte Strukturen zu zerstören, entgegnete der stellvertretende Amtsleiter Roland Steiner auf entsprechende Vorwürfe von Seiten des Bezirksbeirats: „Manchmal wird man stärker, wenn man sich zusammentut.“ Steiner hat den Vorschlag der Stadtverwaltung zur Zusammenlegung der Bergheimer Engelberg- und der Rappachschule in Giebel gemeinsam mit Philipp Forstner, dem Leiter der Schulentwicklungsplanung für allgemeinbildende Schulen, in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung präsentiert.

 

Forstner betonte, dass eine Fusion der beiden Grundschulen kein neues Thema sei, sondern bereits 2010 in einer Gemeinderatsvorlage skizziert worden sei: „Wir vollziehen im Grunde jetzt nach, was vor fünf, sechs Jahren schon andiskutiert wurde.“ Die bisherigen Schulbezirke Giebel und Bergheim gehörten zu den kleinsten im ganzen Stadtgebiet. Geplant sei, beide Gebiete zu einem Schulbezirk zusammenzufassen, wobei die Außengrenzen unverändert blieben. Die einzige Grundschule des fusionierten Bezirks solle die Rappachschule sein. Da deren Werkrealschulzug mit Ende dieses Schuljahres ausläuft, habe sie die räumliche Kapazität, um dort künftig eine dreizügige Grundschule unterzubringen, erklärte Forstner. Die Zusammenlegung soll sukzessive erfolgen: Die Erstklässler, die zum neuen Schuljahr an der Engelbergschule eingeschult werden, können dort ihre komplette Grundschulzeit verbringen. Ab dem Schuljahr 2017/18 würden aber alle Kinder des Schulbezirks an der Rappachschule eingeschult.

Die Verwaltung hält eine Ganztagsschule in Wahlform für bedarfsgerecht

Während die Rappachschule seit diesem Schuljahr eine verpflichtende Ganztagsschule ist, wird an der Engelbergschule halbtags unterrichtet und darüber hinaus im Rahmen der verlässlichen Grundschule eine flexible Nachmittagsbetreuung angeboten. Welche Schulform die Rappachschule künftig anbieten wird, solle die Schulkonferenz nach der Zusammenlegung entscheiden, sagte Forstner: „Ganztag in Wahlform wäre aus unserer Sicht sicherlich bedarfsorientiert.“ Dies zeige sich auch in der relativ hohen Zahl an Umschulungsanträgen an die Engelbergschule. So kämen aktuell 26 der 44 Erstklässler der Engelbergschule nicht aus Bergheim, sondern aus anderen Schulbezirken. Deswegen ist für Forstner auch das Argument der Eltern gegen die Schulfusion nicht nachvollziehbar, dass die Kinder künftig einen weiteren beziehungsweise gefährlicheren Schulweg hätten: „Die Querung der Engelbergstraße gibt es bereits heute, vermutlich sogar in größerem Umfang als künftig.“ Roland Steiner machte zudem deutlich, dass es sich bei der Schulform der Engelbergschule um ein Auslaufmodell in Stuttgart handle: „Es gibt einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats, dass Halbtagsschulen mit verlässlicher Grundschule bis zum Jahr 2020 auslaufen.“

Ein zentrales Argument für die Fusion sei die Entwicklung der Schülerzahlen in Bergheim und Giebel, sagte Forstner. Hinzu kommt, dass die an die Engelbergschule angrenzende Gemeinschaftsschule Weilimdorf akuten Raumbedarf hat. Um diese Raumprobleme zu lösen, wurde vor rund zwei Jahren das Tiefbauamt beauftragt, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. „Ich glaube mittlerweile nicht mehr, dass daran auch jemand arbeitet“, sagte CDU-Bezirksbeirat Jürgen Lehmann. Zudem kritisierte er, wie viele andere Bezirksbeiräte auch, dass die Fusion vor allem aus finanziellen Gründen vorgesehen sei: „Es geht hier nicht um ein Wirtschaftsunternehmen, wo eine Kostenoptimierung stattfinden muss, sondern um die Bildung unserer Kinder.“

Entscheiden wird der Gemeinderat

Roland Steiner hielt dem entgegen, dass die Verwaltung verpflichtet sei, sparsam mit Ressourcen umzugehen. „Wenn die Politik mehr will, muss sie das beschließen und das Geld bereitstellen“, verwies er auf die Entscheidungskompetenz des Gemeinderats. Die Machbarkeitsstudie liege ihm vor, allerdings dürfe sie erst öffentlich gemacht werden, wenn sie am 22. Juni im zuständigen Unterausschuss des Gemeinderats eingebracht worden sei.

Ohne diese Studie zu kennen, sehe er sich außer Stande über die Vorlage zur Zusammenlegung der Grundschulen abzustimmen, meinte Michael Schrade von den Freien Wählern. Sein Antrag, das Thema zu vertagen, bis die Machbarkeitsstudie bekannt ist, wurde mit neun Ja- und sieben Gegenstimmen angenommen. Voraussichtlich am 29. Juni wird sich der Bezirksbeirat dann wieder damit beschäftigen.

SPD-Bezirksbeirat Dieter Benz beantragte zudem, dass die Verwaltung prüfen möge, ob am bisherigen Standort der Engelbergschule eine Gemeinschaftsschule, die unter einer Schulleitung die Klassen eins bis zwölf anbiete, eingerichtet werden kann. Dieser Vorschlag, der auch nach Ansicht Roland Steiners Charme hätte, wurde mit elf Ja- bei drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen angenommen.