In der Führungskrise an der Hochschule Ludwigsburg zeichnet sich eine Lösung ab: die umstrittene Rektorin Claudia Stöckle soll abgelöst werden. Öffentlich fordert das bisher nur ein Gremienvertreter, doch andere sehen es auch so.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Bei der von schweren internen Turbulenzen erschütterten Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg stehen die Zeichen auf einen Führungswechsel. Kurz vor den für diesen Dienstag und Mittwoch anberaumten Krisentreffen der Hochschulgremien gilt es als nahezu ausgeschlossen, dass die umstrittene Rektorin Claudia Stöckle (55) im Amt bleibt. Für die erst vor zweieinhalb Jahren gewählte promovierte Juristin gebe es praktisch keinen Rückhalt mehr, verlautete aus Hochschulkreisen. Nur mit einem personellen Neuanfang könne die größte Verwaltungsfachhochschule in Baden-Württemberg, an der Beamte des gehobenen Dienstes ausgebildet werden, wieder zur Ruhe kommen.

 

Massiven Unmut über Stöckles Führungsstil gibt es bereits seit einigen Monaten. Die Querelen waren jedoch erst im Mai durch einen StZ-Bericht bekannt geworden. Mit ihrem vielfach als völlig unangemessen kritisierten Führungsverhalten hat die Rektorin reihenweise Professoren gegen sich aufgebracht; diese hatten sich auch beim Wissenschaftsministerium in Stuttgart über sie beschwert. Das Ressort von Theresia Bauer (Grüne) betrachtete die Entwicklung „durchaus mit Sorge“. „Die vollständige Funktionsfähigkeit der Hochschule ist natürlich das oberste Ziel“, sagte ein Sprecher – und ließ damit erkennen, dass man diese als gefährdet ansieht. Zugleich verwies er auf die weit reichende Autonomie der Hochschulen. Das Ministerium habe in keinem Gremium ein Stimmrecht, lediglich einen Vertreter mit beratender Funktion im Hochschulrat.

Landrat Haas: Die Rektorin muss weg

Der Vorsitzende des Hochschulrates, der Ex-Landtagsabgeordnete Jochen Kübler (CDU), hatte angekündigt, die „derzeitigen Schwierigkeiten“ würden bei einer Sitzung am 3. Juni „behandelt und soweit möglich . . . geklärt“. Stöckle selbst sagte, sie habe für den 4. Juni „ergänzend eine Senatssitzung anberaumt“; ansonsten wollte sie den Gremien nicht vorgreifen.

Als einziger der Beteiligten hat sich der Ludwigsburger Landrat Rainer Haas öffentlich zu den Turbulenzen geäußert. „Zu retten gibt es nichts mehr. Die Rektorin muss weg“, sagte er der Lokalpresse. Nötig sei eine schnelle Neubesetzung der Stelle mit einer „geeigneten Persönlichkeit“. Zum Inhalt der Streitigkeiten meinte er nur: „Es ist von der Lappalie bis zu gravierenden Vorkommnissen alles dabei.“ Ein Sprecher des Landrates bestätigte die Äußerungen. Haas drohte zudem mit seinem Rückzug aus dem Hochschulrat, wenn das Wissenschaftsministerium nicht eingreifen sollte.

Als letztes Mittel gilt die Abwahl

Offiziell ist Claudia Stöckle für sechs Jahre als Rektorin gewählt, also noch bis 2017. In den letzten Wochen wurde nach StZ-Informationen intensiv überlegt, wie man sie zur vorzeitigen Aufgabe des Amtes bewegen könne. Das Ergebnis: entweder gebe es eine gesichtswahrende Lösung, indem die Juristin von sich aus auf eine andere Stelle in der Verwaltung wechselt, oder man müsse ihre Abwahl einleiten. Das neue Landeshochschulgesetz sieht diese Möglichkeit ausdrücklich vor; Hochschulrat, Senat und Ministerium können danach auf eine „vorzeitige Beendigung“ der Amtszeit von Rektoratsmitgliedern hinwirken.

Zuletzt war Stöckle als Erste Landesbeamtin in Calw, also im Bereich des Innenministeriums, eingesetzt. Bereits bei ihrer Wahl 2011/2012 hatte es massive Kritik gegeben, weil die Findungskommission und der Hochschulrat sie als einzige Kandidatin zugelassen hatten. Die Vorwürfe wegen des Verfahrens nannte der Vorsitzende Kübler damals „schlicht Dummgeschwätz und hirnrissig“. Kübler könnte nun seinerseits wegen seiner Rolle in die Kritik geraten.