Eine Schilderwald in Sillenbuch hat Anwohner und Autofahrer verwirrt. „Baustelle“, „Umleitung“, hieß es, doch passiert ist nichts. Weder Stadt noch Netze BW wollen sie eingerichtet haben. Erst ganz zum Schluss lüftete sich das Geheimnis um die mysteriöse Phantombaustelle.

Sillenbuch - Umleitung. Durchfahrtsstopp. Halteverbot. Baustelle! Wer dieser Tage auf der Tuttlinger Straße in Alt-Sillenbuch unterwegs war, fand sich in einem Schilderwald wieder. Zwischen den Bushaltestellen „Im Lauch“ und „Treiberstraße“ war ganz plötzlich eine ganze Armee aufgestellt worden. Alle paar Meter eines, und zwar beidseitig mit sehr deutlichen Hinweisen darauf: keine Einfahrt, und wenn, dann nur für Anwohner und überhaupt nur bis zur Baustelle. Und das Parken ist schon gar nicht erlaubt zwischen dem 13. Februar, 9 Uhr, und 16. Februar, 5 Uhr. Nur: Die Baustelle, die gab es nicht. Nicht am 13. und nicht am 14. Februar. Wer seinen ganzen Mut zusammennahm und einfach durchfuhr, der fuhr einfach durch. Ungebremst.

 

Wir sind das nicht, sagt Netze BW

Ebenso mysteriös wie die unsichtbare Baustelle war ihr Verursacher. Bei der Stadtverwaltung Stuttgart hieß es: Die Netze BW hat dort zu tun. Bei der Netze BW hieß es: Wir sind das nicht. Zwar habe es tatsächlich eine Gasstörung an der Tuttlinger Straße gegeben, doch die sei bereits am 8. Februar gewesen und auch schon längst behoben, teilte Hans-Jörg Groscurth mit, der Sprecher von Netze-BW-Sprecher. Seine Kollegen „können sich nicht erklären, was dort noch steht“, sagte er. Bei der Stadt war die Verwirrung perfekt. „Diese Baustelle scheint tatsächlich ein Phantom zu sein“, hieß es aus dem Rathaus.

Derweil gingen Gerüchte um im Flecken. „Die machen was an der Gasleitung“, glaubte eine Frau zu wissen. Von Bauarbeiten sprach eine andere. So richtig wisse sie das aber nicht – sie habe ja stets die Umleitung genommen. „Freizeitbeschaffungsmaßnahmen“, sagte eine Dritte und grinste hinter ihrer Sonnenbrille hervor.

Und plötzlich waren die Schilder wieder weg

Ganz so war es dann aber doch nicht. „In der Tuttlinger Straße werden aktuell Arbeiten zur Kanal- und Schachtreinigung sowie zur Zustandsüberprüfung durchgeführt“, wird letztlich noch mitgeteilt. „Dafür werden zahlreiche Halteverbote benötigt. Die Maßnahme soll im Zeitraum 13. bis 16. Februar durchgeführt werden.“ Und von wem, von der Stadt? „Ja, genauer gesagt die Stadtentwässerung Stuttgart – ein städtischer Eigenbetrieb“, hieß es am 15. Februar am frühen Nachmittag. Da jedoch waren die Schilder bereits wieder weg. Genauso mysteriös, wie sie gekommen waren.