Der VfB Stuttgart beendet durch seinen verdienten 1:0 Erfolg bei 1899 Hoffenheim seine Negativserie. Der Derbysieg war wichtig - aber die Leistung des VfB auch nicht gut genug, um von einem echten Befreiungsschlag zu sprechen.

Sinsheim - Es gab einige Szenarien, die man sich vor der Begegnung des VfB Stuttgart bei der TSG 1899 Hoffenheim vorstellen konnte. Dass es die Mannschaft des Cheftrainers Bruno Labbadia aber mal wieder schaffen würde, ein Spiel ohne folgenschweren Fehler zu absolvieren, gehörte jedoch nicht unbedingt dazu. Zu oft hatten die schwäbischen Bundesligafußballer seit Beginn der Rückrunde gepatzt – und damit eine Krise ausgelöst. Doch gestern bot der VfB eine konzentrierte Vorstellung und gewann verdient mit 1:0 (1:0).

 

Nach fünf Liganiederlagen nacheinander den Sieg gegen Hoffenheim allerdings als großen Befreiungsschlag zu feiern, wäre vermessen. Dazu war der Gegner zu schwach. Den Stuttgartern wird das aber erst einmal egal sein. Nach Wochen des Misserfolgs kletterten sie auf den zwölften Tabellenrang. Bedeutsamer dürfte ohnehin sein, dass der VfB nun zwölf Punkte Vorsprung auf den Club aus dem Kraichgau hat, der auf dem Relegationsplatz liegt.

„Im Hinspiel haben uns die Hoffenheimer mit 0:3 weggeschossen, aber diesmal haben wir sehr konzentriert gespielt und verdient gewonnen“, sagte der Flügelflitzer Ibrahima Traoré, dessen Einsatz nach dem 1:1 gegen Genk fraglich gewesen war.

Wie wichtig die Partie für den VfB war, unterstrich zum einen Labbadia vor dem Anpfiff, zum anderen die Mannschaft nach dem Abpfiff. Der Trainer nahm trotz einer starken Grippe im Sinsheimer Stadion seinen Arbeitsplatz ein. „Das letzte Mal hat es mich vor 21 Jahren so umgehauen“, meinte Labbadia, der in den vergangenen Tagen über Gliederschmerzen und Fieber klagte. Das VfB-Team bildete dann hinterher vor Erleichterung eine Jubeltraube.

Die Erleichterung war groß

Von heißer Derbystimmung war in der Rhein-Neckar-Arena zuvor jedoch nichts zu merken gewesen. Sie war mit 28 750 Besuchern nicht einmal ausverkauft und die schnelle Stuttgarter Führung durch Martin Harniks Flugkopfball (3.) drückte ebenfalls auf das Gemüt der Gastgeber. Auch die weitere Hoffenheimer Vorstellung trug nicht dazu bei, das Heimpublikum zu begeistern.

Dagegen sahen die VfB-Anhänger eine gut geordnete Stuttgarter Mannschaft, die sich weitere Chancen erspielte. Doch Ibrahima Traoré, der das 1:0 im Duell gegen den 1899-Verteidiger Andreas Beck vorbereitet hatte, schoss ebenso knapp vorbei (8.) wie Vedad Ibisevic (13.). Auffälligster Spieler in der Labbadia-Elf war anfangs aber Martin Harnik. Der Österreicher, der in den vergangenen Spielen stets zu den schwächsten Akteuren zählte, präsentierte sich lauf- und spielfreudig. So leitete er sein fünftes Saisontor mit einem guten Pass selbst ein.

Ansonsten reichte es dem VfB aber erst einmal, den Hoffenheimern keine Räume zu öffnen. Zu harmlos agierte die Mannschaft von 1899-Coach Marco Kurz in der ersten Hälfte, als dass die Stuttgarter ernsthaft in Bedrängnis gerieten. Eine Aktion des Spaniers Joselu (38.) war alles, was die Abwehr zunächst zuließ – und auch da brachte Georg Niedermeier noch den Fuß dazwischen, so dass der gute Innenverteidiger das Spielgerät zum Eckball abwehrte.

Nach der Pause war die VfB-Defensive stärker gefordert. Doch sie blieb aufmerksam – und nach einem Freistoß von Kevin Volland zeigte sich der Torhüter Sven Ulreich auf dem Posten (50.). Ebenso gegen Joselu, als der Hoffenheimer frei auf ihn zustürmte. Aber Ulreich rettete mit dem Fuß (64.). Dadurch verhinderte der zuletzt ebenfalls kritisierte Schlussmann den Ausgleich und machte gleichzeitig deutlich, dass seine Vorderleute auch wieder mehr nach vorne unternehmen sollten. Denn zu knapp war der Vorsprung und zu instabil das Gefüge, als dass sich die Stuttgarter hätten zurücknehmen können.

Eifer, aber kein spielerischer Esprit

Auch Labbadia merkte das am Spielfeldrand und versuchte, wieder stärker Einfluss zu nehmen auf das Spiel. Mit bedingtem Erfolg, denn der VfB agierte im zweiten Durchgang weniger strukturiert als zu Beginn der Partie. So waren viele Aktionen zwar weiter von großem Eifer geprägt, aber eben nicht von spielerischem Esprit. Tormöglichkeiten sprangen kaum noch heraus. Eine davon hatte Traoré. Doch seinen Schuss parierte der Hoffenheimer Keeper Heurelho Gomes (54.).

Und da die VfB-Profis nicht energisch genug auf das zweite Tor spielten, mussten sie in der Schlussphase noch einmal leidenschaftlich kämpfen, um die knappe Führung zu verteidigen. Dabei blieben dem fiebrigen Trainer in seiner Coachingzone einige Zittermomente nicht erspart. Doch während der Vollversammlungen im Stuttgarter Strafraum passierte nichts mehr – auch, weil Ulreich in der Nachspielzeit erneut beherzt eingriff.