Mit einem 0:3 hat der VfB gegen die TSG 1899 Hoffenheim verloren und sich bei der ersten Bundesliganiederlage gegen den Nachbarn aus dem Kraichgau bis auf die Knochen blamiert.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Die Hoffnung hat Bruno Labbadia längst aufgegeben. Fast regungslos steht er vor seiner Trainerbank, mal sind die Arme verschränkt, mal hat er die Hände in den Hosentaschen. So verfolgt der Coach des VfB Stuttgart weite Teile der zweiten Hälfte – und sieht fast ein bisschen erleichtert aus, als das Trauerspiel seiner Mannschaft endlich vorüber ist.

 

Mit 0:3 (0:1) hat der VfB gestern gegen die TSG 1899 Hoffenheim verloren und sich bei der ersten Bundesliganiederlage gegen den Nachbarn aus dem Kraichgau bis auf die Knochen blamiert. Es war eine desolate Vorstellung des VfB, der noch immer auf den ersten Saisonsieg wartet, der im eigenen Stadion noch kein Tor erzielt hat und als Tabellenvorletzter den Anschluss nach oben frühzeitig zu verlieren droht. „Wir haben uns nicht als Mannschaft präsentiert. Jetzt werden Hektik und Polemik aufkommen. Damit müssen wir umgehen“, sagte Labbadia, während der Hoffenheimer Coach Markus Babbel auch an seinen Ex-Club dachte: „Der VfB tut mir leid.“

Auf fünf Positionen hatte Labbadia sein Team im Vergleich zum 2:2 in Bremen verändert: Teils gezwungenermaßen, da Martin Harnik (gesperrt) und Tunay Torun (verletzt) ausfielen; teils freiwillig, da der Trainer nicht zufrieden war mit den Leistungen von Maza und Arthur Boka. Für Maza rückte Georg Niedermeier in die Innenverteidigung, Cristian Molinaro spielte links hinten für Boka. Und im Angriff hatte Vedad Ibisevic die Rotsperre rechtzeitig zum Spiel gegen seinen Ex-Club abgesessen.

Zweimal stand der Stürmer zu Beginn im Mittelpunkt: Nach wenigen Sekunden legte er für Serdar Tasci auf, der bei seinem Schuss zu wenig Druck hinter den Ball brachte; dann verfehlte Ibisevic mit einem Flugkopfball das Ziel nur ganz knapp. Drei vielversprechende Anfangsminuten waren es – doch anschließend sollte nichts mehr folgen.

Der erste Angriff genügte den mit fünf ehemaligen VfB-Spielern angetretenen Gästen, um das Spiel der Stuttgarter zum völligen Einsturz zu bringen: Ungehindert spazierte Takashi Usami durch die VfB-Abwehr, die Leihgabe des FC Bayern umspielte Christian Gentner und Tasci, düpierte William Kvist und schob den Ball schließlich zur 1:0-Führung durch die Beine des VfB-Torhüters Sven Ulreich (4.).

Was folgte, war eine niederschmetternde Vorstellung des VfB, eine Bankrotterklärung. Nur mit langen Pässen wussten sich in der Abwehr Niedermeier und Tasci zu behelfen und begingen ansonsten viele Fehler; im Mittelfeld fehlte jegliche Kreativität und das Tempo, der Angriff hing in der Luft. Gegen einen pomadigen, überforderten, planlosen VfB kombinierten die Gäste wie im Training und erspielten sich bereits in der ersten Hälfte Chance um Chance.

Mit einer Fußabwehr rettete Ulreich gegen Fabian Johnson (20.), mit einer Hand lenkte der VfB-Torwart einen Distanzschuss von Daniel Williams über die Latte (38.). Gotoku Sakai musste kurz darauf bei einem Schuss seines japanischen Landsmanns Usami für den bereits geschlagenen Ulreich retten. Und schließlich ging ein 16-Meter-Schuss von Joselu nur knapp am linken Torwinkel vorbei (45.). Mit lauten Pfiffen schickten die VfB-Fans zur Pause ihre Mannschaft in die Kabine – und ahnten nicht, dass es anschließend fast noch schlimmer kommen sollte.

Exakt 64 Sekunden dauerte es nach Wiederbeginn, bis Hoffenheim zum längst überfälligen 2:0 kam. Niedermeier ließ sich den Ball abnehmen, Tasci schaute nur zu – mit einem Flachschuss traf Joselu ins linke Eck. Fast slapstickartig war der dritte Gegentreffer. Zweimal rettete Ulreich gegen Joselu und Usami – und war dann doch geschlagen, als Johnson im dritten Anlauf vollendete (58.). „Wenn man nicht engagiert genug spielt und zudem blöde Fehler macht, ist es schwierig, ein Spiel zu gewinnen“, sagte Tasci zum Auftritt seiner Mannschaft, in der nach dem Wechsel Raphael Holzhauser sein Saisondebüt gab.

Noch wütender als zur Pause pfiff der Stuttgarter Anhang die VfB-Spieler nach Spielende aus. „Es tut mir leid für unsere Fans, das war eine bodenlose Leistung. So dürfen wir nicht auftreten“, sagte Sven Ulreich, der eine noch höhere Niederlage verhindert hatte. Und Serdar Tasci erklärte: „Wir müssen schleunigst aufwachen.“