Trainer Bruno Labbadia nickt dazu zufrieden – so sieht es aus, wenn ein Fehlstart gerade noch abgewendet worden ist. Nachdem man in Bremen mit 2:0 hinten lag, erreichte der VfB Stuttgart bei Werder noch ein 2:2.

Bremen - Bremen - Der Manager Fredi Bobic ballt die Faust. Die Spieler klatschen sich derweil auf dem Platz ab. Der Trainer Bruno Labbadia nickt dazu zufrieden. So sieht es aus, wenn ein Fehlstart gerade noch abgewendet worden ist. Der VfB Stuttgart erreichte bei Werder Bremen ein 2:2. Eine Niederlage hätte den Verein nach dem missratenen Saisonauftakt mit nur einem Zähler aus drei Spielen in eine tiefe Krise gestürzt. Aber nun gibt es wieder Hoffnung, dass das Schlimmste überstanden ist. „Jetzt wollen wir anfangen zu punkten“, sagt der Kapitän Serdar Tasci.

 

Das ist das Fazit der Partie, in der die Mannschaft erstmals seit längerer Zeit wieder andeutete, was in ihr steckt, und warum sie im Frühling das drittbeste Rückrundenteam der Bundesliga gewesen ist. Damals standen die Zeichen auf Sturm, doch daraus wurde nach der Sommerpause erstmal nichts. Klappt es mit Verzögerung?

Eine Antwort gibt es schon am Mittwoch gegen Hoffenheim. Tasci sagt: „Dann werden wir da weitermachen, wo wir in Bremen aufgehört haben.“ Angefangen hat der VfB im hohen Norden mit Cacau und Shinji Okazaki im Angriff. Das bedeutete eine Premiere in dieser Spielzeit: weg vom Ein-Mann-Sturm und hin zu zwei Leuten an vorderster Front. Daneben feierte der Innenverteidiger Tasci sein Comeback, der zuletzt mit Oberschenkelproblemen pausieren musste. Dafür saß Georg Niedermeier auf der Bank. Dennoch sollte er später noch eine Hauptrolle auf dem grünen Rasen besetzen. Aber der Reihe nach.

Ebenfalls draußen war Tamas Hajnal nach vielen enttäuschenden Auftritten. Das waren einige Umstellungen, mit dem Ziel, mehr Struktur in die Aktionen zu bekommen. Schnell von Defensive auf Offensive umschalten, lautete die Vorgabe von Labbadia, die Tunay Torun und Martin Harnik auch verwirklichten (9.). Aber der Abschluss war harmlos. Dennoch trat der VfB mutig auf, was dazu führte, dass Werder nur ganz schwer seinen Rhythmus fand.

So entwickelte sich eine Partie, die lange praktisch keine Strafraumszene zu bieten hatte – bis zur 23. Minute. Da ließen Kevin De Bruyne und Nils Petersen mit einem Doppelpass die Stuttgarter Abwehr ins Leere laufen. De Bruyne vollendete, wobei der VfB-Keeper Sven Ulreich keine sehr glückliche Figur machte. Es war das 100. Heimtor der Bremer gegen den VfB in der Bundesligageschichte – gegen kein anderes Team hat Werder öfter getroffen.

Eine Chance, ein Tor – das ist Effektivität pur. Der VfB hatte auch eine Chance, die Okazaki nach einer Flanke von Christian Gentner jedoch vergab (33.). Besser machte es im Gegenzug Zlatko Junuzovic, der nach einem Patzer von Maza das 2:0 erzielte (34.). Ulreich war deshalb so sauer, dass er den Mexikaner anschließend heftig beschimpfte. Werder feierte dagegen seinen zweiten Treffer nach der zweiten Chance – effektiver geht es wirklich nicht.

Immer wenn die Bremer das Tempo beschleunigten, bekam der VfB sofort Probleme. Das war nicht sehr oft, aber dennoch zu oft. So rettete Ulreich nach dem nächsten Blackout von Maza gegen Petersen (44.). Der VfB agierte zwar nicht schlechter als Werder, aber in den entscheidenden Momenten unentschlossener und inkonsequenter.

Das änderte sich aber gleich nach der Pause, als die zuvor schon nicht sichere Bremer Deckung von einer Flanke des eingewechselten Ibrahima Traoré überrascht wurde. Harnik köpfte unbedrängt zum Anschlusstreffer ein (50.).

Der VfB stemmte sich gegen die Niederlage und störte das Bremer Aufbauspiel schon im Ansatz. Aber Okazaki wurde zuerst im letzten Augenblick von Gebre Selassie gestoppt (56.) und setzte den Ball dann knapp am Gehäuse vorbei (60.). Die Mannschaft verzeichnete in dieser Phase eine Ballbesitzquote von rund 70 Prozent. Angetrieben von Gentner und Traoré startete der VfB einen Angriff nach dem anderen. Harnik scheiterte (69.).

Danach wurde es turbulent. Der VfB lieferte seine beste Saisonleistung ab. Doch der Ausgleich entsprang einer jener wundersamen Geschichten, die der Fußball gelegentlich schreibt. Der degradierte Niedermeier wurde eingewechselt und stand erst wenige Sekunden auf dem Platz, als er nach einer Ecke von Traoré zum Schuss kam. Cacau verlängerte den Ball ins Netz (81.). Dass Harnik noch die Gelb-Rote Karte sah (88.), war zu verkraften. Denn es ist ein Punkt, der Mut macht. „Wir haben immer mehr Druck aufgebaut – und uns zumindest teilweise belohnt“, sagt Labbadia.