Der 1. FC Köln ist solide geworden – dank Manager Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger (r). Deshalb hat der einst so chaotische Club die Verträge des Erfolgsduos langfristig verlängert.

Stuttgart - Zum vorletzten Aufreger rund um den Geißbockklub hat Peter Stöger gerade seine erwartungsgemäß ironischen Ansichten formuliert. Der Fußballlehrer aus Österreich ist beim 1. FC Köln die Instanz für staubtrockene Kommentare – und erzählte aus dem Alltag. Mit Begriffen wie „Eierkopp“ oder „Bratwurst“ bringe man an seinem Arbeitsplatz die Wertschätzung des Gegenübers zum Ausdruck. So scherzte Stöger mit kühler Miene, als sein Kollege Jörg Schmadtke am Dienstag vom DFB-Sportgericht eine Zahlung von 6000 Euro aufgebrummt bekam. Weil er beim Punktspiel in Bremen im Dezember das Schiedsrichtergespann als „Eierköppe“ bezeichnet hatte.

 

Schmadtke empfand die Strafe als unfair, die Verhandlung in Frankfurt als schlechten Witz – anfechten will Kölns Sportchef das Urteil trotzdem nicht. Der 51-Jährige befürchtet, mit einer Fortsetzung des juristischen Theaters Mannschaft und Trainerteam unnötig zu belasten. Eine Sichtweise, die genau zu der ausgeprägten Sachlichkeit passt, mit der Schmadtke und Stöger die einstige Skandalnudel vom Rhein seit mittlerweile zweieinhalb Jahren erfolgreich bändigen.

Stöger soll der kölsche Wenger werden

Als Belohnung wurde der Vertrag des Sportchefs schon vor acht Monaten bis 2020 verlängert, jetzt war der Chefcoach an den Reihe. Stöger, der laut Vizepräsident Toni Schumacher „der kölsche Arsène Wenger“ werden soll, dehnte seinen Kontrakt am Donnerstag ebenfalls bis 2020 aus. Damit kehrte auch beim bislang letzten Aufreger im Kölner Grüngürtel Ruhe ein – rechtzeitig zum Rückrundenstart gegen Stuttgart am Samstag.

Im Frühjahr 2014 führten Stöger („Es passt alles, deshalb musste ich nicht lange überlegen“) und Schmadtke den FC zurück in die Bundesliga, gemeinsam stabilisierten sie den Fahrstuhlclub mit klaren, ortsunüblichen Maßnahmen – und sind nun fest entschlossen, den Schlüssel zur verriegelten Kellertür nie mehr herauszurücken.

In der Vorrunde gelangen Stögers Ensemble speziell gegen starke Teams einige Kraftakte: Die West-Konkurrenz aus Gladbach, Schalke, Leverkusen und zuletzt Dortmund wurde durch die Bank besiegt, an vermeintlich leichten Kontrahenten biss man sich dagegen oft die Zähne aus. Vor allem Spielwitz und Offensivpotenzial sind ausbaufähig, auch deshalb wurde in der Winterpause der Serbe Filip Mladenovic (24) von Champions-League-Teilnehmer Bate Borisov verpflichtet.

Konkurrenzkampf auf allen Positionen

Eine Vorsichtsmaßnahme für den drohenden Abgang von Linksverteidiger Jonas Hector, an dem Clubs wie Manchester United, Arsenal und Liverpool ebenso interessiert sein sollen wie am Torwart Timo Horn? Nein, entgegnet der Trainer. „Dass wir Jonas Hector verkaufen wollen, sollen und können oder einen Backup für ihn suchen, ist überhaupt nicht das Thema“, betont Stöger, erklärt zum 1,5-Millionen-Euro-Einkauf Mladenovic stattdessen: „Er kann Hectors Position zu hundert Prozent spielen – aber auch die davor.“

Mladenovics Stärken, erläutert der Trainer, lägen vor allem in der Offensive, der neue Mann liebe es zu flanken, suche stets den Abschluss. Qualitäten, die Stögers defensivstarker, aber angriffsschwacher Auswahl ab sofort helfen sollen. Und Köln wäre nicht Köln, würde der Liganeunte bei drei Punkten Rückstand auf Rang sechs gedanklich nicht schon in höheren Sphären schweben. „Mein persönliches Ziel war immer die Europa League“, verdeutlicht Mittelfeldspieler Milos Jojic, und selbst Stöger meint „Wir wollen uns nicht nachsagen lassen, die Tabelle nicht lesen können.“

Der 49-Jährige will auf allen Positionen Konkurrenz, den Ausdruck „Backup-Spieler“ sukzessive aus dem FC-Vokabular verbannen. „Beim Anpfiff “, so der gebürtige Wiener, „wollen wir das Gefühl haben, dass von 20 Spielern jeder die Möglichkeit hat, sofort zum Einsatz zu kommen.“ Denn diese Art von Unruhe schätzen Stöger und Kompagnon Schmadtke. Die 24 Punkte aus der Hinrunde will der ambitionierte Coach in der zweiten Saisonhälfte toppen. Das wären Minimum 49 Zähler, der Abstieg in weiter Ferne – und zum Traum vom internationalen Fußball sagt Stöger: „Wenn wir mal ganz nah dran sind, wollen wir auch den nächsten Schritt machen.“