Am Samstag tritt der VfB im Auswärtsspiel gegen Borussia Mönchengladbach an. Es gibt zahlreiche Gründe, warum Borussia im Gegensatz zum Stuttgarter Verein an das Tor zur Champions League klopft.

Mönchengladbach - Es war eine muntere Gesellschaft, die da am Montagabend bei Borussias Jahreshauptversammlung zusammensaß. Der Trainer Lucien Favre, Chefkonstrukteur der wiederbelebten Fohlenelf, badete im Applaus der 1124 anwesenden Clubmitglieder, der Geschäftsführer Stephan Schippers („Wir sind nicht reich, aber kerngesund“) lieferte das finanzpolitische Beiprogramm – und weil die Stimmung gar so gelöst war, rief Max Eberl dem Borussen-Volk zu: „Wir alle wollen am liebsten heute statt morgen deutscher Meister werden.“ Ein knalliger Satz des fidelen Sportdirektors, dem der 40-Jährige im nächsten Atemzug jedoch das wahre Credo der Mönchengladbacher folgen ließ.

 

Philosophie der ruhigen Hand

„Der Erfolg von Borussia“, teilte Eberl mit, „muss nachhaltig sein.“ Mit der Vereinsphilosophie der ruhigen Hand sind sie am Niederrhein seit dem Beinahe-Abstieg im Mai 2011 schließlich bestens gefahren – inklusive der aktuellen Verlockung, den Sprung in die Champions League zu schaffen. In die Partie heute gegen den VfB Stuttgart gehen die Borussen jedenfalls als Tabellenvierter. Angekommen auf dem Rang, die sie nach Abschluss der vorletzten Saison schon einmal innehatten.

„Wir werden alles in die Waagschale werfen, damit wir am Ende etwas ganz Großes erreichen“, sagt Eberl. Selbst auf die Gefahr hin, dass im Borussia-Park im Saisonfinish wieder unerwünschter Übermut ausbricht. So wie im März, als Borussias Fans bei der Heimniederlage gegen Augsburg mit ironischem Raunen reagierten, als der Torhüter Marc-André ter Stegen, der eine Woche zuvor in Braunschweig einen Kullerball ins eigene Tor hatte trudeln lassen, einen harmlosen Rückpass aufnahm. Oder als sie bei der Auswechslung von Angreifer Max Kruse höhnisch applaudierten.

Der Verein setzt auf Stabilität

Aktionen, für die Favre dem verwöhnten Teil der Gladbacher Gefolgschaft ausrichten ließ: „Die Fans hatten zu viel Kaviar, sie wollen wohl etwas zu viel.“ Der Rautenclub selbst durchlebte die kritische Phase in bemerkenswerter Ruhe, verlängerte den Kontrakt mit Favre am Tiefpunkt der sportlichen Talfahrt (neun Spiele ohne Sieg) und trat damit den Beweis an, dass er es mit seiner Politik einer kontinuierlichen Weiterentwicklung ernst meint. „Der Verein setzt auf Stabilität“, sagt der Kapitän Filip Daems, seit 2005 in Gladbach, und fügt hinzu: „Ich habe hier schon Zeiten erlebt, da wäre ein Trainer nach neun Spielen in Folge ohne Sieg wohl entlassen worden.“

Drei Tage nach der Vertragsverlängerung mit dem Coach gelang durch das 2:1 in Dortmund die Kehrtwende. Statt weiter runter zu anderen Traditionsclubs wie Werder Bremen, VfB Stuttgart oder Hamburger SV, die fehlende Kontinuität und fehlende Einnahmen aus dem internationalen Geschäft nach und nach in den Tabellenkeller führten, ging es wieder nach oben. In aller Ruhe, aber auch mit dem Ehrgeiz, der begehrte junge Fußballer anlockt.

Anziehend für junge Spieler

Augsburgs André Hahn, Hoffenheims Fabian Johnson und ter Stegen-Nachfolger Yann Sommer vom FC Basel haben bereits unterschrieben, die Verpflichtung von VfB-Spieler Ibrahima Traoré wird womöglich nach der Partie gegen die Schwaben bekannt gegeben. Zudem denkt Eberl im Fall des Bayern-Edelreservisten Xherdan Shaqiri kühn an ein Leihgeschäft.

Mangelndes Selbstbewusstsein plagt Borussias Sportdirektor nach dem Aufschwung der letzten drei Jahre jedenfalls nicht. „Für Jungs wie André Hahn sind wir ein sehr guter Schritt“, wirbt Eberl ungeniert und erklärt: „Das liegt an der Perspektive, die wir ihnen bieten können.“