Der 1. FC Nürnberg hat am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt mit 2:5 verloren. Seither macht das Wort vom „Absteiger“ die Runde. Und am Mittwoch kommt der VfB Stuttgart zum Kellerduell.

Nürnberg - Vor Kurzem hat Josip Drmic in der Schweiz Schlagzeilen gemacht. Durch seine beiden ersten Tore für die eidgenössische Nationalmannschaft von Ottmar Hitzfeld beim 2:2 gegen Kroatien und weil bekannt wurde, dass schweizerische Fußballfreunde sein Klebebildchen nicht im beliebten Panini-WM-Sammelalbum finden werden. Dort entschied man sich vor einigen Monaten gegen Drmic und für Eren Derdiyok. Nun hat aber Drmic wesentlich bessere Chancen, im WM-Kader zu stehen. Und trotzdem kann sich der Mann, der als Draufgänger beschrieben wird, im Augenblick nicht besonders über seinen Bonus bei Hitzfeld freuen. Der 21-Jährige spielt nämlich beim 1. FC Nürnberg und kämpft dort gegen den Abstieg: morgen gegen den VfB Stuttgart. In Nürnberg ist die WM also weit weg – und Sammelalben sowieso.

 

Josip Drmic wird sicher einen neuen Verein finden, sollte der Club absteigen. Anderenfalls wird er sehr teuer, was Nürnbergs Manager jedem Verein erklärt, der über Drmic nachdenkt. Soll bedeuten: wäre unter Umständen verkäuflich, aber gehört zum Tafelsilber.

Die schwierige sportliche Situation seines Vereins nimmt den Stürmer trotzdem mit. Ziemlich bedröppelt sah Drmic am Sonntag nach dem 2:5 des FCN gegen Eintracht Frankfurt aus. Es war nicht nur die vierte Niederlage der Franken nacheinander, es war ein Spiel, das in Nürnberg Anlass zu ernster Sorge gibt. „So reicht es nicht“, klagte Drmic.

An dem Mann mit den kroatischen Wurzeln machen sich viele Hoffnungen fest. Wie er den Ball gegen Frankfurt mit der Hacke annahm und anschließend ins Tor zimmerte, macht sich auf jeder Bewerbungs-DVD bestens und löst bei den Konkurrenten die Frage aus, wie der Angreifer zu stoppen sei. „Er hat die Torgefahr im Blut“, sagt Ottmar Hitzfeld über sein Sturmjuwel. Bei zahlreichen Vereinen steht Drmic auf der Wunschliste. Kein Wunder angesichts der 13 Treffer, auf die sein Torkonto angewachsen ist.

Dass Drmic zudem nicht ängstlich ist, bewies er auch bei einem Besuch einer Ultra-Gruppierung. Die zündete Pyrotechnik und mittendrin war Drmic. Dieses Foto kam nicht überall gut an, aber es passt ganz gut zu dem pfeilschnellen und technisch versierten Kicker. Die „Ultras“ bedankten sich auf ihre Weise. 1000 Anhänger kamen zum Abschlusstraining vor dem Frankfurt-Spiel.

Den Absturz des Clubs konnte der Torjäger freilich nicht verhindern. Nachdem die Nürnberger mit einer Siegesserie aus der Winterpause starteten, folgte der Absturz. Die Euphorie, die sich rund um den Trainer Gertjan Verbeek und Josip Drmic entwickelte, hat sich binnen kurzer Zeit in Abstiegsangst verwandelt. Gegen Frankfurt wirkte das Team phasenweise überfordert. Die Formulierung „wie ein Absteiger“ wurde danach inflationär gebraucht.

Die Niederlage war ein Schockerlebnis, was nicht heißt, dass sich die Nürnberger bis Mittwoch nicht wieder zusammenraufen können. Vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt hatte Verbeek, der gerne offensiven Fußball spielen lässt, erzählt: „Ich habe die Spieler gefragt, was sie in den letzten neun Spielen haben wollen: In Angst leben oder in Liebe für den Fußball, den Club und die Fans?“ Die Angst war zumindest an diesem Tag stärker als die Liebe.

Nun diskutieren die Club-Anhänger, ob der FCN nicht eine Spur zu offensiv auftritt? Gegen den VfB Stuttgart werden Javier Pinola (Rot wegen Notbremse) sowie Ondrej Petrak (Nasenbeinbruch) fehlen und die Personalsorgen damit weiter anwachsen lassen. Dazu kommt der Spott, den man nun in Nürnberg ertragen muss. So empfahl das „Morgen-Magazin“ von ARD und ZDF frotzelnd „Club-Reisen“ zur heimschwächsten Mannschaft der Liga.

Derartigen Slapstick kennt allerdings jeder Verein, der im Abstiegskampf steckt. „Wir müssen mehr Mut zeigen, wenn es um die Wurst geht“, sagt dazu Josip Drmic. Und morgen gegen den VfB geht es tatsächlich weder um die Weltmeisterschaft noch um Lücken in Sammelalben – sondern tatsächlich um die Wurst.