Wie im Vorjahr kommen auch in dieser Saison die Teams am Tabellenende nicht vorwärts. Neben dem VfB warten auch Paderborn, Hamburg und Freiburg seit Wochen auf einen Sieg.

Stuttgart - Neulich hat Robin Dutt einen Gesamtblick auf die Lage in der Fußball-Bundesliga geworfen. Von der Ausgeglichenheit der Liga sprach der Sportchef des VfB Stuttgart, von der Stärke der einzelnen Mannschaften und davon, dass sich sein Team sehr anstrengen muss, wenn es auch nächstes Jahr erstklassig bleiben will. Denn: „Es gibt keinen Club, der unten wegbricht. So wenig Punkte wie letztes Jahr werden daher diesmal sicher nicht für den Klassenverbleib reichen.“

 

Früher galten 40 Punkte als die magische Grenze, die die weitere Ligazugehörigkeit sicherstellte. Vergangene Saison jedoch genügten dem VfB schon 32 Punkte für Rang 15 – klägliche 27 Zähler reichten dem Hamburger SV, um sich nach fünf Niederlagen in den letzten fünf Ligaspielen über die Relegation zu retten. Denn Braunschweig reihte auf der Zielgeraden ebenfalls fünf Pleiten aneinander, Nürnberg verlor sogar siebenmal am Stück.

0:4, 0:3, 0:4, 0:3 – von wegen die Liga ist ausgeglichen

Nimmt man die jüngsten Ergebnisse zum Maßstab, dann kann es mit der angeblich so ausgeglichenen Liga, in der jeder jeden schlagen kann, nicht weit her sein. 0:4, 0:3, 0:4, 0:3 – das war am Wochenende die Ausbeute von Stuttgart, Hamburg, Paderborn und Freiburg, den vier Mannschaften am Tabellenende. Seit Wochen haben sie, (ebenso wie Hannover 96) nicht mehr gewonnen. Das atemberaubende Schneckenrennen des Vorjahres, es scheint also in die nächste Runde zu gehen.

Das Beispiel Paderborn: Erst sechs Monate ist es her, als das Wunder von Ostwestfalen beschworen wurde. Nach vier Spieltagen lag der Bundesliganeuling, von den Experten als sicherer Absteiger eingestuft, sensationell an der Tabellenspitze. Inzwischen aber ist der Club in der Realität angekommen, die trister kaum sein könnte: Null Punkte und 0:15 Tore, das ist die erschütternde Bilanz der letzten vier Spiele.

Den Paderbornern ist die gute Laune längst vergangen

Nach der 0:6-Heimniederlage gegen den FC Bayern hatte sich die Mannschaft neulich noch feiern lassen, nach dem 0:4 am Samstag in Frankfurt war es dann aber endgültig vorbei mit der guten Laune. Er habe sich „nicht vorstellen können, dass wir einmal mit so wenig Einsatz ein Bundesligaspiel bestreiten könnten“, sagte der Manager Michael Born. Und der Trainer André Breitenreiter rückte erstmals von seiner Elf ab, die „wie ein Absteiger“, ja sogar „wie eine Amateurmannschaft“ gespielt habe. Breitenreiter strich seinen Spielern bis auf Weiteres die freien Tage – klares Indiz dafür, dass nun auch bei dem Underdog die Nerven blank liegen.

Das Beispiel Hamburg: Auch beim HSV fand sich am Sonntag ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Dinge in die komplett falsche Richtung laufen: Am Tag nach dem 0:3 in Hoffenheim versammelten sich die Spieler zu einer Mannschaftssitzung ohne den Trainer. „Das fand ich gut“, sagte Josef Zinnbauer zwar – schlecht jedoch dürfte er es finden, dass in Hamburg inzwischen auch über seine Person geredet wird.

Beim HSV setzt sich die Horrorsaison des Vorjahres fort

Eigentlich sollte nach der Horrorsaison des Vorjahres , der Ausgliederung der Profiabteilung und der Entlassung des Trainers Mirko Slomka alles besser werden. Doch die Leiden gehen nahtlos weiter. Ganze 16 Tore hat der HSV in den 25 Saisonspielen geschossen, nur zu zwei Punkten reichte es in den vergangenen fünf Partien. Am Freitag kommt Hertha BSC nach Hamburg – und der Sportdirektor Peter Knäbel sagt schon jetzt: „Das ist ohne Frage eines der wichtigsten Spiele der Rückrunde.“ Die Zeit der Schicksalsspiele, sie hat also auch in Hamburg begonnen.

Das Beispiel Freiburg: Die „Wochen der Wahrheit“ hat der Mittelfeldspieler Mike Frantz ausgerufen, denn auch beim Sportclub läuft es schon länger nicht mehr nach Plan. Zuletzt setzte es gar drei Zu-Null-Niederlagen hintereinander – sehr zum Ärger des Trainers Christian Streich, der sich beim 0:3 am Sonntag in Wolfsburg lautstark über den Elfmeterpfiff von Sascha Stegemann empörte. Merke: Abstiegskampf ist, wenn der Schiedsrichter die Schuld an Niederlagen trägt.

Der VfB hat weiter Grund zur Hoffnung

Noch schlechter als Paderborn, Hamburg und Freiburg ist nur der VfB, der auf dem letzten Tabellenplatz liegt und in acht Rückrundenspielen drei Punkte gesammelt hat. Trotzdem gibt es Grund zur Hoffnung. Die Stuttgarter treffen in den so genannten Sechspunktespielen auf alle drei Rivalen, die vor ihnen stehen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte allerdings lautet: Auch Paderborn, Hamburg und Freiburg haben gute Gründe, das Duell mit dem VfB als lösbare Aufgabe zu betrachten.