Bruno Labbadia, der Trainer des VfB Stuttgart, sieht beim 0:0 in der Europa League gegen Plovdiv viel Schlechtes von seinem Team und sagt: „Die Wahrheit liegt auf dem Platz.“

Stuttgart - Es ist nicht so, dass sich beim VfB Stuttgart im Vergleich zur enttäuschenden vergangenen Saison gar nichts geändert hätte. Gotoku Sakai war inzwischen beim Friseur. Die kürzeren Haare stehen dem Verteidiger. Das ist doch was! Ansonsten lautet jedoch das Fazit der Partie gegen Botev Plovdiv: alles wie gehabt – neue Runde, alte Leier. Oder um mit Bruno Labbadia zu sprechen: „Wir haben heute viel, viel gesehen – auch für uns.“ Viel, viel Schlechtes, meint der Trainer, viel, viel Schlechtes auch aus seiner Sicht.

 

Seine Alarmglocken schrillen. Die Mannschaft hat durch das 0:0 zwar die Play-offs zur Europa League erreicht, aber das ist dann auch schon die einzige positive Erkenntnis für Labbadia und den VfB. Die zarte Aufbruchstimmung, die durch den auf der Mitgliederversammlung am 22. Juli vollzogenen Wechsel an der Vereinsspitze entstand, ist jedenfalls schon wieder verflogen. „Wir erzählen da zu viel“, sagt Labbadia. Auf die Frage, wer genau denn da zu viel erzähle, antwortet er dann: „Wir alle eben. Die Wahrheit liegt auf dem Platz.“

Relativ ungeschminkt ist da gegen Plovdiv zu Tage getreten, dass es an allen Ecken und Enden klemmt – in der Abwehr, im Mittelfeld, im Sturm. Das zeigte sich in ähnlicher Form übrigens bereits in den beiden ersten Pflichtspielen dieser Saison bei Botev (1:1) und im DFB-Pokal bei Dynamo Berlin (2:0). Aber immerhin ist der VfB weiter im Rennen. So könnte der Club darauf verweisen, dass die Bilanz stimmt, was in der Tat ein Teil der von Labbadia zitierten Wahrheit ist. Es gibt jedoch einen zweiten Teil – und der macht dem Trainer zunehmend Sorgen.

Labbadia vermisst Leidenschaft im Spiel

Er hat ja gesehen, was mit seinem Team gegen Plovdiv los gewesen ist – nichts. Dabei will der VfB angreifen und in der Bundesliga nach oben gucken. Das haben sowohl der neue Aufsichtsratschef Joachim Schmidt als auch der neue Präsident Bernd Wahler und der Manager Fredi Bobic so angekündigt. Labbadia hat dagegen die Erwartungen gebremst. Fühlt er sich jetzt bestätigt? „Ich habe es ja schon mal gesagt“, erklärt er, „man hat das Gefühl, jeder hat Ahnung – nur der Trainer nicht.“

Das hat zwar keiner behauptet, aber der Hinweis sei Labbadia gestattet. Damit wolle er auch überhaupt keine defensive Haltung zum Ausdruck bringen, sagt er, „aber ich habe halt gespürt, dass noch ein paar Dinge fehlen.“ Spätestens seit Donnerstag weiß er, dass ihn sein Instinkt nicht getrogen hat. Da hat er es ja sogar gesehen.

Oder eben auch nicht gesehen. Leidenschaft hat er zum Beispiel vermisst. „Fußball ist ein Zweikampfsport“, sagt Labbadia. Vergeblich gesucht hat er zudem die Automatismen im Angriff. Wie er mit dem Zusammenspiel von Mohammed Abdellaoue und Cacau zufrieden gewesen sei? „Sie haben ja kaum zusammengespielt“, sagt Labbadia. Aber wenigstens war Sakai inzwischen mal beim Friseur.