Das Führungsteam des VfB Stuttgart muss einer großen Verantwortung gerecht werden, findet StZ-Autor Peter Stolterfoht. Nun müssen sie beweisen, dass sie die neue Geldquelle in die richtigen Bahnen zu lenken verstehen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Das Sprichwort „Vor Gericht und auf hoher See“ muss schon seit geraumer Zeit um den Zusatz „und auf der Mitgliederversammlung des VfB“ erweitert werden. Denn auch dort lässt sich nicht voraussagen, was am Ende passiert. Diesmal ist etwas Historisches geschehen, nachdem 84,2 Prozent der anwesenden VfB-Mitglieder für die Ausgliederung der Fußball-Profiabteilung gestimmt haben. Damit wurde die von der Satzung vorgegebene Dreiviertelmehrheit deutlich übertroffen. Dieses Ja zu einer nicht börsennotierten AG ist ein enormer Vertrauensvorschuss, den die Mitglieder mit ihren Stimmen gegeben haben. Sie verzichten auf einen Großteil ihres direkten Mitspracherechts zugunsten von Geld, das den Club in der ersten Liga wettbewerbsfähig und so schnell wie möglich in das obere Tabellendrittel führen soll.

 

Dietrich verzichtet auf die Siegerpose

Der VfB-Präsident Wolfgang Dietrich hat nach dem Aufstieg mit der Ausgliederung sein zweites ganz großes Ziel erreicht. Auf die große Siegerpose hat er dennoch wohlweislich verzichtet. Schließlich ist jetzt auch Demut gefragt. Denn die an die Vereinsführung übertragene Verantwortung ist immens.

Dietrich und seine Vorstandskollegen müssen beweisen, dass sie die neue Geldquelle in die richtigen Bahnen zu lenken verstehen. Es braucht einiges an Fingerspitzengefühl, sowohl die Infrastruktur als auch den Kader nachhaltig zu stärken. Dafür stehen dem Club jetzt schon einmal 41,5 Millionen Euro zur Verfügung, die Daimler in den neuen VfB investiert. Der starke Partner muss sich auch nach der Übernahme von 11,75 Prozent der Anteile im Hintergrund halten. Es wird künftig sehr genau darauf geachtet werden, ob sich der Investor in das operative Geschäft einmischt.

Die Stärke des VfB

Bei aller Kommerzialisierung des Fußballs, deren Folge die Ausgliederung beim VfB ist, darf eines nicht vergessen werden: Ein Traditionsclub wie der VfB wird seine Stärke nie allein aus seinen finanziellen Möglichkeiten ziehen können. Noch wichtiger ist der Rückhalt durch die Fans, ohne den dem VfB mit Sicherheit nicht die Rückkehr in die erste Liga gelungen wäre. Was zeigt: ein Club funktioniert nicht allein nach wirtschaftlichen Regeln. Das sollte man beim VfB nie vergessen.