Bei der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart attackiert der Aufsichtsrat Martin Schäfer seine Kritiker – andere Stimmen hingegen rufen zur Einigkeit auf.

Stuttgart - Als die Schlacht nach sieben Stunden geschlagen war, blickte man unterhalb der riesigen Bühne in viele müde Gesichter. Ja, diese Mitgliederversammlung erforderte viel Sitzfleisch – und ebenso gute Nerven. „Das war meine erste Mitgliederversammlung, die ich bis zum Ende miterlebt habe“, gab Thomas Hitzlsperger zu Protokoll. Der Vorstandsberater wollte dies als Kompliment für das höchste Vereinsorgan verstanden wissen, Stichwort lebhafte Debattenkultur. Ansonsten wollte sich der Ex-Profi nicht weiter äußern, denn: „Ich war nur als Beobachter hier.“

 

Einer, dessen Wort an diesem Nachmittag sehr wohl Gewicht hatte, war Martin Schäfer. Der Aufsichtsratsvorsitzende war nach dem Sitzungsmarathon ebenfalls sichtlich geschafft. „Die sieben Stunden am Stück waren wirklich anstrengend“, sagte der Würth-Vertriebschef: „Doch am Ende zählt, dass wir gute Ergebnisse erzielt haben.“ Gleich zu Beginn der Sitzung hatte sich die Versammlung mit 60,9 Prozent der Stimmen gegen die Annahme des Antrages votiert, der darauf abzielte, den Aufsichtsrat aus dem Amt zu wählen.

Schäfer attackiert die Kritiker

Danach knöpfte sich Schäfer vom Podium aus ziemlich bald die Kritiker (vor allem vom Commando Cannstatt) vor, die mit Bannern in ihrer Stadionkurve noch kürzlich gefordert hatten, der dreiköpfige Aufsichtsrat bestehend aus Schäfer, Wilfried Porth (Daimler) und Hartmut Jenner (Kärcher) möge sich doch schnellstmöglich „verpissen!“. Daraufhin konterte Schäfer: „Wir verpissen uns erst, wenn wir den Verein wieder hinbekommen haben. Alles andere lassen wir uns von niemandem vorschreiben.“ Dass die Wortwahl nicht immer der feinen englischen Art entsprach, blieb auch Jan Schindelmeiser nicht verborgen. Sein trockener Kommentar: „Das gehört dazu.“ Aus seiner Hoffenheimer Zeit ist der Sportvorstand solch turbulente Debatten nicht gewohnt. Aber beim VfB Stuttgart e.V. geht es ein wenig anders zu, was Schindelmeiser, wie er beteuerte, aber überhaupt nichts ausmacht: „Ich es finde es gut, dass hier so kontrovers diskutiert wird. Und grundsätzlich fand ich es auch konstruktiv. Bei solch einer großen Zahl an Mitgliedern wird man nie eine hundertprozentige Einigkeit hinbekommen“, befand der Sportvorstand, der es wichtig findet, dass sein neuer Vorgesetzter nun „gemeinsame Linie definiert.“

„Keine Mitgliedersammlung, auf die man stolz sein könnte“

Guido Buchwald sind Kontroversen unter den Anhängern dagegen nicht fremd. Der VfB-Ehrenspielführer kennt sie noch aus seiner Zeit unter Gerhard Mayer-Vorfelder. Der Ex-Präsident war bei Teilen der Fans stets ein rotes Tuch. Von Vergleichen zu Dietrich wollte Buchwald am Sonntag aber absehen: „Ich denke, man sollte Wolfgang Dietrich jetzt erst einmal die Chance geben, etwas zu gestalten.“ Und, vor allem: „Oberstes Ziel muss es jetzt sein, die Lager zu einen.“

Am Ende des hitzigen Abends fasste das Mitglied Magnus Missel die Stimmung beim VfB so zusammen: „Diese Mitgliederversammlung ist nichts, auf das wir stolz sein können.“