Die Führungskrise beim VfB Stuttgart bereitet dem Manager Fredi Bobic einige Probleme: Potenzielle Neuzugänge wissen nicht, wie es in dem Club weitergeht – und der VfB ist nicht der einzige Verein, der neue Spieler sucht.

Hannover/Stuttgart - Die blonde junge Ordnerin im Kabinengang des Stadions von Hannover strahlt vor lauter Glück. Für Erinnerungsfotos posiert die Dame Arm in Arm mit den VfB-Spielern, die gerade vom Platz kommen – und muss nicht fürchten, dass ihr schwarzer Hosenanzug größere Schweißflecken abbekommt. Denn der Arbeitseinsatz der Fußballprofis ist zuvor durchaus überschaubar gewesen.

 

Das 0:0 in Hannover war „ein eigenartiges und kein packendes Spiel“, sagt der VfB-Trainer Bruno Labbadia, sein 96-Kollege Mirko Slomka fand es gar „einschläfernd“. Quälend langweilig waren die 90 Minuten, die fürs Publikum kaum Höhepunkte bereithielten – und einen Vorgeschmack darauf lieferten, wie der Rest dieser Bundesligasaison aus Stuttgarter Sicht aussehen könnte.

Die Abstiegsgefahr scheint gebannt

Jeweils neun Punkte beträgt der Abstand zu den Europapokalplätzen und zum Relegationsrang. „Wir dürfen uns nicht zu sicher sein“, sagt zwar der Torwart Sven Ulrich. Doch scheint die Gefahr, noch einmal in akute Abstiegsnot zu geraten, eher theoretischer Natur. Zu schwach ist die Konkurrenz, während sich der VfB zuletzt vor allem in der Defensive stabilisiert hat. Es tut der Mannschaft gut, nicht mehr im Dreitagesrhythmus antreten zu müssen, auch wenn es spielerisch weiterhin holpert.

Der Blick richtet sich daher bereits über die verbleibenden sechs Bundesligaspiele hinaus – auf das Pokalhalbfinale am 17. April gegen den SC Freiburg und auf die Planungen für die neue Saison. Beides hat miteinander zu tun. Sollte der VfB in das Endspiel einziehen und sich damit womöglich wieder für die Europa League qualifizieren, wäre der Bedarf an neuen Spielern noch größer, als er ohnehin schon ist. Bruno Labbadia betont immer wieder, nicht noch einmal mit kleinem Kader auf drei Hochzeiten tanzen zu wollen. Und Fredi Bobic sagt: „Wir wollen die Qualität anheben und leistungsstärker in die neue Saison gehen.“

Bobic kennt Hundts Pläne nicht

Die Beobachtungsreisen, die Gespräche, die Verhandlungen seien in vollem Gange – das Problem jedoch ist: die Führungskrise beim VfB, die auch die Arbeit des Managers erschwert. „Es vereinfacht die Sache nicht, wenn der Verein negative Schlagzeilen macht und potenzielle Neuzugänge nicht wissen, was da los ist und wie es weitergeht“, sagt Bobic. Auch er weiß das nicht, in die Pläne des VfB-Aufsichtsratschefs Dieter Hundt ist er nicht eingeweiht. Und er weiß somit auch nicht, wer als Nachfolger von Gerd Mäuser sein neuer Chef wird und wie groß dessen Risikobereitschaft ist. Dabei müssten jetzt bereits die entscheidenden Weichen gestellt werden.

„Wir sind trotzdem sehr zuversichtlich, dass wir auf dem Transfermarkt etwas hinbekommen“, sagt Bobic. Die Verpflichtungen des Cottbuser Zweitligatorhüters Thorsten Kirschbaum (25) und des Fürther Offensivspielers Sercan Sararer (23) stehen fest – doch dürften sie erst einmal in die Kategorie Ergänzungsspieler gehören. Der Leverkusener Daniel Schwaab (24) brächte mehr Erfahrung mit. Allerdings ist in seinem Falle der VfB nicht der einzige Interessent, was kaum verwundert: Als junger deutscher Spieler, noch dazu ablösefrei, gehört der beim SC Freiburg ausgebildete Verteidiger in die Kategorie besonders umworben.

Auch der Hoffenheimer Kevin Volland ist im Visier

Gleiches gilt für den Hoffenheimer Stürmer Kevin Volland (20). Ein Abstieg der TSG würde die Chancen auf seine Verpflichtung zwar vergrößern – ob Volland, dessen Vertrag bis 2015 läuft, zu bekommen wäre, ist aber auch dann ungewiss: „Schließlich muss Hoffenheim aus finanziellen Gründen keinen Spieler abgeben“, sagt Bobic.

Im Sturm stehen daher weiterhin zwei Spieler auf dem Zettel, um die sich Bobic bereits in der Winterpause bemüht hatte: Pierre-Michel Lasogga (21) von Hertha BSC und Tomer Hemed (25) von RCD Mallorca. Der Vertrag des Israeli läuft 2014 aus, für zwei Millionen Euro wäre er zu haben. Auch der Dortmunder Mittelfeldspieler Moritz Leitner (20) war in der Winterpause ein Kandidat und dürfte es wieder werden. Doch gilt auch hier: die Verhandlungsposition des VfB könnte derzeit besser sein.