Für den weit gereisten Argentinier Emiliano Insua muss der VfB keine Ablöse bezahlen. Der 26-Jährige soll die Stuttgarter Abwehr stabilisieren.

Stuttgart - Der neue Mann aus Argentinien schritt entschlossen zur Tat. Schwungvoll setzte Emiliano Insua am Samstag in der Früh seine Unterschrift unter einen Dreijahresvertrag beim VfB Stuttgart und zögerte am nächsten Morgen nicht, seine Laufschuhe und die neuen Trainingsklamotten anzuziehen. Gemeinsam mit dem angeschlagenen Abwehrspieler Timo Baumgartl drehte er erste Runden auf dem Clubgelände, obwohl der Rest der Mannschaft bis Dienstag frei hat.

 

Nicht nur wegen dieses Arbeitseifers sind sie beim VfB ziemlich stolz auf ihre Verstärkung für die Abwehr. Hinzu kommt einerseits, dass Insua mit seinen 26 Jahren bereits eine stattliche Erfahrung mit nach Stuttgart bringt. Er stand seit seinem Abschied von den Boca Juniors im Jahr 2007 schon beim FC Liverpool, Galatasaray Istanbul, Sporting Lissabon, Atletico Madrid und Rayo Vallecano unter Vertrag; er hat insgesamt 35 internationale Einsätze in der Champions League und der Europa League vorzuweisen; mit der argentinischen U-20-Nationalmannschaft wurde er 2007 in Kanada Weltmeister, debütierte zwei Jahre später im A-Team und bestritt seither vier Länderspiele. „Neues Land, neue Herausforderung – ich habe große Lust, mein neues Trikot auf dem Spielfeld zu tragen“, ließ Insua via Twitter verlauten.

Insua hatte offenbar ein Sonderkündigungsrecht

Andererseits komplettiert es den Stolz der Stuttgarter, dass sie für den Neuzugang, der angeblich auch bei einigen anderen Clubs auf dem Wunschzettel stand und vom Internetportal Transfermarkt.de mit einem Marktwert von vier Millionen Euro gehandelt wird, keine Ablöse bezahlen müssen. Eine besondere Klausel in Insuas Vertrag mit Atletico Madrid, so heißt es, habe dem Spieler ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt. Zum Nulltarif kommt er also nach Stuttgart und bringt damit den VfB nicht unter den Zugzwang, zur Refinanzierung möglichst schnell eigenes Personal loswerden zu müssen.

Groß ist beim VfB nun die Hoffnung, dass die Kombination aus Erfahrung und kleinem Preis einen Volltreffer auf dem Transfermarkt ergibt. Als „weiteren Schritt in unserer Kaderplanung“ wertet der Sportvorstand Robin Dutt die Verpflichtung von Insua, der die wacklige VfB-Abwehr stabilisieren soll. Sein Vorteil ist, dass der 1,79-Meter-Mann sowohl in der Innenverteidigung als auch auf der linken Seite spielen kann, den beiden Problemzonen in der VfB-Mannschaft. Doch ist er vor allem für links vorgesehen. Niemand, der in der abgelaufenen Saison auf dieser Position Adam Hlousek hat spielen sehen, wird behaupten können, es gäbe keinen Bedarf. Schon vor einigen Wochen hatte der VfB daher auch den Heidenheimer Linksverteidiger Philipp Heise (24) verpflichtet.

Wird Héctor Moreno der nächste neue Verteidiger?

Insua wird nicht der letzte Abwehrspieler sein, der zum VfB kommt. Der Mexikaner Héctor Moreno (27) von Espanyol Barcelona könnte der nächste sein, sobald der Abgang von Antonio Rüdiger endlich feststeht. Der VfB-Coach Alexander Zorniger, der den Nationalverteidiger schon vergangenen Dienstag vom Training befreit hat, wird dem Tag entgegensehnen. Denn dass die Abwehr besonders viel Arbeit bereitet, wurde ihm spätestens am Samstag klar, als sein Team beim 1:4 bei den Young Boys Bern die erste Testspielniederlage hinnehmen musste. „Uns hat über weite Strecken die Kompaktheit gefehlt“, sagte Zorniger, was auch, aber nicht nur an den schweren Beinen seiner Spieler gelegen habe: „Wir hätten das in mehreren Situationen besser machen müssen und wissen, dass wir uns noch vieles erarbeiten müssen. Das werden wir in den nächsten Wochen tun.“

Emiliano Insua will dabei helfen. Am Montag hat die Mannschaft noch einmal frei. Am Dienstag aber wird der Neuzugang dann auch die übrigen Kollegen kennenlernen, nachdem er sich mit Timo Baumgartl immerhin schon einmal beschnuppert hat.